Die Erstellung von stilvollen und ansprechenden Webbenutzeroberflächen (User Interfaces, UI) gehört zu den größten Herausforderungen in der Webentwicklung. Zwar ermöglichen moderne große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs), wie jene von OpenAI, beeindruckende Fortschritte in der automatischen Generierung von Code, doch der sogenannte „Look and Feel“-Aspekt bleibt oft hinter den Erwartungen zurück. Häufig wirken UIs, die von LLMs generiert werden, eher funktional und technisch als kreativ oder ästhetisch ausgereift. Doch wie gelingt es, die Fähigkeiten von LLMs nicht nur für die technische Umsetzung, sondern auch für das Design attraktiver, benutzerfreundlicher und stylisher Interfaces zu nutzen? Der Schlüssel liegt in einer Kombination aus gezieltem Prompting, kreativer Vorarbeit, Verständnis für Designprinzipien und dem Einsatz ergänzender Werkzeuge.Zunächst einmal ist das richtige Prompting essenziell.
LLMs reagieren sehr stark auf die Art und Weise, wie Fragen und Aufgaben formuliert werden. Allgemeine Prompts führen häufig zu Lösungen, die funktional sind, aber nicht besonders kreativ. Wird allerdings detailliert beschrieben, was man sich unter einem „stylischen“ oder „modern-ästhetischen“ UI vorstellt, dann liefert das Modell oft deutlich bessere Resultate. Dazu gehören neben Angaben wie Farbpaletten oder Typografie auch Hinweise auf gewünschte Layoutrichtungen, Animationen und visuelle Effekte. Beispielsweise kann man im Prompt erwähnen, dass das Web UI „ein minimalistisches, helles Design mit klaren Linien und sanften Schatten“ haben soll und dass interaktive Elemente bei Hover animiert werden sollen.
Je präziser und kreativer das Briefing, desto gezielter und einfallsreicher wird die Codeausgabe. Die Integration von Begriffen aus der Designwelt, etwa „Material Design“, „Neumorphismus“ oder „Dark Mode“ hilft ebenfalls, den Stilwunsch zu konkretisieren.Ein weiterer wichtiger Tipp ist die Verwendung von visuellen Designvorlagen. Tools wie Sketch, Figma oder Adobe XD ermöglichen es, ein ansprechendes User Interface vorab zu entwerfen. Diese Designs können dann in Form von Screenshots oder genauer beschriebenen Elementen als Input für LLMs genutzt werden, um den Code gezielt an ein bestehendes Design anzupassen.
Einige fortschrittliche LLMs verstehen mittlerweile auch Bildinformationen als Input, sodass man ihnen direkt eine Grafik zeigt und dann um die Umsetzung auf HTML, CSS oder sogar JavaScript bitten kann. Dadurch verlagert sich die kreative Gestaltung in das Design-Tool, wo gestalterische Freiheit und Genauigkeit leichter gewährleistet sind, während der LLM vor allem das technische Abbild liefern kann.Ebenso sollte man sich vor Augen führen, dass LLMs von sich aus keine tiefgehenden ästhetischen Kenntnisse besitzen, sondern vielmehr Muster aus gigantischen Datenmengen nachahmen. Insofern lohnt es sich, konkrete Designprinzipien und Best Practices explizit in die Prompts einzubauen. Dazu zählen unter anderem die richtige Verwendung von Weißraum, eine abgestimmte Farbwahl, gut lesbare Schriftarten, konsistente Abstände und Harmonien sowie Accessibility-Aspekte.
Wenn diese Prinzipien als Vorgaben integriert werden, erhält man nutzerfreundlichere und visuell ansprechendere Vorschläge. Zudem können Frameworks wie Tailwind CSS oder Bootstrap genannt werden, die vordefinierte Design-Komponenten liefern und eine moderne Optik erleichtern.Animationen und interaktive Elemente stellen eine weitere Hürde dar. Viele LLMs können zwar Basis-JavaScript oder CSS-Animationen erzeugen, jedoch verlieren diese häufig an Eleganz oder wirken technokratisch. Hier arbeitet man am besten mit Modulen und Bibliotheken wie GSAP oder Framer Motion, deren Nutzung im Prompt explizit erwähnt wird.
Eine Kombination aus gut strukturiertem Code, klarer Animationserklärung und passenden CSS- oder JavaScript-Bibliotheken führt zu dynamischen und flüssigen Nutzererfahrungen, die einen professionellen Eindruck hinterlassen.Das Nachbearbeiten ist ein weiterer unverzichtbarer Schritt. Auch wenn LLMs heute schon komplexe Layouts erstellen können, benötigt man zumeist manuelle Anpassungen, um das Design final zu polieren und auf verschiedene Bildschirmgrößen anzupassen. Responsive Design darf niemals fehlen, was bedeutet, dass der generierte Code auf mobilen Geräten ebenso gut funktioniert wie auf Desktops. Hier sind Media Queries in CSS, Flexbox und Grid Layout essenziell und sollten in den Prompt aufgenommen werden, damit das Modell diese Best Practices berücksichtigt.
Wer höhere Ansprüche hat, sollte LLMs zudem mit weiteren Tools verbinden, etwa mit KI-gestützten Design-Assistenten, Farbgeneratoren, Typografie-Analysetools und Accessibility-Checkern. So entsteht ein Prozess mit rückgekoppelten Schleifen, bei denen das von der KI generierte Ergebnis evaluiert, optimiert und wieder zurückgespielt wird. Die Kombination verschiedener KI-Lösungen kann dabei zu echten Mehrwerten führen und die Grenze zwischen Design und Programmierung zunehmend aufheben.Ein praktischer Ansatz ist, die generierten Interface-Komponenten und UI-Module zuerst als einzelne Teile anfertigen zu lassen und sie anschließend zu einem kompletten Layout zusammenzusetzen. So bleibt man flexibel und kann einzelne Elemente gezielt stylen oder austauschen.
Zudem erleichtert das Testing und iterative Verbessern bei mehreren kleinen Komponenten den Workflow. LLMs eignen sich dafür besonders gut, da sie schnell und mit relativ geringem Aufwand neue Varianten erstellen können, wenn die Vorgaben entsprechend angepasst werden.Nicht zu vergessen ist auch der menschliche Faktor in diesem Prozess. Designerisches Gespür, Erfahrung mit Usability und Ästhetik sowie ein sicherer Umgang mit modernen Designwerkzeugen sind unabdingbar, um aus den Basis-Outputs von LLMs ein wirklich überzeugendes Web UI zu entwickeln. LLMs können Ideen liefern, Routinen automatisieren und Vorschläge machen, doch der Feinschliff bleibt in der Hand eines Webentwicklers oder Designers.
Schließlich zeigt die Praxis, dass die Kombination aus visueller Vorarbeit, präzisen Prompts, begleitendem Styling Frameworks und kontinuierlicher Nachbearbeitung die besten Ergebnisse bringt. In Zukunft werden Sprachmodelle womöglich noch besser darin, Designästhetik zu verstehen und umzusetzen. Bis dahin sind kreative Inputs, gezielte Steuerung und ein bewusster Umgang mit den Möglichkeiten des Modells unerlässlich, um stilvolle und beeindruckende Weboberflächen zu schaffen, die Nutzer begeistern und die eigene Marke aufwerten.