Das tragische Unglück des Air India Boeing 787-8 bei Ahmedabad hat weltweit für Aufsehen gesorgt und viele Menschen beschäftigt die Frage: Gibt es wirklich einen sichersten Sitzplatz in einem Flugzeug, falls es zu einem Unfall oder gar einem Absturz kommt? Diese Frage wird oft gestellt, vor allem nach dem Fall von Viswash Kumar Ramesh, dem einzigen Überlebenden des Fluges, der auf Sitzplatz 11A saß. Doch was sagen Experten zu dieser Thematik und welche Erkenntnisse können Reisende daraus ziehen? Zunächst einmal ist wichtig zu verstehen, dass Flugzeugabstürze sehr komplexe und unvorhersehbare Ereignisse sind. Das Verhalten eines Flugzeugs bei einem Unfall oder Absturz hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Typ des Flugzeugs, der Art des Aufpralls, der Höhe und Geschwindigkeit, der Umgebungsbeschaffenheit und weiteren variablen Umständen. Insofern ist es sehr schwer vorherzusagen, welcher Sitzplatz im Ernstfall der sicherste ist. Expertinnen und Experten aus der Luftfahrtbranche betonen, dass es keine garantierte Sicherheit für einen bestimmten Sitz gibt.
Laut Jeff Guzzetti, ehemaliger Unfallermittler bei der Federal Aviation Administration und der National Transportation Safety Board, sind die Verhältnisse bei einem Flugzeugunglück so unkontrollierbar, dass alle Annahmen über die Sicherheit einzelner Sitzplätze unwirksam sind. Es gehe vielmehr darum, sich einen Sitzplatz zu wählen, an dem man sich wohl fühlt, anstatt zu versuchen, die Sicherheit durch eine spezielle Wahl zu erhöhen. Eine verbreitete Annahme ist, dass die hinteren Reihen eines Flugzeugs die sichersten seien. Diese Vorstellung beruht darauf, dass das Cockpit im vorderen Bereich liegt und somit bei einem Frontalcrash zuerst beschädigt wird. Doch wie Guzzetti erklärt, sind die Dynamiken eines Absturzes nicht immer vorhersehbar.
Manchmal kann auch die Kabinenmitte oder sogar der vordere Bereich weniger stark betroffen sein, je nach Unfallhergang. Außerdem variiert die Sitzplatzkonfiguration von Flugzeug zu Flugzeug, was die Vorhersage weiter erschwert. Gegenüberstellung verschiedener Sitzplatzlagen zeigt, dass Plätze in der Nähe der Notausgänge unter Umständen schnelleres Verlassen des Flugzeugs ermöglichen können. Bei einem Brand oder Druckabfall kann die Nähe zu einem Notausgang lebensrettend sein. Allerdings kann es bei schweren Crashs vorkommen, dass ein bestimmter Bereich des Flugzeugs schwer beschädigt oder blockiert ist, was den Fluchtweg auch in der Nähe eines Notausgangs verhindert.
So war es bei dem Air India Flug 171 der Fall, bei dem die rechte Seite der Maschine gegen eine Wand gedrückt wurde, was das Entkommen durch die rechte Notausgangstür verhinderte. Auch muss bedacht werden, dass Unfälle wie bei Air India äußerst selten sind und Flugreisen statistisch gesehen eine der sichersten Formen des Reisens sind. Die Luftfahrtindustrie unterliegt strengen Sicherheitsvorschriften, regelmäßigen Sicherheitskontrollen der Maschinen sowie permanenten Schulungen der Besatzung, um Notfallsituationen bestmöglich zu bewältigen. Was können Reisende also tun, um sich in der Luft sicher zu fühlen? Zunächst sollte man der Sicherheitsunterweisung Aufmerksamkeit schenken, denn diese liefert wichtige Informationen über Notausgänge, die richtige Haltung bei Notlandungen und das Verhalten im Notfall. Die Wahl eines Sitzplatzes in der Nähe eines Notausgangs ist nach wie vor sinnvoll, wenn man mobil und körperlich dazu in der Lage ist, im Notfall schnell zu evakuieren.
Darüber hinaus gilt es, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen des Kabinenpersonals Folge zu leisten. In einer Notsituation sind Reaktionsschnelligkeit, Übersicht und der Einsatz der Sicherheitsausrüstung entscheidend. Das Schicksal von Viswash Kumar Ramesh zeigt, dass Überleben oft vom Glück abhängt. Er saß zwar in der Nähe eines Notausgangs, was möglicherweise seine Chancen erhöhte, aber die Einzelumstände seines Überlebens sind komplex und nicht auf eine allgemeine Regel übertragbar. Wie Luftfahrtexperte Shawn Pruchnicki anmerkt, sind Überlebensfälle bei solchen schweren Unfällen extrem selten, vor allem wenn die Stelle dicht am vorderen Bereich und nahe den tragbaren Kraftstoffen liegt.
Wenn es um das Thema „sicherster Sitzplatz“ in einem Flugzeug geht, ist zu beachten, dass Sicherheit im Luftverkehr von vielen Faktoren abhängt, die weit über die Sitzplatzwahl hinausgehen. Fluggesellschaften investieren immens in Wartung, technische Innovationen und Pilotenausbildung. Zweifelsohne sind Flugunfälle dramatische Ereignisse, doch sie sollten nicht dazu verleiten, sich vor dem Fliegen zu fürchten. Reisende sollten sich stattdessen auf geprüfte Sicherheitsmaßnahmen verlassen und bei der Flugreise entspannt bleiben. Abschließend kann festgehalten werden, dass es keinen Sitzplatz gibt, der in einem Flugzeugunglück absolut sicher ist.
Die komplexen und unvorhersehbaren Dynamiken eines Unfalls bzw. Absturzes machen individuelle Vorhersagen unmöglich. Die beste Vorbereitung besteht darin, sich mit den vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen vertraut zu machen und eine Sitzplatzwahl zu treffen, die das persönliche Wohlbefinden fördert – denn mentale Ruhe trägt auch zur sicheren Flugerfahrung bei. Die Ereignisse rund um Air India Flight 171 mahnen uns, wie wichtig es ist, Flugreisende umfassend zu informieren, um Ängste abzubauen und die reale Sicherheit in der Luftfahrt weiter zu stärken. Die Technologien und Standards in der Branche entwickeln sich kontinuierlich, damit Tragödien wie diese so selten wie möglich bleiben.
In der Zwischenzeit sollten Passagiere ihre Sitzplätze nach persönlichen Präferenzen wählen und sich darauf verlassen, dass maximale Sicherheitsvorkehrungen für jeden Flug greifen.