Tesla, der führende Anbieter von Elektrofahrzeugen (EV), steht vor einer bedeutenden Herausforderung: Die Nachfrage am wichtigsten Produktionsstandort in Shanghai, dem größten Tesla-Werk weltweit, fällt bereits seit acht Monaten kontinuierlich. Im Mai 2025 sank der Absatz um 15 Prozent, was die ohnehin trüben Aussichten auf eine kurzfristige Erholung dämpft. Diese Entwicklung zeigt nicht nur die Volatilität im EV-Markt auf, sondern gibt auch Aufschluss darüber, wie stark die automobile Zukunft von technologischen Innovationen und Verbrauchervertrauen abhängt. Das Tesla-Werk in Shanghai ist der Eckpfeiler von Teslas weltweiter Produktionskapazität und bedient sowohl den chinesischen Binnenmarkt als auch den Export. Die CPCA, Chinas Branchenverband für Kraftfahrzeuge, meldete einen deutlichen Rückgang der Auslieferungen auf 61.
662 Fahrzeuge im Mai. Damit zeichnet sich ab, dass Tesla auf einem schwierigen Terrain agiert, in dem sich weltweite geopolitische Spannungen, Lieferkettenprobleme und wachsende Konkurrenz im EV-Segment bemerkbar machen. Auch wenn Tesla verstärkt als ein Unternehmen wahrgenommen wird, das neben Fahrzeugen insbesondere auf KI und autonome Technologien setzt, bleiben die Automobilverkäufe das Rückgrat des Geschäftsmodells. Im ersten Quartal 2025 generierte Tesla etwa 72 Prozent des Umsatzes sowie des Bruttogewinns allein durch Fahrzeugverkäufe. Dieser Kernbereich gerät nun merklich unter Druck, was auch Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung und die Marktbewertung des Unternehmens hat.
Der Rückgang bei der Fahrzeugnachfrage weltweit betrifft neben China vor allem wichtige Märkte in Europa, darunter Deutschland und das Vereinigte Königreich, wo die Verkaufszahlen um mehr als ein Drittel zurückgingen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Erhöhte Konkurrenz etablierter und neuer EV-Hersteller, sich ändernde staatliche Fördermechanismen, sowie eine gewisse Kaufzurückhaltung der Kunden angesichts steigender Preise und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Gleichzeitig zeigt Norwegen als besonders EV-freundliches Land eine gewisse Loyalität gegenüber Tesla, womit das Unternehmen hier einen Lichtblick im ansonsten schwierigen Marktumfeld erlebt. Die Diskrepanz zwischen der starken Marktbewertung von Tesla und den schwachen Verkaufszahlen wirft Fragen zu den Fundamentaldaten auf. Trotz eines Umsatzrückgangs und dem niedrigsten Volumen an Auslieferungen seit drei Jahren erreichte die Marktkapitalisierung des Unternehmens im Mai die Marke von einer Billion US-Dollar.
Tesla ist damit die neuntwertvollste Firma weltweit und übertrifft den kombinierten Wert der nächsten 15 größten Automobilhersteller bei weitem. Diese hohe Bewertung basiert vor allem auf der Erwartung, dass Tesla mit seinem Robotaxi-Projekt und autonomen Fahrtechnologien die Zukunft der Mobilität dominieren wird. Allerdings gibt es noch keine eindeutigen Belege dafür, dass Teslas Autonomie-Software mit den Fortschritten von Branchenführern wie Waymo mithalten kann. Tatsächlich hat ein bekannter Tesla-Anleger angesichts der massiven Diskrepanz zwischen Bewertung und Verkaufszahlen seine restlichen Aktien veräußert. Auch der Future Fund-Manager Gary Black äußerte sich kritisch zur derzeitigen Aktienbewertung und sieht die Risiken vor allem nach unten gerichtet.
Die schwächelnde Nachfrage an Tesla GigaShanghai und in anderen Kernmärkten unterstreicht die Notwendigkeit, diese Herausforderungen offen zu adressieren und neue Wachstumsimpulse zu setzen. Verschiedene Faktoren könnten kurzfristig für eine Stabilisierung sorgen, darunter das Voranschreiten bei der Einführung neuer Modelle, technologische Innovationen im Bereich der Batterietechnik, aber auch politische Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität in wichtigen Märkten. Zudem dürften globale Trends in den Bereichen nachhaltige Mobilität und Klimaschutz weiterhin die langfristigen Perspektiven für EV-Hersteller stützen. Tesla hat sich bislang als Innovationsführer profiliert und ist gut positioniert, um von der sich wandelnden Nachfrage nach emissionsfreien Fahrzeugen zu profitieren. Dennoch wird sich zeigen müssen, wie schnell das Unternehmen auf die Marktsignale reagieren und seine Geschäftsstrategie entsprechend anpassen kann.
Neben der Erholung der Verkaufszahlen ist auch die Kundenbindung ein entscheidender Faktor. Tesla konnte sich durch eine starke Marke und ein umfassendes Ökosystem, darunter das Supercharger-Netzwerk und regelmäßige Software-Updates, einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten. Um in einem zunehmend umkämpften Marktumfeld zu bestehen, muss Tesla diese Vorteile weiter ausbauen und gleichzeitig auf Kundenbedürfnisse flexibel reagieren. Zusammenfassend zeigt die Entwicklung bei Tesla GigaShanghai exemplarisch die Herausforderungen, mit denen Hersteller im EV-Segment derzeit konfrontiert sind. Der Rückgang der Nachfrage über acht Monate hinweg und die deutlich niedrigeren Verkaufszahlen im Mai lassen keinen schnellen Aufschwung erwarten.
Dennoch bleibt Tesla dank seiner technologischen Innovationskraft und seines starken Markenimages ein wichtiger Player, dessen Strategie und Marktperformance auch zukünftig intensiv beobachtet werden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu erkennen, ob Tesla die Trendwende gelingt, oder ob der Druck auf das Unternehmen weiter zunimmt. Investoren und Verbraucher warten mit Spannung auf Neuigkeiten aus dem Robotaxi-Bereich und auf die nächsten Modellreihen, die das Vertrauen in Teslas Fähigkeit, die Mobilität der Zukunft zu prägen, bestätigen oder infrage stellen könnten. Während sich der EV-Markt weiter dynamisch entwickelt, steht auch Tesla vor der Aufgabe, seine Rolle als Pionier und Marktführer zu festigen und zugleich auf die Herausforderungen eines sich wandelnden Marktes adäquat zu reagieren.