DOOM Eternal, der lang erwartete Nachfolger des erfolgreichen DOOM (2016), erschien im Jahr 2020 mit großem kommerziellen Erfolg und überwiegend positiven Kritiken. Doch hinter den Kulissen verbarg sich eine komplexe und kontroverse Geschichte rund um den Soundtrack des Spiels, der maßgeblich von dem renommierten Komponisten Mick Gordon gestaltet wurde. Seine ausführliche Stellungnahme beleuchtet zahlreiche Schwierigkeiten, Streitigkeiten und Missverständnisse, die während der Produktion der Musik für DOOM Eternal entstanden sind. Die Debatte um den Soundtrack wirft interessante Fragen auf über Arbeitsbedingungen, Kommunikation in der Spielebranche und den Umgang mit kreativen Leistungen im AAA-Gaming-Umfeld. Mick Gordon, der bereits mit seiner Arbeit an DOOM (2016) großen Erfolg hatte, wurde von id Software für die Komposition des Soundtracks zu DOOM Eternal beauftragt.
Schon früh im Projekt zeigten sich jedoch grundlegende Probleme: Die ursprüngliche Produktionsplanung verlangte eine unglaublich straffe Zeitvorgabe, die das Fertigstellen von Musik für zwei Spielabschnitte pro Monat vorsah. Da viele Level-Designs und Gameplay-Elemente jedoch noch gar nicht finalisiert oder nicht vorhanden waren, gestaltete sich die Erstellung passender Musikstücke äußerst schwierig. Die Kommunikation zwischen Gordon und dem Entwicklungsteam von id Software war häufig langsam und ineffizient, was den ohnehin unrealistischen Zeitplan noch verschärfte. Diese Diskrepanz zwischen Zeitplan und tatsächlicher Entwicklung führte zu mehrfachen Überarbeitungen, Ablehnungen und Anpassungen der Musikstücke – ein Prozess, der nicht nur zeitaufwendig, sondern auch emotional belastend für Gordon war. Neben der permanenten zeitlichen Drucksituation kam hinzu, dass er über mehrere Monate hinweg nicht bezahlt wurde, obwohl er kontinuierlich Musik lieferte und arbeitete.
Die finanzielle Unsicherheit und die mangelnde Unterstützung durch das Management verstärkten den Druck zusätzlich und führten zu einer toxischen Arbeitsatmosphäre, die für Gordon eine enorme Belastung darstellte. Besonders problematisch wurde die Situation durch die Ankündigung des Soundtracks für DOOM Eternal bei der E3 2019. Das Album wurde mit Gordons Namen beworben und für Vorbestellungen freigegeben, noch bevor ein Vertrag zur offiziellen Produktion des Soundtracks unterzeichnet worden war. Dies stellte nicht nur ein rechtliches Risiko dar, da Kunden ein Produkt kauften, das nicht real existierte, sondern setzte Gordon auch unter enormen Druck, den Soundtrack kurzfristig liefern zu müssen. Trotz mehrmaliger Bitten um eine formelle Vereinbarung und Planung wurde Gordon von id Software und Studioleiter Marty Stratton abgewiesen oder ignoriert – was die Spannungen weiter verschärfte.
Die Situation spitzte sich weiter zu, als Gordon im Januar 2020 direkt Bethesda kontaktierte, um eine Vertragsgrundlage für den Soundtrack zu etablieren. Die Verhandlungen fanden ohne Beteiligung von Marty Stratton oder id Software statt und führten schließlich zu einem Vertrag, der nur die Produktion von zwölf Songs für den offiziellen Soundtrack vorsah – deutlich weniger als die ursprünglich angedachten 30 Tracks. Der Vertrag wurde erst knapp vor der Veröffentlichung des Spiels im März 2020 finalisiert, was der engen zeitlichen Lage geschuldet war. Die finale Deadline für die Lieferung der Titel war Mitte April, was bedeutete, dass Gordon innerhalb weniger Wochen ein komplettes Album produzieren musste. Parallel dazu erfuhr Gordon, dass id Software bereits sechs Monate vor seiner Vertragsunterzeichnung an einer alternativen Version des Soundtracks arbeitete.
