Windows XP gehört zu den bekanntesten Betriebssystemen der Computerwelt. Als es im Jahr 2001 auf den Markt kam, revolutionierte es die PC-Landschaft durch seine Stabilität und Benutzerfreundlichkeit. Doch das ist inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte her, und der offizielle Support von Microsoft wurde bereits 2014 eingestellt. Eigentlich sollte Windows XP damit der Vergangenheit angehören. Doch überraschenderweise sind noch immer Millionen von Computern weltweit mit diesem Betriebssystem im Einsatz.
Wie ist das möglich, und warum setzen einige Organisationen und Einzelpersonen nach wie vor auf ein Betriebssystem, das seit langer Zeit keine Updates oder Sicherheitsfixes mehr erhält? Diese Fragen und die Konsequenzen werden im Folgenden beleuchtet. Obwohl sich die IT-Branche rasant weiterentwickelt und neuere Windows-Versionen wie Windows 10 und Windows 11 weit verbreitet sind, hat Windows XP seine Spuren hinterlassen. Statistiken von März 2024 zeigen, dass etwa 0,39 Prozent aller Windows-PCs, das sind rund 5,5 Millionen Geräte, weltweit noch immer mit Windows XP laufen. Diese Zahl mag auf den ersten Blick klein erscheinen, doch bei einer Gesamtzahl von 1,4 Milliarden Windows-Rechnern weltweit ist das ein beträchtlicher Anteil. Besonders kritisch: StatCounter erfasst vor allem Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, was die Gefahr von Cyberangriffen bei diesen veralteten Systemen deutlich erhöht.
Die Gründe, warum Windows XP in manchen Bereichen trotz des enormen Sicherheitsrisikos immer noch zum Einsatz kommt, sind vielschichtig. Bei manchen Organisationen und Unternehmen handelt es sich um speziell angepasste Systeme, die zum Teil mit Windows XP Embedded (XPe) betrieben werden. Ein bekanntes Beispiel ist die NASA, genauer gesagt das Goddard Space Flight Center, an dem einige Systeme nach wie vor mit XPe laufen. Hier ist einer der Hauptgründe für die fortgesetzte Nutzung der enorm hohe finanzielle Aufwand für den Austausch der Hardware. Da die bestehenden Systeme funktionstüchtig sind und ihre Aufgabe erfüllen, wird der teure Ersatz aufgeschoben.
Diese Art von Altsystemen stellen eine technische Herausforderung dar, denn sie sind häufig auf veralteter Hardware installiert, für die es kaum noch Ersatzteile gibt. Zudem laufen oftmals kritische Anwendungen oder maschinentechnische Steuerungssoftware darauf, die nicht ohne Weiteres auf neuere Betriebssysteme migriert werden kann. Das betrifft nicht nur NASA-Systeme, sondern auch verschiedene medizinische Einrichtungen, Ingenieurlabore und weitere Organisationen, die auf bewährte, stabile Systeme angewiesen sind und deren Umstellung enormen Aufwand und Kosten verursacht. Neben solchen Spezialanwendungen finden sich Windows-XP-Systeme aber auch noch in ganz alltäglichen Bereichen. Überraschend ist zum Beispiel, dass der öffentliche Nahverkehr in einigen Städten immer noch auf uralte Technologien setzt.
In San Francisco etwa verwendet die städtische Verkehrsbehörde SFMTA 5,25-Zoll-Disketten, um die Automatische Zugsteuerung (ATCS) der Muni Metro zu starten. Die tägliche Routine, bei der drei Disketten geladen werden müssen, um die Software, die die Züge überwacht und teilweise selbst fahren lässt, zum Laufen zu bringen, zeugt vom starken Vertrauen in Bewährtes, aber auch von fehlenden Budgets für moderne Systeme. Ein weiteres Beispiel aus Deutschland ist die Deutsche Bahn, deren Betrieb teilweise auf Systeme zurückgreift, die mit Windows for Workgroups 3.11 laufen. Dieses System, das aus den frühen 1990er-Jahren stammt, übernimmt die Überwachung technischer Daten an Zugführersitzen.
