Der Spotmarkt im Frachtverkehr ist für viele Spediteure und Transportunternehmen eine Herausforderung. Schwankende Preise, Unsicherheiten bei der Frachtauslastung und der ständige Druck, kurzfristige Aufträge zu gewinnen, führen oft zu einem belastenden Geschäftsalltag. Im Gegensatz dazu steht der Direktvertrieb zu Verladern, der nachhaltige Stabilität, bessere Planbarkeit und höhere Margen verspricht. Der zweite Teil der Masterclass-Reihe „Wie man direkt geht und den Spotmarkt hinter sich lässt“ widmet sich den praktischen Schritten, um direkte Kundenbeziehungen aufzubauen und dauerhaft zu pflegen.Die erste wichtige Erkenntnis besteht darin, dass der Übergang vom Spotmarkt zum Direktvertrieb kein Zufallsprodukt ist, sondern eine systematische Herangehensweise erfordert.
Es beginnt mit der Erfassung und Organisation potenzieller Leads. Viele Transportunternehmer verlieren sich in der Hoffnung auf wenige Hochkaräter oder verschwenden viel Zeit mit sporadischen Anrufen, ohne ihre Aktivitäten zu dokumentieren. Der Aufbau eines Lead-Trackers ist daher unverzichtbar. Eine strukturierte Übersicht, welche Unternehmen bereits kontaktiert wurden, welche Antworten erfolgten und wo sich Möglichkeiten ergeben könnten, ist ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Kundengewinnung.Dabei ist es wichtig, das Ziel stets im Blick zu behalten: Nicht hunderte potenzieller Verlader anzurufen, sondern zwei bis drei partnerschaftlich verbindliche Kunden mit regelmäßigen Frachterfordernissen zu gewinnen.
Doch diese stabilen Kunden sind nur durch ein konsequentes und diszipliniertes Vorgehen erreichbar. Wer täglich zehn neue Kontakte anruft und beharrlich am Ball bleibt, erhöht die Chancen auf Erfolg massiv.Das sogenannte „Kaltakquise“-Telefonat muss neu gedacht werden. Es ist nicht lästige Pflicht, sondern eine Chance, Beziehungen zu knüpfen und sein Leistungsangebot zu präsentieren. Ein guter Gesprächseinstieg präsentiert das Unternehmen selbstbewusst und klar: Der Anrufer stellt sich mit Namen und Firmennamen vor, nennt den Standort und die verfügbaren Fahrzeugtypen – damit ist schnell klar, welche Kapazitäten angeboten werden können.
Danach folgt ein kurzer Hinweis auf die Aktivitäten des Verladers in bestimmten Regionen oder auf häufig genutzten Routen. So wird die Relevanz des Gesprächs für den potenziellen Kunden unterstrichen. Abschließend wird ein möglichst unverbindliches Angebot gemacht, etwa das Zusenden eines Carrier-Pakets oder die Aufnahme in die Lieferantendatenbank, um bei zukünftigen Bedarf schnell verfügbar zu sein.Wichtig ist, diese Kontaktaufnahme mit Ruhe und Selbstbewusstsein zu führen, ohne um Aufträge zu betteln. Der Spediteur positioniert sich als Problemlöser und zuverlässiger Partner, nicht als jemand, der verzweifelt an der Tür klopft.
Ein professioneller Auftritt weckt eher Interesse und erhöht die Chancen auf Folgegespräche.Doch ein einzelner Anruf reicht nicht aus. Die Herausforderung liegt im konsequenten Nachfassen. Kunden, die heute nicht auf Angebote reagieren, können morgen bereits Bedarf haben – sofern man dranbleibt. Dazu ist ein strukturierter Follow-up-Prozess unerlässlich.
Regelmäßige Nachfragen, sei es telefonisch oder per E-Mail, zeigen Engagement und Verlässlichkeit. Standardisierte Zeitabstände für Erinnerungskontakte helfen, die Beziehung lebendig zu halten, ohne aufdringlich zu wirken. Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich langfristig aus und beugen dem klassischen „einmal angerufen, dann vergessen“ Syndrom vor.Ein weiterer Aspekt ist die Qualität der Unterlagen, die Versendern unterbreitet werden. Der sogenannte Carrier-Packet sollte professionell gestaltet sein und alle relevanten Informationen übersichtlich darstellen – vom Versicherungsschutz über Fuhrparkdetails bis zu Referenzen oder Sicherheitszertifikaten.
