Die jüngste Entspannung im langjährigen Handelskonflikt zwischen den USA und China hat bei Investoren weltweit für Erleichterung gesorgt. Besonders im Fokus stehen dabei die Schwellenmärkte, deren Aktien JPMorgan jüngst von einer neutralen zu einer überwiegenden Investitionsbewertung heraufgestuft hat. Diese Neubewertung spiegelt nicht nur das nachlassende Risiko im Zusammenhang mit den Zöllen wider, sondern auch die sich abzeichnende Schwächung des US-Dollars, die für Investoren in Schwellenländern zusätzliche Vorteile mit sich bringen kann. Im Mai 2025 verkündeten die Vereinigten Staaten und China eine vorläufige Einigung, die eine 90-tägige Reduzierung der Strafzölle vorsieht. Konkret bedeutet dies, dass die US-Strafzölle auf chinesische Waren von zuvor 145 Prozent auf 30 Prozent gesenkt werden, während China gleichzeitig seine Zölle auf US-Importe von 125 Prozent auf 10 Prozent herabsetzt.
Dieses Abkommen schafft nicht nur Hoffnung auf eine langfristige Verbesserung der Handelsbeziehungen, sondern reduziert auch unmittelbare Belastungen für Unternehmen auf beiden Seiten, die bisher von den hohen Zollkosten betroffen waren. Für die Schwellenmärkte als Ganzes ist dies ein entscheidender Faktor. Die Aussetzung der eskalierenden Konflikte beseitigt eine signifikante Unsicherheitsquelle, die Anleger in den vergangenen Jahren von einem stärkeren Engagement abgehalten hatte. JPMorgan hebt dabei hervor, dass diese Deeskalation den Druck von den Emerging Markets (EM) deutlich verringert und deren Aktienkurse in den kommenden Monaten nach oben treiben könnte. Parallel dazu zieht der abnehmende Wert des US-Dollars – der sogenannte Greenback – weitere Kapitalflüsse in Schwellenländer an, da günstigere Währungsbedingungen die Renditen in lokaler Währung attraktiver machen.
Investoren sollten vor diesem Hintergrund besonders Länder wie Indien, Brasilien, die Philippinen, Chile, die Vereinigten Arabischen Emirate, Griechenland und Polen im Blick behalten, die JPMorgan positiv bewertet. Ebenfalls ausgesprochen optimistisch zeigt sich das Institut für China, insbesondere für den Technologiesektor, der nach Meinung der Analysten erhebliche Wachstumspotenziale bietet. Trotz der Unsicherheiten, die weiterhin im globalen politischen Klima bestehen, geht JPMorgan davon aus, dass der schlimmste Teil des Handelsstreits überwunden ist und somit mehr Raum für Stabilität und Wachstum besteht. Die bisherige Entwicklung des MSCI Emerging Markets Index reflektiert das wiederwachsene Vertrauen in Schwellenländeraktien. Mit einem Anstieg von rund neun Prozent im laufenden Jahr konnten diese Märkte deutlich vom Schwächeanfall des US-Dollars und der unvorhersehbaren US-Politik unter Präsident Donald Trump profitieren.
Insbesondere die aggressive und oftmals inkonsistente Handelspolitik wirkte sich negativ auf das Vertrauen vor allem in sicherheitsorientierte US-Werte aus, sodass das Kapital vermehrt in risikoreichere, aber auch chancenreichere EM-Anlagen umgeschichtet wurde. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die aktuellen Bewertungen der Schwellenmarktaktien, die laut JPMorgan sowohl verglichen mit den historischen Maßstäben als auch im Vergleich zu entwickelten Märkten äußerst attraktiv sind. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 12,4 im Vergleich zu 19,1 bei entwickelten Märkten bestehen attraktive Einstiegsgelegenheiten. Diese Unterbewertung könnte mittelfristig zu nachhaltigen Kurssteigerungen führen, wenn die makroökonomischen Rahmenbedingungen stabil bleiben und sich das Handelsumfeld weiter entspannt. Es ist jedoch zu beachten, dass die Schwellenländer trotz der positiven Aussichten weiterhin mit Herausforderungen konfrontiert sind.
Interne politische Unsicherheiten, volatile Wechselkurse und strukturelle Probleme in einzelnen Volkswirtschaften können immer noch Risiken darstellen. Die jüngsten Ereignisse haben aber gezeigt, dass die globalen Handelsbeziehungen ein entscheidender Treiber sind und deren Stabilisierung erheblich zur Attraktivität der Schwellenmärkte beiträgt. Investoren, die langfristig orientiert sind, sollten daher eine ausgewogene Strategie verfolgen, die sowohl Chancen als auch Risiken im Schwellenmarktsegment abwägt. Eine allzu vorsichtige Haltung könnte dazu führen, wichtige Renditechancen zu verpassen, während eine zu aggressive Positionierung auf negative Entwicklungen empfindlich reagieren könnte. Die Rolle von Technologiewerten in China darf dabei nicht unterschätzt werden.
Die chinesische Tech-Branche hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt und stellt einen bedeutenden Wachstumsmotor nicht nur für die heimische Wirtschaft, sondern auch für die globale Finanzwelt dar. Die Reduzierung der Handelskonflikte dürfte diesen Sektor weiter beflügeln, da Handelshemmnisse und regulatorische Unsicherheiten limitiert werden. Darüber hinaus profitieren zahlreiche Volkswirtschaften in Asien, Südamerika und Osteuropa von einer zunehmenden Integration in globale Wertschöpfungsketten sowie von einem anhaltenden Interesse internationaler Investoren an wachstumsstarken Märkten. Die Diversifikation von Investitionsportfolios in diese Regionen bietet Chancen auf attraktive Renditen, die über denen vieler entwickelter Märkte liegen. Insgesamt signalisiert die Heraufstufung von JPMorgan für Schwellenländeraktien eine bedeutende Trendwende, die von einer verbesserten geopolitischen Lage getragen wird.
Anleger sollten die Entwicklungen genau beobachten, um frühzeitig von möglichen Kursgewinnen zu profitieren. Gleichzeitig bleiben sie mit einem wachsamen Blick auf die Risiken ausgestattet, die typischerweise mit Investitionen in wirtschaftlich heterogene und politisch weniger stabile Märkte verbunden sind. Die Kombination aus sinkenden Handelsbarrieren, einer schwächeren US-Währung und günstigen Bewertungen schafft für Schwellenmarktaktien eine günstige Ausgangslage, die von strategischen Investoren genutzt werden kann. Eine kontinuierliche Überprüfung der globalen Entwicklungen, der Währungsströme und der jeweiligen Länderfundamente bleibt notwendig, um nachhaltigen Erfolg in diesem Segment zu gewährleisten. Für zukünftige Phasen stellt sich die Frage, wie sich die Beziehungen zwischen den USA und China weiterentwickeln und welchen Einfluss dies auf die Schwellenmärkte haben wird.