Der europäische Kaffeemarkt steht vor einer möglichen bedeutenden Veränderung, da der italienische Kaffeeproduzent Lavazza einen Zusammenschluss mit dem deutschen Familienunternehmen Dallmayr in Erwägung zieht. Diese potenzielle Fusion zweier traditionsreicher Kaffeeröster könnte die Branche nachhaltig beeinflussen, neue Synergien schaffen und das internationale Wachstum beider Marken beflügeln. Die Nachricht über die laufenden Gespräche ging Ende Juni 2025 durch die Fachpresse und regte vielfältige Diskussionen über die künftige Ausrichtung und Wettbewerbsfähigkeit beider Unternehmen an. Lavazza hat sich als einer der führenden Kaffeeröster weltweit etabliert, mit einer langen Familiengeschichte und einem breit gefächerten Portfolio. Das 1895 gegründete Unternehmen mit Sitz in Turin verfügt über acht Produktionsstätten in fünf Ländern und beschäftigt mehr als 5.
500 Mitarbeiter. Mit Marken wie Lavazza und Carte Noire spricht das Unternehmen verschiedene Kundensegmente an, von Espresso-Liebhabern bis hin zu premiumorientierten Konsumenten. Im Jahr 2024 erzielte Lavazza einen Umsatz von 3,35 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die EBIT-Marge stieg auf 130 Millionen Euro, und das EBITDA erhöhte sich um beeindruckende 18,6 Prozent. Der Nettogewinn konnte sogar um über 20 Prozent auf 82 Millionen Euro zulegen.
Diese starken Zahlen zeigen, dass Lavazza trotz der herausfordernden Marktlage und der steigenden Rohstoffkosten seine Profitabilität steigern konnte. Die Herausforderungen in der Kaffeeproduktion sind nicht zu unterschätzen. Lavazza berichtete, dass die Preise für Arabica- und Robusta-Bohnen im Jahr 2024 um mehr als 70 Prozent angestiegen sind. Zudem blieb der Preisdruck in den ersten Monaten 2025 hoch. Diese Rohstoffverteuerungen beeinträchtigten zunächst die Verkaufsvolumina, was strategische Anpassungen erforderlich macht.
CEO Antonio Baravalle betonte, dass neben den komplexen geopolitischen Rahmenbedingungen auch die Zollerhöhungen in den USA eine zusätzliche Belastung darstellen. In diesem Kontext verfolgt Lavazza vor allem den deutschen Markt als Schlüsselfokus, um die Position als führender Anbieter im europäischen Omnichannel-Vertrieb auszubauen. Dallmayr als potenzieller Fusionspartner ist ebenfalls ein starker Akteur im deutschen und europäischen Kaffeemarkt. Das Unternehmen mit etwa 4.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzielt jährlich ca.
1,2 Milliarden Euro Umsatz. Mit Marken wie Prodomo, Capsa und Crema d’Oro versorgt Dallmayr sowohl den Einzelhandel als auch den Foodservice-Sektor. Ein wichtiger Absatzkanal sind die großen deutschen Einzelhandelsketten, beispielsweise Rewe. Darüber hinaus ist Dallmayr im Bereich Vending und Bürokaffee aktiv, was dem Unternehmen ein breit diversifiziertes Geschäftsmodell verleiht. Als familiengeführtes Unternehmen legt Dallmayr ebenfalls großen Wert auf Tradition, Qualität und nachhaltige Produktentwicklung.
Die Überlegungen einer Fusion zwischen Lavazza und Dallmayr werden von den Eigentümern beider Unternehmen sorgfältig geprüft. Laut italienischer Presseberichten behält Lavazza seine Mehrheit am neu entstehenden Unternehmen, womit die strategische Steuerung weiterhin in den Händen der italienischen Familie bleiben könnte. Lavazza hat für die Verhandlungen die Investmentbank Goldman Sachs hinzugezogen, was die Ernsthaftigkeit der Gespräche unterstreicht. Eine Fusion hätte das Potenzial, zahlreiche Vorteile zu generieren. Durch die Zusammenführung ihrer Produktionskapazitäten und Vertriebskanäle können Kosteneinsparungen realisiert werden.
