Die Quantencomputing-Branche erlebt mit der bevorstehenden Lieferung eines 300-Qubit-Quantencomputers durch IQM Quantum Computers an das finnische Forschungsinstitut VTT einen bedeutenden Durchbruch. Der Zeitplan sieht vor, dass zunächst 2026 ein 150-Qubit-System und ein Jahr darauf ein revolutionäres 300-Qubit-System ausgeliefert werden. Diese Weiterentwicklung markiert nicht nur einen großen technologischen Fortschritt, sondern stärkt auch die führende Position Finnlands in der globalen Quantencomputing-Landschaft. IQM ist global als Spitzenreiter bei der Entwicklung supraleitender Quantencomputer bekannt. Die Technologie basiert auf der Nutzung von supraleitenden Qubits, die bei extrem tiefen Temperaturen betrieben werden, um Quantenphänomene stabil zu nutzen und so komplexe Berechnungen durchzuführen, die klassische Computer überfordern.
Die geplante 300-Qubit-Anlage kombiniert zwei 150-Qubit-Quantenprozessoren und ermöglicht damit eine bisher nie dagewesene Rechenleistung. Dieser Quantensprung in der Hardware wird Forschern neue Möglichkeiten eröffnen, insbesondere im Bereich der Quantenfehlerkorrektur (Quantum Error Correction, QEC). Fehlerkorrektur ist eine der zentralen Herausforderungen auf dem Weg zu der so genannten fehlertoleranten Quantencomputertechnik, die nötig ist, um Quantencomputer zuverlässig für reale Anwendungen einzusetzen. Quantenbits sind extrem anfällig gegenüber Störungen und Fehlern, die während der Berechnung auftreten können. Hier setzt die Forschung an, um durch QEC-Methoden eine konstante Fehlererkennung und Korrektur zu ermöglichen, was die Grundlage dafür bildet, Quantenmaschinen in der Praxis einsetzbar und skalierbar zu machen.
Der neue 300-Qubit-Quantencomputer wird als eine Art Testumgebung entwickelt, die es dem Forschungsteam erlaubt, modernste Fehlerkorrekturprotokolle zu erproben und zu optimieren. Darüber hinaus wird das System das Experimentieren mit innovativen Algorithmen ermöglichen, wie beispielsweise dem sogenannten Circuit Knitting – einer Methode, um komplexe Quantenprogramme effizienter zu gestalten und Ressourceneinsatz zu minimieren. Diese Funktionen sind entscheidend, um den tatsächlichen Nutzen von Quantencomputern im wissenschaftlichen und industriellen Umfeld greifbar zu machen. Die Integration dieser leistungsfähigen Systeme in die finnische Hochleistungsrecheninfrastruktur ist ein weiterer großer Vorteil. Durch die Verschmelzung von konventioneller Hochleistungsrechnertechnik mit der neusten Quantenhardware können hybride Berechnungsansätze verfolgt werden.
Dies bietet Forschern die Möglichkeit, Quantenberechnungen nahtlos in bereits existierende Arbeitsabläufe zu integrieren, was die Analysen flexibler, schneller und effizienter macht. Finnland verfolgt mit dieser Kooperation eine strategische Vision, um das Land als Hotspot für Quantenforschung und -entwicklung zu etablieren. IQM hat damit bereits den dritten großen Auftrag bei VTT erfolgreich abgeschlossen – zuvor wurden 5-Qubit-, 20-Qubit- und 50-Qubit-Systeme bereitgestellt und zum Einsatz gebracht. Jede dieser Stationen war entscheidend, um das technologische Know-how aufzubauen, den Nachwuchs auszubilden und eine wachsende Community von Wissenschaftlern und Entwicklern zu fördern. Mikko Välimäki, Co-CEO von IQM Quantum Computers, betont den Wert großer Partnerschaften für den Technologiesprung: „Wir freuen uns sehr, unsere langjährige Zusammenarbeit mit VTT fortzusetzen und unsere nächste Generation von Quantencomputern zu liefern, die Finnlands Quantum Ecosystem weiter vorantreiben wird.