Diese wurde von Chad Mossholder, dem leitenden Audiodesigner, produziert und basierte aus Editierungen von Gordons Ingame-Musik. Die Qualität dieser Bearbeitungen entsprach jedoch nicht den Erwartungen professioneller Musikproduktion: Es traten technische Fehler auf, darunter abruptes Tempowechsel, überlappende Audiospuren ohne weiche Übergänge und unsaubere Schnittstellen. Diese Alternative wurde trotz der Mängel von id Software als offizielle OST-Version genutzt, was Gordon scharf kritisierte, jedoch ohne Gehör zu finden. Die letzten Tage der Produktion waren von einem erheblichen Zeitdruck geprägt. Trotz des enormen Engagements von Gordon, der zahlreiche Überstunden leistete und Tag und Nacht arbeitete, erfuhr er spät von wichtigen rechtlichen Konsequenzen, die verspätete Lieferungen der OST nach sich ziehen könnten.
Zudem wurde seine kreative Kontrolle über das Projekt eingeschränkt, da id Software sämtliche Entscheidungen über die Trackauswahl, das Artwork und die finale Abmischung innehatte. Im Gegensatz zu Gordons früherer Erfahrung mit der DOOM (2016)-Produktion wurde er diesmal ausgeschlossen und erhielt die fertige Albumversion erst mit Veröffentlichung des Spiels zu hören. Die Veröffentlichung der DOOM Eternal OST wurde von Fans und Kritikern kontrovers aufgenommen. Neben Lob für Gordons Musik äußerten viele Nutzer auch Kritik an der Qualität der offiziellen Albumproduktion, insbesondere an den von Mossholder bearbeiteten Stücken. Diese Kritik führte zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Gordon und Stratton.
Es folgte ein Skype-Gespräch, nach dem die beiden eine gemeinsame Stellungnahme zum Umgang mit der Situation planten. Diese wurde allerdings nie veröffentlicht. Stattdessen veröffentlichte Stratton auf Reddit eine öffentliche Gegendarstellung, die Gordon als alleinigen Schuldigen für die Probleme bezeichnete – ein Schritt, der Gordons Ruf erheblich beschädigte. Daraufhin nahm die Situation eine juristische Wendung. Gordon ließ sich rechtlich vertreten und forderte nicht nur die ausstehenden Zahlungen für seine Arbeit, sondern auch eine Korrektur der öffentlichen Behauptungen von Stratton.
Das Management bot ihm eine hohe Geldsumme im Austausch für eine Schweigepflicht und das öffentliche Eingeständnis der Schuld an, was Gordon ablehnte. Er betonte, dass die Wahrheit für ihn wichtiger sei als finanzielles Entgegenkommen, und wandte sich erneut an die Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzung zog sich über Monate hin, begleitet von einer Welle an Online-Belästigungen und Bedrohungen gegen Gordon, was die psychische Belastung zusätzlich verstärkte. Trotz der belastenden Umstände drückte Gordon in seiner Stellungnahme auch die Wertschätzung für die positiven Aspekte seiner Arbeit an DOOM Eternal aus, etwa die Zusammenarbeit mit talentierten Kollegen im Soundteam, die das Endprodukt mitgestalteten. Gleichzeitig kritisierte er jedoch das Management bei id Software und Bethesda, das ihn seiner Meinung nach im Stich ließ und die Probleme ignorierte oder vertuschte.
Die Kontroverse um den DOOM Eternal Soundtrack beleuchtet weitreichende Probleme in der Videospielindustrie. Sie zeigt, wie unrealistische Zeitpläne, mangelhafte Kommunikation und unklare Verantwortlichkeiten die kreative Arbeit behindern können. Die Bedeutung von klaren vertraglichen Absprachen und transparente Arbeitsabläufe wird ebenso deutlich wie die Gefahren von öffentlicher Diffamierung und den Umgang mit Kritik innerhalb großer Entwicklerstudios. Gordons Fall mahnt zur Reflexion über Vertragspraktiken, Urheberrechte und die Wertschätzung der Künstler, die die Soundwelten von Spielen erschaffen. Es unterstreicht, dass nicht nur technisches Know-how und kreative Exzellenz, sondern auch faire und respektvolle Arbeitsbedingungen essenziell sind, um Großprojekte erfolgreich umzusetzen und die Integrität aller Beteiligten zu wahren.
Der Streit um den Soundtrack von DOOM Eternal mag für viele Gamer zunächst nebensächlich erscheinen, doch er wirft ein Licht auf fundamentale Fragen der Arbeitsethik und der Branche selbst. Gerade in Zeiten, in denen Spiele mit immer höheren Budgets und komplexeren Produktionen ausgestattet werden, bleibt die menschliche Komponente oft im Hintergrund. Die Geschichte rund um Mick Gordon und DOOM Eternal erinnert eindrücklich daran, dass hinter jeder perfekten Spielmusik auch Menschen mit Hoffnungen, Herausforderungen und berechtigten Erwartungen stehen, deren Stimmen gehört werden müssen.