Trotz des hohen Sicherheitsstandards, der in der Verkehrstechnik notwendig ist, schreckt auch hier der immense Aufwand für Updates oder Systemwechsel viele Verantwortliche ab. Die Faszination für alte Technik ist nachvollziehbar. Viele Menschen bewahren ihre alten Computer oder Erinnerungsstücke der Technikgeschichte auf, manche nutzen sie sogar noch aus nostalgischen Gründen oder um ihre Fähigkeiten zu testen. Doch wenn es um produktives Arbeiten oder Systeme mit direktem Einfluss auf Sicherheit und Datenschutz geht, ist die Weiterverwendung von Windows XP ein großes Sicherheitsrisiko. Windows XP erhält seit 2014 keine Sicherheitsupdates mehr.
Das bedeutet, neue Viren, Malware oder Exploits werden nicht mehr von Microsoft behoben. Cyberkriminelle haben längst gelernt, Schwachstellen in XP auszunutzen, was die Systeme anfällig für Angriffe macht. Besonders alarmierend ist, dass weltweit Millionen von XP-PCs mit dem Internet verbunden sind. Dadurch besteht ein erhebliches Risiko, dass diese Rechner Teil von Botnetzen werden, für Spam missbraucht werden oder als Einstiegspunkt für größere Angriffe dienen. Unternehmen und Einrichtungen, die aus Budget- oder Kompatibilitätsgründen noch XP nutzen, sollten zumindest Sicherheitsmechanismen wie Firewalls und isolierte Netzwerke einsetzen.
Außerdem sind regelmäßige Backups zum Schutz vor Datenverlust entscheidend. Doch diese Maßnahmen können einen vollständig auf modernen, unterstützten Systemen basierenden Schutz nicht ersetzen. Die Situation verdeutlicht ein größeres Problem in der IT-Welt: Die Abhängigkeit von veralteten Systemen und Software. Solche Systeme sind oft kritisch für den Betrieb, aber gleichzeitig ein Sicherheitsrisiko und teuer in der Pflege. Das sogenannte Legacy-Problem ist in vielen Branchen präsent, besonders wenn Geräte mit spezieller Hardware lange Lebenszyklen haben und für aktuelle Systeme keine Treiber oder Softwarelösungen existieren.
Während die Industrie und Softwareanbieter zu immer neueren und komplexeren Lösungen wechseln, bleiben solche Altsysteme als unschöne Hinterlassenschaft bestehen. Die Herausforderung liegt darin, Kosten, Sicherheitsanforderungen und den Fortbestand wichtiger Funktionen auszubalancieren. Für Organisationen ohne ausreichendes Budget kann das Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern. Für Privatnutzer gilt hingegen eine klare Empfehlung: Wer noch Windows XP verwendet, sollte dringend auf ein aktuelles Betriebssystem wechseln. Die Nutzung eines nicht mehr unterstützten Systems im Internet ist ein Sicherheitsrisiko sowohl für den eigenen Rechner als auch für andere Netzwerkteilnehmer.
Neue Windows-Versionen oder alternative Betriebssysteme wie Linux bieten nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch eine bessere Leistungsfähigkeit und Kompatibilität mit moderner Software. Auch die Wirtschaft erkennt zunehmend die Bedeutung von Updates und moderner IT-Sicherheit, gerade angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Cyberangriffe. Unternehmen investieren vermehrt in Sicherheitslösungen und stellen ältere Systeme nach und nach ab. Allerdings zeigt die Praxis, dass der Prozess langwierig ist und es weiterhin viele Fälle gibt, in denen altes Betriebssystemen wie Windows XP noch eine Rolle spielen. Abschließend lässt sich sagen, dass Windows XP mehr als nur ein Stück Technikgeschichte ist.