Aktien mit hoher Volatilität stellen für Anleger eine Herausforderung dar. Merck (MRK) beispielsweise ist ein solches Beispiel, bei dem das Kursgeschehen oft durch starke Schwankungen geprägt ist. Gerade in solchen Situationen kann eine Short Strangle Optionsstrategie eine attraktive Möglichkeit sein, auf einen stabilen Kursverlauf innerhalb einer definierten Spanne zu setzen und von Prämieneinnahmen zu profitieren. Was genau ein Short Strangle ist und warum diese Handelsform gerade für volatile Aktien sinnvoll sein kann, soll hier ausführlich erklärt werden. Ein Short Strangle besteht aus dem gleichzeitigen Verkauf einer aus dem Geld liegenden Put-Option und einer aus dem Geld liegenden Call-Option mit gleichem Verfallstag.
Dabei positioniert sich der Trader darauf, dass der Basiswert bis zum Laufzeitende zwischen den beiden Strike-Preisen bleibt. Im Falle von Merck könnte dies beispielsweise der Verkauf eines 76er-Puts und eines 86er-Calls mit einem Verfallstag in wenigen Wochen sein. Die Prämien, die für diese Optionen eingenommen werden, stellen den maximal möglichen Gewinn dar, falls sich der Kurs im definierten Bereich hält. Der Reiz dieser Strategie liegt in der hohen impliziten Volatilität, die Merck aktuell aufweist. Mit einem Wert von rund 32,3 % befindet sich die Volatilität nahe des 12-Monats-Hochs, was dazu führt, dass die Optionsprämien vergleichsweise hoch sind.
Das heißt, der Trader kann eine überdurchschnittlich hohe Pauschale für das Eingehen der Risiko-Position einnehmen. Wenn der Kurs anschließend ruhig bleibt und sich seitwärts bewegt, profitieren Verkäufer eines Short Strangle von der schnellen Zeitwertverringerung der Optionen und behalten die erhaltene Prämie vollständig. Dennoch ist zu beachten, dass der Short Strangle eine nicht abgesicherte Strategie ist und somit erhebliche Risiken birgt. Im Gegensatz zu geschützten Spreads oder Long-Optionen sind die Verluste im Falle eines starken Kursausschlags theoretisch unbegrenzt. Wenn Merck also stark entweder gefallen oder gestiegen ist, muss der Trader entweder den Verlust realisieren oder zusätzliche Mittel einsetzen, um nachzusichern.
Deshalb ist die Risikokontrolle essenziell, wobei Stop-Loss-Orders nahe den verkauften Strikes dazu beitragen können, mögliche Verluste zu begrenzen. Das Verständnis des Break-even-Punktes ist ebenfalls entscheidend für erfolgreiche Trades mit Short Strangles. Der obere Break-even wird definiert durch den Call-Strike plus die erhaltene Gesamtprämie, während der untere Break-even sich aus dem Put-Strike minus der Gesamtprämie ergibt. Innerhalb dieses Korridors ist der Trade profitabel und ermöglicht es dem Trader, maßgeblich vom stabilen Kursverlauf zu profitieren. Bei Merck würde dies bei einem aktuellen Kurs von über 80 US-Dollar einen relativ großen Bewegungsfreiraum gewähren, bevor Verluste entstehen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt für die Attraktivität der Strategie bei Merck ist die Tatsache, dass keine unmittelbaren Gewinnevents wie Quartalszahlen oder wichtige Ankündigungen in der Laufzeit der Optionen anstehen. Earnings-Reports sind häufig Auslöser für starke Kursbewegungen und somit erhöhte Risiken bei ungeschützten Optionen. Da Merck erst vor kurzem am 24. April seine Zahlen veröffentlicht hat, steht kein zusätzliches Risiko durch Überraschungen im kurzfristigen Verfallszeitraum an. Das schafft für Trader einen günstigeren Rahmen, um eine Short Strangle Position aufzubauen.
Die Short Strangle Strategie ist keine Empfehlung für Anfänger. Der Umgang mit der impliziten Volatilität erfordert Erfahrung, denn die Position ist eine Short-Vega-Strategie. Das bedeutet, dass ein plötzlicher Anstieg der Volatilität zu Kursverlusten führen kann, da Optionen wertvoller werden. Ebenso sind Timing und ein präziser Marktausblick entscheidend. Trader sollten von einer Seitwärtsbewegung innerhalb des Spreads ausgehen und geeignetes Risikomanagement betreiben.
Trotz der Risiken ist die Strategie für erfahrene Trader interessant, da sie eine Möglichkeit darstellt, von erhöhten Optionsprämien bei volatilitätsreichen Aktien zu profitieren, ohne eine größere Directional-Bias eingehen zu müssen. Wer die Risiken absichert und über ein diszipliniertes Vorgehen verfügt, kann so ein attraktives risikobelohnungsverhältnis erzielen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Short Strangle für volatile Aktien wie Merck eine clevere und lukrative Handelsstrategie sein kann, wenn die Marktbedingungen stimmen und der Händler über entsprechendes Know-how verfügt. Besonders in Phasen ohne bevorstehende große Ereignisse erlaubt diese Methode Einnahmen durch Prämien, während gleichzeitig ein großzügiger Bereich für Kursbewegungen abgedeckt wird. Allerdings erfordert diese fortgeschrittene Strategie eine genaue Analyse, ständiges Monitoring und ein striktes Risikomanagement, um potenzielle Verluste zu begrenzen.
Investoren sollten außerdem immer bedenken, dass der Handel mit Optionen generell mit einem hohen Risiko verbunden ist. Daher empfiehlt es sich, vor der Umsetzung einer Short Strangle Position eingehend die Fundamentaldaten des Basiswertes zu prüfen sowie die aktuelle Marktsituation zu bewerten. Nur so lässt sich eine fundierte Entscheidung treffen und die Strategie erfolgreich im eigenen Portfolio umsetzen.