Nathan Fielder hat sich in den letzten Jahren zu einer der schillerndsten Figuren der Comedy- und Fernsehlandschaft entwickelt. Sein einzigartiger Stil, der surreale Comedy mit tiefgründigen Beobachtungen über menschliches Verhalten verbindet, hat mit Serien wie „Nathan for You“ bereits viele Fans gewonnen. Doch mit seiner aktuellen Serie „The Rehearsal“ hat er etwas geschaffen, das von Kritikern und Zuschauern gleichermaßen als „das unhingedste“, also das „maßloseste“ TV-Erlebnis bewertet wird, das jemals im Fernsehen zu sehen war. „The Rehearsal“ ist eine HBO-Dokumentar-Comedy-Serie, die das Konzept des Fernsehens neu zu definieren sucht. Nathan Fielder erschafft für seine Protagonisten ausgeklügelte Sets und Szenarien, die ihnen ermöglichen, reale Situationen immer wieder zu proben und dadurch möglicherweise bessere Entscheidungen im echten Leben zu treffen.
Dieses verblüffende Experiment mischt Realität und Fiktion auf eine Weise, die Zuschauer tief berührt und zugleich zum Lachen bringt. Seit der zweiten Staffel, die Anfang 2025 ausgestrahlt wurde, hat sich „The Rehearsal“ mit jeder Episode weiter gesteigert. Doch es ist vor allem die dritte Episode, die für Aufsehen sorgt und einem breiten Publikum den Begriff „TV-Geschichte“ wörtlich vor Augen führt. Bereits zu Beginn der Folge warnt Fielder selbst: „Das, was Ihr gleich sehen werdet, könnte seltsam erscheinen.“ Diese Episode beginnt auf den ersten Blick ungewöhnlich und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise in die Absurdität, die scheinbar keine Grenzen kennt.
Ein besonders bemerkenswerter Teil der Folge befasst sich mit einem Paar, das seinen verstorbenen Hund Achilles gleich dreimal klonen ließ. Trotz der genetischen Identität verhalten sich die Klone nicht wie das Originaltier, was die Frage aufwirft, inwieweit Umwelteinflüsse das Wesen prägen. Fielder geht dieser Idee mit unerwarteter Konsequenz nach und lässt sogar die Luft aus der Stadt, in der der ursprüngliche Hund aufwuchs, nach Los Angeles transportieren, damit die Klone dessen vertraute Umgebung riechen können. Doch der eigentliche Höhepunkt der Episode besteht in Fiedlers volkskundlicher und experimenteller Nachstellung des Lebens von Chesley „Sully“ Sullenberger, dem Helden der US-Luftfahrt, der 2009 ein Flugzeug auf dem Hudson River notwassern ließ und dabei zahlreiche Menschenleben rettete. Nathan Fielder versucht zu erforschen, ob das Umfeld und die Erziehung eines Menschen wie Sullenberger seine Entscheidungskraft, Kooperationsbereitschaft und damit den Umgang mit kritischen Situationen maßgeblich beeinflusst haben könnten.
Zur Umsetzung verwandelt sich Fielder selbst in eine Art lebendige Nachbildung von Sullenberger – er rasiert sich komplett und wird in einem riesigen Babyzimmer in einem Lagerhaus als Säugling stilisiert. Dies erscheint nicht nur absurd, vielmehr handelt es sich um eine künstlerische und zugleich surreale Auseinandersetzung mit Identität, Erziehung und menschlichem Verhalten. Das Bild von Fielder, wie er in einem überdimensionalen Kinderbett liegt und von einer gigantischen Mutterfigur versorgt wird, gehört zu den eindrucksvollsten und skurrilsten Szenen, die das moderne Fernsehen je gezeigt hat. Diese Art von Mut und Innovation wird von der Zuschauerschaft gewürdigt. Viele berichten von einer ambivalenten Mischung aus Faszination, Erschütterung und unkontrolliertem Lachen.
