Die 1990er Jahre markierten eine goldene Ära für Videospiele und insbesondere für Videospielhallen, auch Arcades genannt. In der Region des Lower Mainland in British Columbia, Kanada, florierte die Arcade-Kultur und bot Spielern aller Altersgruppen eine lebendige und vielfältige Gaming-Szene. Im Jahr 1996 erschien ein ausführlicher und informativer Leitfaden, der einen einzigartigen Überblick über die wichtigsten Arcades dieser Region gab. Dieser Leitfaden ist nicht nur eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, sondern auch ein wertvolles Dokument für Liebhaber und Forscher der Arcade-Kultur. Er verschafft eine umfassende Übersicht über einige der besten und bekanntesten Arcades wie UBC, Lester's Family Amusement Centre, Lion's Lair oder Ocean Star.
Jeder Standort wurde detailliert beschrieben, mit Angaben zu Spielangeboten, Ausstattung, Einschränkungen und der Atmosphäre vor Ort. Im Zentrum des Lower Mainland, zu dem Städte wie Vancouver, Burnaby und Coquitlam gehören, waren die Arcades wahre Spielparadiese. Die prominentesten davon zeichneten sich durch eine hohe Anzahl an Spielautomaten, attraktive Spielangebote und eine freundliche sowie wettbewerbsorientierte Community aus. Besonders die Universität von British Columbia (UBC) stellte mit ihrem Sub-Arcade eine Spielstätte dar, die sowohl von Studentinnen und Studenten als auch von Arcadespielern aus der ganzen Region besucht wurde. Mit über 60 Videospielen, mehreren Pooltischen und Pinball-Automaten war die UBC Sub-Arcade ein Treffpunkt für Fans unterschiedlichster Genres.
Die Aufenthaltsqualität wurde durch eine großzügige Fläche von über 275 Quadratmetern für Videospiele sowie komfortablen Sitzgelegenheiten mit circa 40 gepolsterten Hockern deutlich erhöht. Dieses Angebot in Kombination mit einem dynamischen Umfeld sorgte für eine Atmosphäre, die Gaming-Enthusiasten aus allen Teilen der Region anlockte. Nicht weit davon entfernt war Lester's Family Amusement Centre in Burnaby. Dieses rund um die Uhr geöffnete Etablissement zeichnete sich durch ein noch größeres Angebot an Videospielen aus und war vor allem für den erstklassigen Street Fighter-Wettbewerb bekannt. Die Halle bot rund 77 Videospiele, ergänzt durch sechs Pinball-Maschinen und mehrere Pooltische.
Die Beleuchtung war bewusst gedimmt, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, durchsetzt mit farbigen Neonlichtern und reflektierenden Spiegeldecken, die den Raum optisch vergrößerten. Ein reizvolles Detail ist die strikte Regel, Taschen am Eingang zu lassen, um Diebstahl- oder Platzprobleme zu vermeiden. Trotz der pulsierenden Energie und der Lautstärke, die manchmal beinahe überwältigend sein konnte, galt Lester's als einer der Hotspots für den kompetitiven Kampf an den Arcade-Geräten. Eine weitere Anlaufstelle in Vancouver, besonders bekannt für das schnelle Angebot neuer Spiele, war Lion's Lair. Die zentrale Lage an der Granville Street war geprägt durch ein vielfältiges Publikum, das von Hardcore-Gamern bis zu Gelegenheitsspielern reichte.
Hier fanden Spieler viele der neuesten Spiele kurz nach Markteinführung, unter anderem Super Puzzle Fighter II Turbo und King of Fighters 96. Die Halle war eher hell erleuchtet, bot mehrere gepolsterte Hocker und war ein Lieblingsort von Street Fighter-Enthusiasten, trotz der rauen Umgebung mit rauchendem Publikum und diversen Einschränkungen wie einem Mindestalter von 18 Jahren. Ocean Star befand sich ganz in der Nähe von Lion's Lair, auf der gegenüberliegenden Seite der Granville Street, und stellte eines der modernsten Studios dar. Mit 49 Videospielen, sieben Pinballs und zusätzlichem Neo Geo-Angebot zog Ocean Star technikaffine Spieler mit einer Vorliebe für neue Titel an. Die Beleuchtung war eher gedämpft, was zusammen mit der beachtlichen Anzahl an Neo Geo-Spielen ein Ambiente schuf, das modern und doch gemütlich anmutete.
Zwar war die Spielhalle weniger groß als vergleichbare Einrichtungen, jedoch lag das Augenmerk auf Qualität und Ausgewogenheit des Angebots. Mehrere Spiele waren hier exklusiv oder nur schwer woanders zu finden, was die Attraktivität für Fans einzelner Titel erhöhte. Die Movieland Arcade auf der Granville Street war aufgrund ihrer Nähe zu verschiedenen Filmtheatern eine beliebte Anlaufstelle. Trotz relativ kleiner Fläche bot die Spielhalle eine Vielzahl an Pinball-Maschinen sowie klassische Videospiele. Die Öffnungszeiten waren großzügig, und auch hier war das Rauchen und Essen erlaubt, was eine entspannte allgemeine Atmosphäre schuf.