Eine klare und attraktive Darstellung stärkt das Vertrauen und kann den entscheidenden Unterschied machen. Unternehmen wollen nachvollziehen können, mit wem sie zusammenarbeiten, vor allem, wenn größere Vertragsvolumina anstehen.Der direkte Kontakt zu Verladern bedeutet aber auch, dass sich der Spediteur aktiv mit den Bedürfnissen und Herausforderungen des Kunden auseinandersetzt. Es geht nicht nur um die reine Transportleistung, sondern auch um Servicequalität, Flexibilität und Problemlösungskompetenz. Ein guter Spediteur bringt sich mit errechenbarer Verlässlichkeit ein und schafft so gute Voraussetzungen für eine langfristige Kooperation.
Neben der Kundenakquise ist auch die interne Organisation ein Schlüssel zum Erfolg. Die Nutzung moderner CRM-Systeme ermöglicht es, die Kommunikation mit Kunden und Interessenten effizient zu verwalten. Hier werden alle Interaktionen dokumentiert, Aufgaben geplant und Erinnerungen gesetzt. So geht nichts unter und das Pipeline-Management läuft systematisch ab. Automatisierungstools können zudem repetitive Abläufe erleichtern und den Fokus auf das Wesentliche richten – den persönlichen Kontakt zum Kunden.
Darüber hinaus ist es hilfreich, sich mit Branchenexperten auszutauschen oder Podcasts und Fachartikel zu verfolgen. Zum Beispiel betont Justin Lu, CEO von Truckpedia, in einer Podcastfolge mit dem Masterclass-Moderator Adam Wingfield die Notwendigkeit, den aktiven Vertrieb nicht auf die lange Bank zu schieben. Ärger über schwankende Spothandelspreise oder Unsicherheiten bei kurzfristigen Aufträgen verlangsamen nur das eigene Wachstum. Stattdessen sollte man sich direkt und zupackend auf neue Kunden zu bewegen und sich eine stabile Basis erarbeiten. Wer auf Aufträge wartet, verliert wertvolle Marktanteile.
Die Beharrlichkeit und der klare Fokus auf direkte Kunden gewinnen bringen also den Unterschied. Das Engagement für den Aufbau eines soliden Kundenstamms nützt nicht nur der eigenen Planungssicherheit, sondern verbessert auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Aufträge werden kalkulierbarer und die Abhängigkeit von kurzfristigen Preisschwankungen auf der Spotbörse sinkt.Doch genau diese Veränderung der Denkweise hin zu mehr Eigeninitiative und systematischem Vertriebsaufbau zeichnet die erfolgreichen Unternehmer in der Transportbranche aus. Während andere im Tagesgeschäft gefangen bleiben und hoffen, werden sie aktiv und gestalten ihre Erfolgsbasis selbst.
Dabei gilt es, sowohl Vertrauen zu Verladern als auch zu sich selbst aufzubauen. Der Fokus liegt auf dem nachhaltigen Netzwerk, nicht auf der kurzfristigen Chance.Zusammenfassend lässt sich feststellen: Der Weg vom Spotmarkt zu direkten Kundenbeziehungen erfordert vor allem eine strukturierte Herangehensweise, geduldiges Nachfassen und ein professionelles Auftreten. Der Aufbau eines Lead-Trackers schafft Transparenz und erlaubt eine gezielte Bearbeitung von potenziellen Kunden. Die telefonische Ansprache wird neu definiert als Chance, nicht als lästige Pflicht.
Folgegespräche sichern das Interesse und führen zu einem echten Vertrauensaufbau. Durch die Nutzung professioneller Unterlagen und moderner CRM-Tools wird der gesamte Prozess effizienter gestaltet. Inspiration und Motivation liefern Branchenexperten, die den Wandel aktiv vorantreiben.Wer bereit ist, den direkten Weg zu gehen, wird mit einem stabilen und wachstumsfähigen Geschäft belohnt. Die Abkehr vom Spotmarkt erlaubt nicht nur bessere Planung und höhere Margen, sondern bringt auch mehr Zufriedenheit im hektischen Alltag.
Dabei zeigen sich die Spediteure, die konsequent dranbleiben, am Ende als die Gewinner der Branche. So viel steht jetzt schon fest – den Erfolg holt sich, wer den direkten Kontakt zum Kunden sucht und die eigenen Chancen systematisch nutzt.