Der Technologieriese Meta, ehemals Facebook, steht am Scheideweg. Nach einem mehrwöchigen Prozess vor dem US-amerikanischen Bundesgericht, der sich mit der Frage beschäftigte, ob Meta seine marktbeherrschende Stellung missbraucht hat, läuft aktuell die heiße Phase des Verfahrens. Die Behörde Federal Trade Commission (FTC) forderte eine deutliche Trennung des Konzerns, die besonders die milliardenschweren Übernahmen von Instagram und WhatsApp betreffen würde. Diese Forderung basiert auf der Annahme, dass Meta durch den Aufkauf seiner wichtigsten Wettbewerber im Bereich sozialer Netzwerke ein Monopol geschaffen hat, das den Wettbewerb erheblich behindert und Innovationen einschränkt. Ein richterliches Urteil steht noch aus, wird aber voraussichtlich erst in einigen Monaten gefällt werden – mit potenziell historischen Auswirkungen auf die gesamte Tech-Branche.
Seit der Übernahme von Instagram im Jahr 2012 und WhatsApp im Jahr 2014 ist Meta zum dominierenden Akteur im Markt der sozialen Netzwerke geworden, wobei besonders Instagram mittlerweile zu den profitabelsten Geschäftsfeldern gehört und für über die Hälfte der Werbeeinnahmen in den USA verantwortlich ist. Die FTC argumentiert, dass Meta diese Übernahmen genutzt habe, um mögliche Konkurrenten auszuschalten und so die eigene Marktstellung zu sichern. Interne Dokumente von Meta stützen laut Anklage die These, dass der Konzern bewusst hohe Summen zahlte, um die wachsende Bedrohung durch Instagram und WhatsApp zu eliminieren. Meta hingegen weist diese Vorwürfe vehement zurück. Das Unternehmen betrachtet die Übernahmen als legitime Geschäftsentscheidungen, die dazu dienten, mit der stetig wandelnden digitalen Landschaft Schritt zu halten.
Darüber hinaus verweist Meta darauf, dass die Wettbewerbssituation deutlich breiter gefasst werden muss. Insbesondere plädiert der Konzern dafür, andere Social-Media-Plattformen wie TikTok in die Betrachtung einzubeziehen, die sich als ernstzunehmende Konkurrenz etabliert haben und den Nutzern alternative Möglichkeiten bieten. Diese Erweiterung des relevanten Marktes könnte die FTC-Anwälte schwächen, deren Argumentation auf der als zu eng kritisierten Definition des Marktes für „persönliche soziale Netzwerke“ beruht. Ein zentrales Element in diesem Streit ist die Frage nach der Marktdefinition. Wenn man den Markt ausschließlich auf Plattformen beschränkt, die den engen Zweck haben, Freunde und Familie zu verbinden, erscheint Meta als nahezu alleiniger Monopolist.
Öffnet man die Definition jedoch, weil Meta sich inzwischen stärker als Entdecker von Inhalten, Trends und Nachrichten positioniert hat, bringt das neue Wettbewerber ins Spiel, auf die Meta ebenfalls trifft. Experten differenzieren hier allerdings. Einige sehen in der Fokussierung der FTC eine Schwäche, erkennen aber zugleich an, dass Nutzer gerade an besonderen Tagen, wie Feiertagen, Instagram und WhatsApp explizit nutzen, um mit ihren Liebsten in Kontakt zu bleiben. Diese Nutzergewohnheiten könnten dem FTC-Argument Nachdruck verleihen, da andere Plattformen als Substitutionsmöglichkeiten weniger geeignet erscheinen. Richter James Boasberg hat klargemacht, dass er die Entscheidung wohl nicht auf Grundlage weiterer mündlicher Schlussplädoyers treffen wird, sondern die Parteien stattdessen schriftliche Zusatzstellungen einreichen sollen.
Ein Urteil wird noch in diesem Jahr erwartet, wobei der Richter die Freiheit hat, bei einer Verurteilung individuelle Lösungen vorzuschlagen. So ist es nicht ausgeschlossen, dass nur eine der Übernahmen für unrechtmäßig erklärt wird und Meta lediglich eine Teilveräußerung vornehmen muss. Neben einer möglichen Zerschlagung der Übernahmen diskutiert die FTC auch technische Lösungen wie die Interoperabilität der Plattformen. Dies würde es Nutzern ermöglichen, ihre sozialen Netzwerke einfacher auf andere Dienste zu übertragen, was einen Wettbewerbsschub und mehr Innovation bedeuten könnte. Zwar bietet Meta eine Gegenposition an und bezeichnet den Prozess als eine Lektion über die dynamische und wettbewerbsintensive Natur der Technologiebranche.
Das Unternehmen zeigt sich überzeugt, am Ende als Sieger hervorzugehen, denn eine Rückabwicklung einer so großen Fusion sei rechtlich äußerst schwierig und wirtschaftlich riskant. Die Debatte zeigt aber auch, wie groß die Herausforderungen sind, vor denen Regulierer heute stehen, wenn sie in der schnelllebigen und sich ständig verändernden Tech-Welt eingreifen wollen. Ob Meta letztendlich entflechtet wird oder nicht, die Auswirkungen dieses Prozesses könnten weit über den Social-Media-Markt hinausgehen und andere Technologieunternehmen sowie zukünftige Übernahmen beeinflussen. Analysen gehen davon aus, dass in jedem Fall eine Berufung unvermeidlich sein wird, wodurch sich die juristische Auseinandersetzung womöglich noch über Jahre hinzieht. Die wirtschaftlichen Interessen sind hoch, besonders da Instagram eine Schlüsselrolle im Meta-Konzern spielt und den Großteil der Werbeeinnahmen generiert.