Die Federal Reserve hat bei ihrer jüngsten Sitzung am 29. Januar 2025 beschlossen, den Leitzins unverändert zu belassen. Diese Entscheidung überrascht kaum, steht sie doch im Einklang mit den jüngsten Entwicklungen in der US-Wirtschaft und dem anhaltenden Inflationsdruck. Chair Jerome Powell, der Vorsitzende der Fed, machte deutlich, dass die Geldpolitiker trotz der bisherigen Maßnahmen weiterhin mit erheblicher Unsicherheit konfrontiert sind. Diese Unsicherheiten rühren vor allem von externen politischen Faktoren her, die die amerikanische Wirtschaft und ihre Aussichten komplexer machen als gewöhnlich.
Powell hob dabei hervor, wie schwierig ökonomische Prognosen derzeit sind, da politische Veränderungen bei Zöllen, Einwanderungsregelungen, fiskalischer Politik und Regulierungen das wirtschaftliche Umfeld in unvorhersehbarer Weise beeinflussen. Die Fed sieht sich deshalb gezwungen, ihre geldpolitische Haltung mit großer Vorsicht zu gestalten und betont, dass sie nicht in Eile ist, die Zinsen weiter zu senken. Die Entscheidung, den aktuellen Zinssatzbereich von 4,25 bis 4,5 Prozent beizubehalten, endet damit eine Phase von drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen seit September 2024. Zwar ist der Leitzins gegenüber dem Höchststand der letzten zwei Jahrzehnte bereits um einen ganzen Prozentpunkt gefallen, doch bleibt die Geldpolitik weiterhin als restriktiv einzuordnen, was heißt, dass die Kreditvergabe und Konsumaktivitäten noch immer gebremst werden. Die Fed verfolgt mit Spannung die Entwicklungen am Arbeitsmarkt, der sich trotz Herausforderungen überraschend robust zeigt.
Im Dezember 2024 wurden rund 256.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, was die Erwartungen stark übertraf. Diese Stärke auf dem Arbeitsmarkt gibt der Fed Spielraum, die Zinsen stabil zu belassen, da die Gefahr einer raschen Zinssenkung möglicherweise eine erneute Inflation befeuern könnte. Die Inflationsrate in den USA verharrt weiterhin über dem angestrebten Zielwert von 2 Prozent, was den Druck auf die Fed erhöht, eine zu lockere Geldpolitik zu vermeiden. Die FOMC-Mitglieder betonen in ihrer Erklärung, dass sie bereit sind, die Geldpolitik anzupassen, wenn neue Risiken auftreten, die das Erreichen ihrer Inflations- und Beschäftigungsziele gefährden könnten.
Beobachter und Ökonomen äußerten sich mit überwiegend skeptischer Zurückhaltung zu den Perspektiven nach der Sitzung. Jay Bryson, Chefvolkswirt bei Wells Fargo, unterstreicht, dass kurzfristige Zinssenkungen aktuell wenig wahrscheinlich sind, solange Inflation und wirtschaftliche Aktivität stabil bleiben. Sein Kollege Michael Gregory von BMO Capital Markets weist auf den belastbaren Arbeitsmarkt hin, der eine bedeutende Grundlage für eine abwartende Geldpolitik bildet. Andere Experten betonen, wie wichtig es sein wird, die künftigen Äußerungen von Fed-Offiziellen auf mögliche Hinweise für Zinsanpassungen genau zu analysieren. Ein weiterer Aspekt der Unsicherheit ist der Einfluss von außenpolitischen Maßnahmen auf die wirtschaftliche Gesamtentwicklung.
Matt Colyar von Moody’s Analytics weist darauf hin, dass Faktoren wie Handelszölle und Einwanderungspolitik einerseits die Inflation antreiben, andererseits jedoch das Wachstum dämpfen könnten, wodurch sich die Auswirkungen auf die Geldpolitik netto ausgleichen. Diese Komplexität macht Entscheidungen der Fed besonders herausfordernd und ist ein Grund, weshalb Chair Powell von einer momentan überdurchschnittlichen Unsicherheit spricht. Die politische Landschaft im Zusammenhang mit der Präsidentschaft von Donald Trump trägt zusätzlich zu dieser Unsicherheit bei. Während das Treffen das erste FOMC-Meeting unter Trumps zweiter Amtszeit war, betonte Powell, dass es bislang keine direkten Kontakte zwischen ihm und dem Präsidenten bezüglich der Zinspolitik gegeben habe. Diese Distanz unterstreicht auch die Bedeutung der Unabhängigkeit der Zentralbank in den USA.
Präsident Trump hatte öffentlich gefordert, die Zinsen schnell zu senken, was jedoch den zentralen Grundsätzen der Fed widerspricht und zu Spannungen führt. Insgesamt zeichnet sich ab, dass die Fed auf Sicht bleibt und die Datenlage genau überwacht, bevor weitere geldpolitische Schritte eingeleitet werden. Diese Zurückhaltung spiegelt den Balanceakt wider, einerseits die Inflation zu bekämpfen, andererseits das Wachstum und die Beschäftigung nicht zu gefährden. Die Anpassung des Fokus in der FOMC-Erklärung, insbesondere das Entfernen von Passagen, die zuvor auf steigende Arbeitslosigkeit und Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung hingewiesen hatten, deutet darauf hin, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen komplexer darstellen. Die Fed signalisiert damit, dass sie ihre Kommunikation vorsichtiger gestalten will, um flexibel auf die dynamische Situation reagieren zu können.