Die rasante Entwicklung des Kryptomarktes hat in den letzten Jahren das Interesse etablierter Finanzinstitute geweckt. Während Kryptowährungen und digitale Assets immer mehr an Bedeutung gewinnen, stand für viele Banken die Frage im Raum, wie sie diese neuen Technologien rechtlich sicher in ihr Geschäft integrieren können. Ein entscheidender Schritt in diese Richtung wurde jüngst von der amerikanischen Finanzaufsichtsbehörde Office of the Comptroller of the Currency (OCC) unternommen. Die OCC bekräftigte am 7. Mai 2025 mit dem Interpretationsschreiben Nummer 1184, dass bundesstaatlich zugelassene Banken und Sparkassen Krypto-Dienstleistungen wie Verwahrung und Ausführung anbieten können, ohne vorher eine formelle Genehmigung einzuholen.
Voraussetzung ist die Einhaltung solider Risikomanagementstandards und rechtlicher Compliance. Diese Klarstellung schafft Planungssicherheit und fördert die weitere Integration von digitalen Werten in das reguläre Finanzsystem der USA. Vorangegangen war bereits im März desselben Jahres eine ähnliche Richtlinie, die das Erfordernis der vorherigen Zustimmung für bestimmte kryptobezogene Tätigkeiten ersetzte. Mit der jetzigen Ausweitung wird das Dienstleistungsportfolio offiziell ergänzt und präzisiert, dass neben der Verwahrung auch das Ausführen von Transaktionen und das Einbeziehen von Drittanbietern zu den zulässigen Aktivitäten zählen. Banken können demnach eigenständig in digitale Vermögenswerte investieren, diese im Auftrag ihrer Kunden kaufen oder verkaufen und zentrale Funktionen wie die Verwahrung und Abwicklung von Krypto-Assets in Kooperation mit externen Dienstleistern organisieren.
Dabei unterliegen sie denselben strengen Auflagen, wie sie auch für traditionelle Finanzinstrumente gelten. Hierzu zählen unter anderem akkurate Bonitätsprüfungen, Risikoüberwachung bei Dienstleistern sowie erhöhtes Augenmerk auf Cybersicherheit. Das Interpretationsschreiben bestätigt und baut auf vorangegangenen Vorgaben aus den Jahren 2021 und 2023 auf, die bereits den Weg für Aktivitäten im Bereich digitaler Vermögenswerte ebneten. Deutlich wird, dass die OCC an der Auffassung festhält, digitale Assets können, bei richtiger Umsetzung und strenger Aufsicht, integraler Bestandteil konzessionierter Bankgeschäfte sein. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu bisherigen restriktiveren Regulierungsansätzen, die unter der früheren US-Administration die Bankinstitute dazu anhielten, behördliche Genehmigungserklärungen oder keine Einwände einzuholen, bevor sie Kryptodienstleistungen anboten.
Das neue, flexiblere Regulierungsklima erleichtert nicht nur die Markteinführung entsprechender Services, sondern ermöglicht auch eine wettbewerbsfähige Anpassung der Bankprodukte an den dynamischen Markt der digitalen Assets. Die handelbare Bandbreite reicht dabei von Kryptowährungen über Stablecoins bis hin zu Beteiligungen als Validatoren in Blockchain-basierten Netzwerken. Insbesondere die Nutzung sogenannter Drittanbieter oder Sub-Verwahrer wird nun ausdrücklich durch die OCC erlaubt, während gleichzeitig klar definiert wird, dass die Verantwortung für die Einhaltung der Rechtsnormen und Sicherheitsstandards bei den bankenrechtlich regulierten Instituten verbleibt. Das Ziel der OCC ist es, die aufsichtsrechtliche Überwachung und den Schutz der Finanzindustrie zu konsolidieren, ohne Innovation zu behindern. „Durch die Reduzierung genehmigungspflichtiger Barrieren können Banken schneller und flexibler agieren, bleiben dabei aber an höchste Sicherheits- und Compliance-Standards gebunden“, so der amtierende Comptroller Rodney Hood.
Die Bestätigung der OCC spiegelt eine wachsende Anerkennung digitaler Assets als legitime und zukunftsweisende Komponente im Finanzökosystem wider. Damit ist auch eine Signalwirkung für weitere Regulierungsbehörden zu erkennen, die zunehmend daran interessiert sind, den Umgang mit Kryptoökonomien innerhalb klar definierter rechtlicher Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Für die Banken bedeutet die Klarstellung eine Entlastung bei der Produktentwicklung und eine bessere Planbarkeit, um Kryptoportfolios gezielter an die Bedürfnisse ihrer Kundschaft anzupassen. Zudem können Intermediäre aus der Blockchain-Branche durch Kooperationen nun verstärkt Einzug in den traditionellen Finanzsektor erhalten. Die Risikomanagementverpflichtungen umfassen insbesondere sorgfältige Prüfung der Drittanbieter, regelmäßige Audits und die Implementierung zuverlässiger Cyberabwehrmechanismen, um sowohl Kundengelder als auch unternehmensinterne Systeme zu schützen.
Die Kombination aus regulatorischer Klarheit und technologischer Innovation schafft eine neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen Banken und Krypto-Dienstleistern. Gleichzeitig werden die Rechte der Verbraucher gestärkt, da Finanzinstitute ihre Pflichten im Auftrags- und Anbietermanagement transparent wahrnehmen müssen. Die Zukunft der Bankenlandschaft in den USA dürfte somit zunehmend von digitalem Geld geprägt sein, wobei der OCC-Rahmen die Grundlage für vertrauenswürdige und nachhaltige Angebote bildet. Insgesamt zeigt die Entwicklung auch die wachsende Bedeutung der Kryptoindustrie als integraler Bestandteil des globalen Wirtschaftssystems. Banken, die frühzeitig auf diese Transformation setzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und neue Zielgruppen erschließen.
Mit dem wegweisenden Interpretationsschreiben 1184 bewahrt die OCC somit den Spagat zwischen Förderung von Innovation und Schutz vor Risiken – ein Balanceakt, der angesichts der Dynamik der digitalen Märkte essentiell bleibt. Für Investoren, Kunden und Branchenakteure bietet die Klarstellung eine solide Basis für zukünftige Geschäftsmodelle und birgt das Potenzial, den Zugang zu Kryptoprodukten im etablierten Bankensektor massiv zu erweitern. Das Vertrauen in digitale Assets wird so weiter gestärkt und die Integration in den Finanzalltag vorangetrieben. Die behördliche Bestätigung der OCC kann daher als Meilenstein auf dem Weg zu einer umfassenden und zugleich sicheren Nutzung von Kryptowährungen durch Banken gewertet werden.