Einige bezeichnen die Folge als das „verrückteste“ und „beeindruckendste“ Fernseherlebnis ihres Lebens. Die Reaktionen auf sozialen Medien schwanken zwischen schockiertem Staunen und überschwänglicher Bewunderung für Fiedlers Experimentierfreude und die kreative Tiefe, die „The Rehearsal“ ausmacht. Neben der Unterhaltung bietet die Serie auch einen intellektuellen Reiz, indem sie unter die Oberfläche von Kommunikation, Angst und menschlichen Beziehungen blickt. Besonders das Thema des Zusammenspiels zwischen Piloten im Cockpit wurde durch Fiedlers Arbeit in der Serie einem breiten Publikum nähergebracht. Er zeigt auf, wie entscheidend soziale Faktoren, wie Angst vor Autorität oder fehlende Kommunikation, für die Sicherheit im Luftverkehr sein können – eine für viele völlig neue Perspektive, die gleichzeitig aufregend und beunruhigend ist.
Die Fähigkeit von Nathan Fielder, solch komplexe und bestehend aus scheinbar widersprüchlichen Elementen bestehende Themen wie Angst, Identität, Verantwortung und Komik miteinander zu verweben, macht „The Rehearsal“ zu weit mehr als nur Comedy. Es ist ein Kunstwerk, das den Zuschauer auf vielen Ebenen fordert und zum Nachdenken anregt. Dass diese Episode in einem Land entsteht, in dem Fernsehen oft als reine Unterhaltung verstanden wird, unterstreicht Fiedlers künstlerische Vision. Die Grenzen des klassischen Fernsehformats werden sprichwörtlich gesprengt, und mit der Arbeit von „The Rehearsal“ entsteht ein neues Genre zwischen experimentellem Film, Performance-Kunst und dokumentarischer Erzählung. Auch in der Medienlandschaft wird Nathan Fielder zunehmend als eine Art „Performance-Künstler der Moderne“ wahrgenommen, der durch sein Wirken traditionelle Erwartungen an Comedy und dokumentarische Formate aufbricht.
Dieses Experimentieren mit Form und Inhalt ist ein wichtiger Faktor, warum The Rehearsal von Kritikern gelobt und in vielen Diskussionsforen gefeiert wird. Die erste Staffel von „The Rehearsal“ steht bereits auf verschiedenen Streaming-Plattformen in der UK und den USA zur Verfügung. Die zweite Staffel, die mit der umstrittenen dritten Folge für Furore sorgt, wird von Fans und Kritikern mit Spannung erwartet und lässt die Hoffnungen auf noch unfassbarere kreative Höhen wachsen. Fiedlers Arbeiten zeigen exemplarisch, wie Fernsehen heutzutage zum Medium werden kann, das nicht nur unterhält, sondern auch gesellschaftliche Fragen aufwirft, Debatten initiiert und Emotionen tief bewegt. Mit „The Rehearsal“ erschafft Nathan Fielder einen Spiegel unserer Gesellschaft, der verstörend ehrlich und zugleich humorvoll ist.
In einer Zeit, in der das Fernsehen oft als ausgelutscht und vorhersehbar gilt, sorgt Fielder für frischen Wind und beweist, dass immer noch Raum für Innovation, Mut und künstlerische Kühnheit besteht. Seine Arbeit ruft dazu auf, traditionelle Sehgewohnheiten und Narrative zu hinterfragen und öffnet die Tür für ganz neue Möglichkeiten des Geschichtenerzählens. Abschließend lässt sich sagen, dass Nathan Fielder mit „The Rehearsal“ weit über das übliche Comedy-Format hinausgeht. Die Serie ist eine bewegende, erstaunliche und auf vielen Ebenen herausfordernde TV-Erfahrung, die sich in die Geschichtsbücher des Mediums einschreibt. Die Reaktionen der Zuschauer spiegeln wider, wie sehr ein ungewöhnlicher, kreativer und mutiger Ansatz im Fernsehen heute gebraucht wird.
Wer das Maßlose und Surreale im Medium sucht, der findet in Nathan Fiedlers Werk ein Meisterstück, das lange nachwirkt.