Die Suche nach einem Job war schon immer ein komplexer Prozess, der Geduld, Ausdauer und eine gewisse Vorsicht erforderte. In den letzten Jahren hat die Digitalisierung diesen Prozess grundlegend verändert. Doch mit den neuen Technologien wachsen nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Gefahren. Inzwischen sehen sich Jobsuchende weltweit verstärkt mit Betrugsmaschen und künstlich generierten Deepfake-Videos konfrontiert, die in Bewerbungsgesprächen eingesetzt werden. Diese Entwicklungen stellen eine ernsthafte Gefahr dar und verändern die Art und Weise, wie Menschen nach Arbeit suchen und wie Unternehmen Bewerber auswählen.
Das Internet bietet zahllose Plattformen, auf denen sich Menschen auf Stellen bewerben können. Doch oft sind nicht alle Anzeigen und Angebote seriös. Insbesondere Fake-Jobseiten sind auf dem Vormarsch. Diese geben vor, echte Stellenanzeigen zu sein, dienen aber in Wirklichkeit dazu, personenbezogene Daten abzugreifen oder sogar Geld von Bewerbern zu ergaunern. Dabei werden oft Webseiten nachgebildet, die den Eindruck erwecken, von renommierten Unternehmen betrieben zu werden.
Die Betrüger setzen zunehmend auf künstliche Intelligenz, um die Täuschung glaubwürdiger zu gestalten. Ein besonders alarmierendes Phänomen stellt die Nutzung von Deepfake-Technologie dar. Deepfakes basieren auf künstlicher Intelligenz, die es erlaubt, täuschend echte Video- und Audioaufnahmen herzustellen. Im Kontext der Jobsuche tauchen diese Deepfakes vor allem in „interaktiven Bewerbungsgesprächen“ auf. Hierbei handelt es sich um vorab aufgezeichnete und KI-generierte Videos, die Bewerbern vorgegaukelt werden, um deren Reaktionen zu testen oder persönliche Daten zu sammeln.
Die Täuschung ist dabei so ausgefeilt, dass es besonders schwerfällt, den Deepfake vom realen Video zu unterscheiden. Microsoft, als eines der führenden Technologieunternehmen, hat kürzlich auf die Risiken hingewiesen, die mit diesem Trend einhergehen. Der Chief Security Officer für Australien und Neuseeland, Mark Anderson, warnte davor, dass KI heutzutage realistisch aussehende, aber betrügerische Jobangebote generieren kann. Für Bewerber bestehe dadurch ein erhöhtes Risiko, Opfer von Identitätsdiebstahl oder finanziellen Schäden zu werden. Die Folgen von solchen Betrugsfällen sind schwerwiegend.
Nicht nur verlieren Bewerber oft Geld durch Vorauszahlungen für vermeintliche Bewerbungs- oder Prüfungsgebühren, auch werden ihre sensiblen Daten kompromittiert. Diese Daten können von Kriminellen für weitere Angriffe genutzt werden, etwa für Phishing oder zur Eröffnung von Bankkonten unter fremden Namen. Darüber hinaus verunsichern solche Vorfälle die gesamte Bewerbergemeinschaft und schmälern das Vertrauen in Online-Jobbörsen und digitale Bewerbungsprozesse. Auf der anderen Seite verändern Deepfake-Technologien auch den Auswahlprozess von Unternehmen. Manche Firmen experimentieren bereits mit KI-gestützten Video-Interviews, um Bewerber besser einschätzen zu können.
Dabei werden automatisiert Mimik, Sprachmuster und Wortwahl analysiert. Leider steigt dadurch auch das Risiko, dass Bewerber durch manipulierte Videos getäuscht werden oder dass Deepfake-Technologien missbraucht werden, um diskriminierende oder manipulierte Bewerbungsinhalte zu erstellen. Für Jobsuchende ist es daher essenziell, wachsam zu sein und Techniken zu kennen, um Betrugsmaschen und Deepfakes zu erkennen. Ein kritischer Blick auf die Stellenanzeige, die Kontaktadresse sowie die Website des Unternehmens kann oft erste Hinweise geben. Seriöse Firmen geben klare Kontaktinformationen an und verlangen keine Vorauszahlungen.
Zudem sind echte Bewerbungsgespräche in der Regel live und mit realen Ansprechpartnern verbunden, nicht via KI-generierten Videos. Zunehmend werden auch spezialisierte Services und Softwaretools entwickelt, die dabei helfen, Deepfake-Inhalte zu identifizieren. Diese nutzen selbst KI, um Unstimmigkeiten in der Bild- und Tonqualität aufzuspüren, die für Menschen schwer erkennbar sind. Bewerber sollten diese Hilfsmittel nutzen, wenn sie Zweifel an Echtheit von Video-Interviews haben. Darüber hinaus empfiehlt es sich, sich bei der Jobsuche auf bewährte und etablierte Plattformen zu verlassen.
Auch persönliche Netzwerke und Empfehlungen können helfen, sichere und seriöse Jobangebote zu finden. Wer vor einem Bewerbungsgespräch unsicher ist, sollte zudem direkt Kontakt mit dem potenziellen Arbeitgeber aufnehmen und die Echtheit hochriskanter Angebote bestätigen. Auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene ist es notwendig, gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen anzupassen. Datenschutz und Verbraucherrechte müssen gestärkt werden, um Opfer von Betrug schneller zu schützen und Täter zur Verantwortung zu ziehen. Unternehmen wiederum müssen sicherstellen, dass sie ihre eigenen Auswahlprozesse vor Manipulationen schützen und transparent mit Bewerbern kommunizieren.