Die fortschreitende Digitalisierung prägt den Alltag vieler Menschen und gerade junge Nutzer verbringen zunehmend Zeit auf mobilen Plattformen. App-Stores wie die von Apple und Google sind dabei zentrale Dreh- und Angelpunkte für den Zugang zu Anwendungen und digitalen Diensten. Vor diesem Hintergrund setzen sich aktuell politische Kräfte in den USA dafür ein, ein neues Bundesgesetz zu etablieren, das eine verpflichtende Altersverifikation für alle Nutzer dieser App-Stores vorsieht. Dieses geplante Gesetz könnte grundlegende Veränderungen im Umgang mit digitalen Inhalten, Datenschutz und Jugendschutz mit sich bringen. Das Gesetz mit dem Arbeitstitel „App Store Accountability Act“ wird von den republikanischen Kongressmitgliedern Sen.
Mike Lee aus Utah und Rep. John James aus Michigan vorangetrieben. Sie folgen damit einer Initiative, die bereits auf Landesebene in Utah beschlossen wurde, nun jedoch auf Bundesebene umgesetzt werden soll. Ziel ist es, die digitalen Plattformen stärker in die Pflicht zu nehmen und den Schutz von Minderjährigen im digitalen Raum durch eine systematische Altersüberprüfung zu verbessern. Nach dem Vorschlag müssten App-Store-Betreiber mit mehr als fünf Millionen Nutzern sicherstellen, dass sich alle Nutzer vor Kontoeröffnung oder Gerätezugang einer altersgerechten Prüfung unterziehen.
Die Alterskategorien würden in vier Gruppen eingeteilt: „junge Kinder“ unter 13 Jahren, Kinder zwischen 13 und 15 Jahren, Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren und Erwachsene ab 18 Jahren. Die gesammelten Informationen sind unter strengen Datenschutzauflagen an App-Entwickler weiterzugeben, damit altersgerechte Inhalte und Funktionen bereitgestellt werden können. Eltern und Erziehungsberechtigte sollen durch die Gesetzesinitiative mehr Einfluss erhalten, indem für Nutzer unter 18 Jahren vor dem Download oder einem Kauf eine ausdrückliche Zustimmung eingeholt werden müsste. Das Gesetz verfolgt damit das Ziel, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu potenziell schädlichen, gewaltverherrlichenden oder sexualisierten Inhalten zu erschweren und zugleich Schutz vor Online-Raubtieren zu verbessern. „Unsere Gesetzgebung bringt Altersverifikation direkt zum Ursprung des Problems anstelle nur auf einzelne Apps zu reagieren“, so Sen.
Mike Lee in einer Erklärung. Die Vorschläge stoßen zugleich auf unterschiedliche Reaktionen aus der Technologiebranche und bei Datenschützern. Zahlreiche große Social-Media-Unternehmen wie Meta, Snap und X (ehemals Twitter) befürworten den Vorstoß und begrüßen eine zentrale Altersverifikation durch die App-Stores. Diese könne den Nutzern und vor allem Eltern eine bequeme und sichere Möglichkeit bieten, die Altersangaben ihrer Kinder zu verwalten, so die Argumentation. Die Bündelung der Altersprüfung an einer zentralen Stelle solle außerdem verhindern, dass Nutzer mehrfach ihre persönlichen Daten preisgeben müssen – ein Schritt hin zu mehr Datenschutz und Benutzerfreundlichkeit.
