In der heutigen digitalen Welt trifft man immer häufiger auf Begriffe wie Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und bionische Hilfsmittel. Doch hinter all dem Hype und den oft dystopischen Szenarien, die in den Medien verbreitet werden, steckt eine nüchterne Realität: KI kann vor allem eines sein – eine praktische Erweiterung unserer Fähigkeiten, ähnlich einem bionischen Arm, der uns bei der Lastenbewältigung unterstützt. Ernie Smith, Redakteur der Plattform Tedium, hat dieses Bild in einem faszinierenden Beitrag aufgegriffen und verdeutlicht, wie KI in der Praxis hilft, alltägliche Herausforderungen effizienter zu bewältigen – ganz ohne die oft hochgejubelten und gleichzeitig gefürchteten Versprechungen, die mit der Technologie einhergehen. In seinem Erfahrungsbericht erklärt Smith, wie seine eigene Arbeit als Journalist und Content-Ersteller durch den Einsatz maßgeschneiderter KI-Lösungen bereits spürbar erleichtert wurde. Dabei wird vor allem deutlich, dass es nicht die globale Automatisierung aller Prozesse sein muss, die den Unterschied macht.
Vielmehr liegt der Schlüssel darin, KI als persönliche Hilfstechnologie einzusetzen, die individuell an die eigenen Bedürfnisse angepasst wird. So wie ein bionischer Arm speziell darauf ausgelegt ist, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, sollte auch eine KI-Anwendung punktgenau unterstützen, ohne unnötige Komplexität hinzuzufügen. Smith beschreibt seinen Workflow auf der Plattform Tedium als zunehmend aufwendig, da er sich mit einem alten Content-Management-System (CMS), Craft CMS, auseinandersetzen muss, das zwar eine starke inhaltliche Struktur bietet, aber in vielen Bereichen noch manuelle Eingriffe verlangt. Besonders das Hochladen und Verwalten von Bildern gestaltet sich als lästige Hürde, weil viele Einzelschritte notwendig sind und sich der Vorgang bei einem Post mit mehreren Bildern schnell in die Länge zieht. Diese Problematik ist auch vielen anderen Kreativen und Redakteuren bekannt, die mit teils über Jahre gewachsene Systeme arbeiten, deren technische Oberfläche nicht mit der Schnelllebigkeit moderner Content-Erstellung mithalten kann.
Anstatt sich mit der Arbeit an veralteter Software abzufinden, entwickelte Smith eine innovative Lösung: Mit Hilfe des Notiz- und Schreibtools Obsidian, das ursprünglich als Mindmapping- und Vernetzungstool für Notizen angepriesen wird, baute er eine Schnittstelle zu seinem CMS. Hinter Obsidian verbirgt sich ein schlanker Chromium-basierter Editor, der dank seiner Erweiterbarkeit auch Programmierern ermöglicht, individuelle Plugins zu integrieren. Genau hier setzte Smith an, um seinen Posting-Prozess „vibe-coded“ zu automatisieren und Inhalte direkt aus Obsidian heraus hochladen zu können – inklusive der schwierigen Bildverwaltung. Ein sehr wichtiges Element dabei war die Nutzung von Anthropic’s KI-Modell Claude, das laut Smith eine sehr ausgewogene Balance zwischen Leistungsfähigkeit und Nutzerfreundlichkeit bietet. Besonders für Amateurprogrammierer ist das ein Vorteil, denn Claude unterstützt das Organisieren komplexer Ideen und kann in Verbindung mit GitHub bei der Code-Verwaltung helfen.
Besonders offen ist Smith mit den Herausforderungen und den humorvollen Nebeneffekten, wie der unerwünschten Vorliebe der KI für Emo-Musik aus den frühen 2000er Jahren, die beim Training der Modelle offenbar Spuren hinterlassen hat. Diese Herangehensweise, eine KI als „bionischen Arm“ einzusetzen, ist eine Einladung, Technologie als gezielte Stütze für individuelle Probleme zu begreifen und zu nutzen. Anstatt sich vor einer vermeintlichen Übermacht der KI zu fürchten oder von ihr überwältigt zu fühlen, öffnet sich hier die Möglichkeit, persönliche Automatisierungslösungen zu schaffen, die den eigenen Workflow erleichtern, ganz ohne Content komplett von Maschinen generieren zu lassen. Die Debatte über den richtigen Umgang mit KI ist elementar, vor allem angesichts der zunehmenden Verbreitung solcher Technologien. Smith zitiert einen Freund, der KI als eine Art „Laserdisc, die man kaufen kann“ beschreibt – etwas Greifbares, Kontrollierbares, nicht eine allgegenwärtige und unkontrollierbare Kraft.
