Nach der Rallye von Donald Trump: Wer ist oben, wer ist unten? In der politischen Landschaft Georgias, die bereits von Spannungen und innerparteilichen Konflikten geprägt ist, stellte Trumps Rallye am 24. September 2024 im Johnny Mercer Theatre in Savannah ein zentrales Ereignis dar. Für viele Beobachter war dieser Auftritt eine Gelegenheit, die Machtverhältnisse innerhalb der Republikanischen Partei in Georgia zu analysieren und zu bewerten, wer unter dem Einfluss des ehemaligen Präsidenten aufsteigen könnte und wer ins Abseits geraten könnte. Trump begann seine Rede mit einer traditionellen, energischen Ansprache, die seine Anhänger begeisterte. Es war ein klarer Versuch, seine Basis zu mobilisieren und gleichzeitig seinen Einfluss über die politischen Akteure des Bundesstaates zu demonstrieren.
Die Auswahl der Personen, die er nannte, war dabei keineswegs zufällig. Er lobte deutlich ehemalige Senatoren wie David Perdue, der zuletzt mehrere Wahlen verloren hatte, und stellte fest, dass Perdue „hart arbeitet“. Diese Bemerkung könnte als Versuch gewertet werden, Perdue wieder ins Spiel zu bringen, da er trotz seiner Rückschläge immer noch eine treue Anhängerschaft hat. Ein weiteres großes Thema der Rallye waren die aufstrebenden Politfiguren, die Trump als seine Verbündeten in Georgia präsentierte. Lt.
Gov. Burt Jones bekam lobende Worte zugesprochen; Trump bezeichnete ihn als „fantastischen politischen Menschen“. Jones hat in der Vergangenheit offen seine Ambitionen für das Gouverneursamt bekundet. Diese Unterstützungsbekundung könnte ihm helfen, sich als ernsthafter Kandidat in den kommenden Wahlen zu positionieren, besonders in einem Umfeld, in dem die Republikaner eine klare Führungspersönlichkeit benötigen. Aber nicht nur Jones profitiert von Trumps Rückendeckung.
Im Fokus stand auch Kongressabgeordneter Earl „Buddy“ Carter, den Trump als „Kriegsheld“ bezeichnete. Carter hat sich in der politischen Arena Georgias einen Namen gemacht und könnte von Trumps Einfluss profitieren, insbesondere wenn er auf gubernatoriale oder senatorelle Ambitionen hinarbeitet. Trumps Wertschätzung kann sich in zukünftigen Wahlen als Gold wert erweisen und ihm den Weg zu höheren politischen Ämtern ebnen. Eine Überraschung während der Rallye war Trumps lobende Erwähnung von Brian Kemp, dem derzeitigen Gouverneur Georgias, mit dem er in der Vergangenheit eine teils stürmische Beziehung hatte. Erinnerungen an den Wahlkampf 2020 und Kemps Weigerung, die Wahlergebnisse anzufechten, schimmerten durch, als Trump Kemp als „fantastisch“ bezeichnete.
Obwohl Kemp nicht an der Veranstaltung teilnahm, könnten Trumps positive Bemerkungen über ihn die Spannungen zwischen den beiden mindern. In einer Zeit, in der die GOP sowohl mit internen als auch externen Herausforderungen kämpft, könnte Kemps Unterstützung bei den bevorstehenden Wahlen entscheidend sein. gleichwohl bleibt die Beziehung zwischen Trump und Kemp kompliziert. Während Kemp in den letzten Jahren zahlreiche Errungenschaften erzielen konnte, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und Investitionen in die Infrastruktur, steht er vor der Herausforderung, die moderaten Wähler zurückzugewinnen, die unter Trumps radikaler Rhetorik leiden. Bei den Zwischenwahlen wird die Unterstützung von Kemp für die republikanische Ticketwahl entscheidend sein, insbesondere wenn es darum geht, unabhängige Wähler zu gewinnen, die sich von Extrempositionen abwenden.
Doch nicht jeder hielt sich bei Trumps Rallye an das positive Narrativ. Viele prominente Republikaner, die sich in der Vergangenheit von Trump distanziert hatten oder dessen Rhetorik ablehnen, waren entweder nicht anwesend oder blieben während der Veranstaltung still. Dieser Mangel an gesichteten Parteivertretern könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Partei in Georgia weiterhin unter einem schleichenden Zerfall leidet, in dem unterschiedliche Flügel der GOP um Einfluss und Macht kämpfen. In der Tat ist die Zukunft der Republikanischen Partei in Georgia fraglich, und ob Trumpismus ohne Trump erfolgreich fortbestehen kann, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Die Rallye hat Fragen aufgeworfen: Wer wird in der Nach-Trump-Ära die Führung übernehmen? Wie werden die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei künftig koexistieren? Trump wird zwar weiterhin eine bedeutende Rolle im politischen Diskurs spielen, doch es bleibt abzuwarten, wie seine Nachfolger—oder eventuell Gegner—auf seine Politik reagieren und sich positionieren werden.
Die politischen Ambitionen von Burt Jones und Buddy Carter könnten durch die Unterstützung Trumps und die Legitimation durch seine Anhängerschaft gefördert werden. Andererseits könnte David Perdue, trotz der wiederholten Niederlagen, die Gelegenheit nutzen, um sich als eine Art politischen Phoenix zu präsentieren. Seine Wiederauferstehung könnte möglicherweise ein Zeichen für den anhaltenden Einfluss Trumps auf eine bestimmte Wählerschaft in Georgia sein. Das politische Klima in Georgia hat durch diese Rallye einen neuen Anstrich bekommen. Trumps Namensnennung und die damit verbundenen Lobeshymnen auf seine potenziellen Verbündeten scheinen den Druck auf viele republikanische Kandidaten zu erhöhen, sich entweder in Trumps Schatten zu bewegen oder sich von ihm zu distanzieren.
Insbesondere die Mittelschicht und die moderaten Wähler sind hier von zentraler Bedeutung, da sie die Wahlen oft entscheiden. Abschließend lässt sich sagen, dass die Rallye in Savannah nicht nur ein Auftritt voller Jubel und Leidenschaft war, sondern auch ein politisches Schachspiel, in dem Akteure ihren Platz im zukünftigen Georgien und der GOP bestimmen können. Die unsicheren Zeiten erfordern von allen Beteiligten strategisches Denken und ein feines Gespür für die sich schnell ändernden Machtdynamiken innerhalb der Partei. Der Ausgang der kommenden Wahlen wird über das Schicksal der Republikaner in Georgia entscheiden und im besten Fall eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten hervorbringen, die sowohl die Werte Trumps aufgreifen als auch neue Wege in der politischen Landschaft Georgias finden.