Entgegen dieser Haltung zeigen sich Apple und Google skeptisch gegenüber einer verpflichtenden Altersprüfung für alle Nutzer. Ihre Sorge gilt insbesondere der breiten Anwendung, die alle Nutzer – unabhängig davon, welche Apps sie nutzen wollen – dazu verpflichten würde, persönliche sensiblen Daten wie Ausweisdokumente oder biometrische Daten zur Altersverifikation zu hinterlegen. Apple, das als Vorreiter für Datenschutz gilt, äußerte beispielsweise, dass eine solche generelle Abfrage aller Nutzer keinen Beitrag zur Sicherheit leiste und eher Risiken für die Privatsphäre berge. Stattdessen schlagen sie eine geteilte Verantwortung zwischen App-Store-Betreibern und Entwicklern vor, sodass nur bei Bedarf eine Altersverifikation stattfinden soll. Google unterstreicht zudem, dass sie im Dialog mit dem Kongress bleiben wollen, aber die Rechte der Eltern und den Datenschutz der Nutzer wahrt.
Hintergründig werfen Experten zudem rechtliche Fragen zur Vereinbarkeit mit dem First Amendment auf. Kritiker des Gesetzes befürchten, dass die verpflichtende Offenlegung persönlicher Daten zu einer Art Zensur oder Zugangsbeschränkung für geschützte Online-Inhalte führen könnte. Zudem ist die technische und praktische Umsetzung der Altersverifikation ein neben datenschutzrechtlichen Bedenken ein zentrales Thema: Wie können besonders junge Nutzer ihr Alter nachweisen, ohne auf offizielle Dokumente zurückgreifen zu müssen, oder ohne dass die Daten zu Sicherheitslücken führen? Die App-Stores sind schon heute darum bemüht, unangemessene Inhalte zu filtern und bieten jugendschutzorientierte Maßnahmen an. Auf der anderen Seite konzentriert sich jedoch ein Großteil der elterlichen und behördlichen Besorgnis auf soziale Netzwerke und Community-Apps, die sich durch Interaktionen unter Jugendlichen auszeichnen. Dort sei das Risiko besonders hoch, dass Minderjährige problematischen Inhalten und potenziellen Gefahren wie Cybermobbing oder Kontaktaufnahme durch Fremde ausgesetzt sind.
Die Altersverifikation auf Ebene der App-Stores soll hier eine zusätzliche Schutzbarriere bilden. Der Vorstoß markiert einen wichtigen Schritt hin zu einem umfassenderen digitalen Jugendschutzgesetz in den USA. Gleichzeitig illustriert er die komplexen Herausforderungen, die sich aus der Balance zwischen Kinderschutz, Nutzerfreundlichkeit, Datenschutz und freiheitlichen Grundrechten ergeben. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, wäre eine Frist von einem Jahr für die Umsetzung vorgesehen, was eine rasche Adaptionsphase für die betroffenen Konzerne bedeuten würde. Die Debatte um das Gesetz ist gleichzeitig Teil einer globalen Diskussion über Altersverifikationen im Internet.
Ähnliche Regelungen wurden bereits in anderen Ländern eingeführt oder angedacht, etwa in Frankreich, die dort schon Auswirkungen auf Plattformen wie Pornhub haben. Die technischen Verfahren reichen von Video-Identifikationen, Ausweiskontrollen bis hin zu innovativen biometrischen oder KI-gestützten Methoden. Die Herausforderungen dabei sind, solche Prüfungen zugleich sicher, datenschutzfreundlich und für junge Nutzer einfach handhabbar zu gestalten. Abschließend lässt sich sagen, dass das geplante App Store Accountability Act eine bedeutende Veränderung im digitalen Ökosystem bedeuten könnte. Es adressiert zentrale Fragen nach Verantwortung und Schutz in einer immer vernetzteren Welt.
Für Nutzer, Entwickler und vor allem die jüngeren Zielgruppen könnten die Neuerungen eine sicherere Nutzung digitaler Angebote bringen, vorausgesetzt, sie werden mit Bedacht und unter Wahrung der Privatsphäre umgesetzt. Die nächsten Monate werden zeigen, wie sich die Stakeholder einigen und welche technische Lösungen zur Altersverifikation realisiert werden können, um den Spagat zwischen Sicherheit, Freiheit und Datenschutz zu meistern.