Das ist ein treffendes Bild, das den Kontrollverlust in der Cloud-basierten KI-Nutzung kritisch hinterfragt und einen Wunsch nach lokal einsetzbaren, gut abgegrenzten KI-Systemen ausdrückt, die nicht einfach im Hintergrund Daten absaugen, sondern ausschließlich Bedarf und Zweck gesteuert agieren. Für private Nutzer sowie Unternehmen kann diese Abwägung entscheidend sein. Sich bewusst zu machen, welche KI-Lösungen einem persönlich helfen, ohne das Gefühl der Überforderung oder der Intransparenz entsteht, ist laut Smith der bessere Weg als das blinde Anhimmeln von KI oder die pauschale Verteufelung. Ganz konkret sollte KI nicht alles durchdringen, sondern als Werkzeug-Paket dienen, das genau in das eigene Umfeld passt. Darüber hinaus eröffnet die Möglichkeit, Skripte und Plugins, wie etwa Smith es mit seinem Obsidian-Plugin gemacht hat, frei auf Plattformen wie GitHub unter einer MIT-Lizenz zu veröffentlichen, weitere Chancen für die Community, eigene Lösungen zu entwickeln, zu teilen und anzupassen.
Dieses offene Zusammenspiel fördert Innovation, Entlastung bei Routineaufgaben und die Demokratisierung komplexer Technologien. Die Erfahrung von Smith zeigt außerdem, dass KI die kreativen und intellektuellen Kernprozesse nicht ersetzt, sondern unterstützt. Das Schreiben und das inhaltliche Kuratieren bleiben menschliche Kernkompetenzen, während die KI repetitive, technische oder administrative Aufgaben übernimmt. Somit entsteht eine Symbiose, die den Menschen entlastet und Freiräume schafft – zum Beispiel für Recherche, inhaltliche Vertiefung oder kreative Entfaltung. Insgesamt lässt sich der Begriff „Vibe Coding“ in diesem Zusammenhang als eine experimentelle Herangehensweise verstehen, bei der KI mittels kreativer Methoden und persönlicher Anpassungen in bestehende Arbeitsabläufe integriert wird.
Es geht darum, den „Vibe“ eines Systems zu erfassen und ihn durch smarte, flexible Tools zu verbessern, statt einen reinen Ersatz von Arbeitsschritten zu erzwingen. Das Beispiel von Ernie Smith verdeutlicht, dass die Zukunft von KI im Journalismus und Content Marketing in einer bewussten, maßvollen Nutzung liegt. Wer bereit ist, aktiv an der Gestaltung dieser Tools mitzuwirken, eigene Lösungen zu bauen oder anzupassen, kann die Vorteile von KI erkennen und nutzen, ohne von ihr abhängig zu werden oder die Kontrolle abzugeben. In der Praxis bedeutet das weniger Stress, weniger Zeitverlust und letztlich eine produktivere, zufriedenstellendere Arbeitsweise. Solche individuellen Lösungen zeigen auch den Weg für andere Branchen und Arbeitsbereiche.
Der Einsatz von KI als persönliche „bionische Unterstützung“ kann in vielen Kontexten helfen – ob im Kundenservice, im Projektmanagement oder in der Forschung. Die Herausforderung besteht darin, AI-Technologien nicht als monolithische Blackboxen zu sehen, sondern als Werkzeuge, die der Nutzer an seine Bedürfnisse anpassen und sogar selbst mitgestalten kann. Damit diese Vision Wirklichkeit wird, braucht es sowohl eine zunehmende Bildung und Informationsvermittlung rund um KI als auch eine Community, die offen für Experimente ist und technische Entwicklungen kritisch begleitet. Transparenz bei KI-Modellen, lokal verfügbare KI-Lösungen und offene Quellcodes tragen dazu bei, dass der Umgang mit KI verantwortungsvoll, sicher und nutzbringend gestaltet wird. Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Zukunft der Arbeit und der Kreativität durch eine symbiotische Kooperation von Mensch und Maschine geprägt sein wird.
Die Technik alleine kann das nicht leisten. Es ist die intelligente Nutzung, die durchdachte Integration und die bewusste Steuerung der KI-Werkzeuge, die den Unterschied ausmachen. Das Bild der „bionischen Arme“ als Erweiterung der eigenen Fähigkeiten ist hierfür eine treffende Metapher, die zum Nachdenken anregt und Hoffnung macht, dass Technologie dem Menschen dienen kann – ohne ihn zu ersetzen oder zu überwältigen.