Besonders Pinball-Spieler fanden hier erstklassige Angebote. Außerdem beeindruckte Movieland durch günstige Preise für Spiele wie Fighting Vipers oder Strikers 1945, was sie auch für preisbewusste Spieler attraktiv machte. Für Familienausflüge gestaltete sich Johnny Zee's Family Fun Centre in Burnaby als geeigneter Ort mit klaren Altersbeschränkungen, Tabak- und Lebensmittelverbot sowie tokenbasierten Spielen. Die Helligkeit und die spiegelverkleidete Decke sorgten für eine freundliche und einladende Atmosphäre, die durch die Lage im belebten Einkaufszentrum Station Square noch verstärkt wurde. Obwohl es an Sitzgelegenheiten fehlte und die Preise teilweise etwas hoch waren, zog das Zentrum besonders tagsüber viele Besucher an, die das breite Spielangebot und die bequeme Erreichbarkeit schätzten.
Das Shooting Star in Burnaby war eine weitere relativ kleine, aber gut besuchte Spielhalle, die besonders durch ihre helle Beleuchtung und eine Auswahl von 25 Videospielen bestach. Das Spielangebot war gut gepflegt und wurde regelmäßig mit neuen Titeln erweitert. Eingeschränkte Öffnungszeiten und das Verbot von Essen, Trinken und Rauchen sorgten für eine kontrollierbare und ordentliche Atmosphäre, die vor allem während der Ladenöffnungszeiten des angrenzenden Einkaufszentrums rege genutzt wurde. Die Simon Fraser University (SFU) besaß ebenfalls einen eigenen Spielebereich in ihrem Universitätszentrum, der allerdings mit 19 Videospielen und einer sehr kleinen Fläche vergleichsweise bescheiden war. Dennoch war es für Studierende ein bequemer Ort für eine kurze Auszeit vom Studienalltag.
Trotz fehlender permanenter Aufsicht und ruhiger Tonlage war der Raum eine willkommene Ergänzung der Campus-Infrastruktur und zeigte ein gewisses Engagement, Arcade-Spiele in den Campusalltag zu integrieren. Unterhalb der großen Arcades bildete die Command HQ in Coquitlam eine weitere Möglichkeit für Arcade-Fans, vor allem jüngerer Natur, das Spielerlebnis zu genießen. Das familienfreundliche Konzept mit einem Fokus auf Ticket-Spiele und Komponenten für Partys machte diese Location zu einem beliebten Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. Aufgrund der großen Anzahl an Nintendo-Konsolen war das Angebot auch abseits der klassischen Arcade-Automaten breit gefächert. Fanlieblinge wie Jolly Genie's Pizza & Play Park, ehemals Chuck E.
Cheese’s, boten eher eine Auswahl von Spielen und Unterhaltungsangeboten aus den 1980er Jahren und sprachen vorwiegend eine jüngere Zielgruppe an. Die nostalgisch anmutenden Spielautomaten und die Party-Atmosphäre schufen einen Kontrast zu den modernen, wettbewerbsorientierten Arcades der Region. Neben diesen Highlights durften Billiard- und Poolhallen wie Sidepocket Billiards und High-Run Billiards nicht unerwähnt bleiben, denn sie verbanden klassische Bar-Spiele mit einigen ausgewählten Videospielen und boten dadurch eine Kombination aus Geschicklichkeit und Unterhaltung in entspannter Umgebung. Während Sidepocket Billiards auch Videospiele umfasste, konzentrierte sich High-Run Billiards eher auf Billard und präsentierte mit seiner 24-Stunden-Öffnung eine Anlaufstelle für Nachtschwärmer. Auch das Westwood Mall war ein kleines aber feines Arcade-Arrangement, welches als Standort weniger hervorstach, jedoch durch sein Angebot von Klassikern und preiswerten Spielgelegenheiten punkten konnte.
Die geringe Größe und das fehlende Personal wurden durch helle Beleuchtung kompensiert, die zum längeren Verweilen einlud. Das Besondere am Arcade-Erlebnis im Lower Mainland war die Vielfalt der Spielhallen, die von großen Uni-Arcades, spezialisierten Kampfspielzentren bis hin zu familienfreundlichen Einrichtungen reichte. Jede Location hatte ihren eigenen Charakter und sprach unterschiedliche Zielgruppen an. Während einige Arcades den Fokus auf die neuesten Spiele und Turniere legten, boten andere gemütliche und entspannte Umgebungen für Gelegenheitsspieler sowie Familien. Die hohe Frequenz an Neuzugängen bei vielen dieser Etablissements spiegelte den lebendigen und dynamischen Charakter der Szene wider.
Zudem zeigten die stets aktualisierten Spielauswahlpläne und die technischen Wartungen das Engagement der Betreiber, die Attraktivität ihrer Spielhallen zu erhalten und stetig zu verbessern. Historisch gesehen dokumentiert der Leitfaden von 1996 nicht nur die Präsenz einzelner Spielhallen, sondern auch die kulturellen Dynamiken, die die Arcade-Szene prägten. Aspekte wie das Rauchverbot, das Spielgeldsystem mit Tokens, Dresscodes oder Altersbeschränkungen verdeutlichen, wie die Betreiber versuchten, ein angenehmes und sicheres Umfeld zu schaffen. Die unterschiedlichen Öffnungszeiten und Personalausstattungen spiegelten den jeweiligen Bedarf der Zielgruppen wider – von rund um die Uhr geöffneten Hotspots bis hin zu Tagesöffnungen mit begrenztem Personal. Die vorgestellten Karten der einzelnen Arcades zeugen zudem von dem sorgfältigen Bestreben, Spielern Orientierung und ein einfaches Zurechtfinden zu ermöglichen.