Unsere Mission ist es, weltweite vollintegrierte Quantencomputersysteme bereitzustellen und mit dem 300-Qubit-System liefern wir die bislang leistungsfähigste Technologie.“ Dieses starke Bekenntnis zur Weiterentwicklung zeigt sich auch im schnellen Zeitrahmen der Auslieferung, der Branchenkenner überrascht hat. Piia Konstari, Projektleiterin bei VTT und verantwortlich für das Quantencomputer-Beschaffungsverfahren, unterstreicht die Bedeutung: „Dieser 300-Qubit-Quantencomputer wird weltweit die größte Anzahl an supraleitenden Qubits in einem System enthalten und die schnelle Realisierung ist herausragend.“ In den letzten Jahren hat IQM im Vergleich mit anderen Herstellern die meisten vor Ort installierten Quantencomputer geliefert. Mit über 300 Mitarbeitern und Hauptsitz in Finnland unterhält IQM zudem eine internationale Präsenz in verschiedenen Ländern, was die globale Bedeutung und Akzeptanz ihrer Technologie unterstreicht.
IQM verfolgt dabei einen offenen und transparenten Ansatz, der seinen Kunden und Forschungspartnern umfassenden Zugriff auf die Hard- und Softwareebene bietet und somit Hands-on-Arbeit an den Systemen ermöglicht. Diese Offenheit ist besonders für akademische Institute und Forschungszentren von enormem Wert, um neue Ideen schnell in die Praxis umzusetzen. Die bemerkenswerte Technologie von IQM basiert auf innovativen Features wie abstimmbaren Kopplern zwischen Qubits und einer auf HPC abgestimmten Infrastruktur. Die Kombination aus Hardware und offenem Software-Stack erlaubt es Forschern nicht nur, Standardalgorithmen umzusetzen, sondern auch auf Pulsebene Eingaben zu tätigen, womit sich stark individuell angepasste Experimente realisieren lassen. Dieser Art von Flexibilität und Leistungsfähigkeit gilt als zukunftsweisend in der Quantencomputing-Entwicklung.
VTT wiederum ist ein innovativer Forschungs- und Entwicklungspartner mit mehr als 80 Jahren traditioneller Erfahrung. Das Institut hat sich darauf spezialisiert, Technologien voranzutreiben, die nachhaltiges Wachstum ermöglichen und globale Herausforderungen adressieren. Die Zusammenarbeit mit IQM zeigt, wie technologische Spitzenforschung einen wesentlichen Beitrag leisten kann, um gesellschaftliche und wirtschaftliche Fortschritte zu fördern. Die zunehmende Bedeutung des Quantencomputings hat ein enormes Potenzial, Branchen vom Gesundheitswesen über Materialwissenschaften bis hin zur Kryptografie grundlegend zu verändern. Die Lieferung und Inbetriebnahme des 300-Qubit-Systems ist somit nicht nur ein nationales Großprojekt, sondern ein Baustein in einer globalen Entwicklung, die das Potenzial hat, Rechenprozesse zu revolutionieren und komplexe Probleme, die bisher als unlösbar galten, anzupacken.
Für Finnland bedeutet die enge Verbindung zu einem Top-Unternehmen wie IQM eine Stärkung der lokalen Wirtschaft und Forschung. Wissenschaftler, Entwickler und Unternehmen bekommen Zugang zu einer der leistungsfähigsten Quantencomputing-Plattformen weltweit, die Experimente auf höchstem Niveau erlaubt. So kann die Region als Innovationszentrum wachsen und Talente aus aller Welt anziehen. Zusammengefasst steht die Lieferung des 300-Qubit-Quantencomputers durch IQM an VTT für einen entscheidenden Fortschritt auf dem Weg zu fehlertoleranten Quantencomputern und setzt einen globalen Maßstab für die Quantenforschung. Die Kombination aus modernster Hardware, offener Plattform, enger Zusammenarbeit und umfassender Integration in bestehende Rechenzentren bildet das Fundament, um die Versprechen von Quantencomputing in greifbare Innovationen zu verwandeln.
Die kommenden Jahre könnten den Durchbruch bringen, von dem Experten seit Jahrzehnten träumen – und Finnland wird dabei eine führende Rolle spielen.