Gleichzeitig könnten beide Unternehmen von der jeweils starken Marktposition des Partners profitieren. Lavazza würde seine Position in Deutschland, dem größten europäischen Kaffeemarkt, deutlich stärken. Andererseits könnte Dallmayr auf das internationale Netzwerk von Lavazza zugreifen und seine Reichweite ausbauen. Hierdurch lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber globalen Playern wie Nestlé und JAB Holding weiter erhöhen. Neben der ökonomischen Dimension birgt das Zusammengehen auch strategische Chancen für Innovation und Nachhaltigkeit.
Beide Unternehmen haben in den letzten Jahren verstärkt in nachhaltige Kaffeeanbauprojekte und umweltfreundliche Verpackungstechnologien investiert. Im heutigen Marktumfeld gewinnt das Thema Nachhaltigkeit für Konsumenten zunehmend an Bedeutung. Ein gemeinsames Engagement könnte nicht nur das ökologische Profil der Gruppe schärfen, sondern auch Wettbewerbsvorteile sichern. Die potenzielle Fusion ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die Integration zweier eigenständiger Familienunternehmen erfordert ein sensibles Management.
Unterschiedliche Unternehmenskulturen, organisatorische Abläufe und Marktstrategien müssen harmonisiert werden. Auch die regulatorische Prüfung solcher Zusammenschlüsse in Europa könnte aufwendige Verfahren nach sich ziehen. Zudem bleiben Fragen zu möglichen Restrukturierungen und der zukünftigen Markenstrategie offen. Beide Unternehmen besitzen starke Einzelmarken, die erhalten werden müssen, um Kundenloyalität nicht zu gefährden. Aktuell bleibt abzuwarten, wie die Gespräche weiter verlaufen.
Offizielle Kommentare von Lavazza und Dallmayr stehen noch aus, nachdem Branchenmedien und Analysten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen. Im Hintergrund dürfte die Verhandlungsführung anspruchsvoll sein, da beide Seiten ihre Interessen sorgfältig abwägen. Zudem wird der Markt besonders gespannt die strategischen Schritte der Wettbewerber beobachten, die auf solche Entwicklungen reflektieren könnten. Unabhängig vom Ausgang der Fusionsgespräche zeigen die jüngsten Zahlen von Lavazza, dass der Kaffeesektor trotz aktuell steigender Rohstoffpreise robust bleibt. Die Umsatz- und Ergebnissteigerungen im Geschäftsjahr 2024 sind ein Beleg für die Resilienz und Innovationskraft des Unternehmens.
Auch Dallmayr hält sich mit soliden Umsatzzahlen in einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Für Kunden weltweit bedeuten diese Entwicklungen künftig ein noch vielfältigeres Angebot hochwertiger Kaffeespezialitäten. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die mögliche Fusion von Lavazza und Dallmayr eine strategische Antwort auf die zunehmende Globalisierung und Konzentration im Kaffeegeschäft sein könnte. Beide Familienunternehmen wollen ihre Marktstellung nicht nur halten, sondern durch gemeinsame Stärken weiter ausbauen. Die Bündelung von Know-how, Vertrieb und Produktion verspricht Synergien, die in einem zunehmend umkämpften Marktumfeld entscheidend sein können.
Die Zukunft des Kaffeemarktes in Europa wird durch solche Zusammenschlüsse maßgeblich geprägt. Die Konsumenten profitieren von innovativen Produkten, wachsender Markenvielfalt und der nachhaltigen Ausrichtung führender Hersteller. Gleichzeitig wächst der Wettbewerbsdruck auf kleinere Anbieter und neue Marktteilnehmer. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Branche in den kommenden Jahren weiterentwickelt und wie Lavazza sowie Dallmayr ihre Rolle innerhalb dieses dynamischen Umfelds gestalten werden.