Weichplastik gehört zu den am meisten verwendeten Verpackungsmaterialien weltweit und ist in Produkten wie Salatbeuteln, Chipsverpackungen, Teigtüten und Tierfutterpackungen allgegenwärtig. Es handelt sich dabei meist um dünne, flexible Kunststofffolien, die aufgrund ihrer Eigenschaft, leicht und praktisch zu sein, enorme Popularität gewinnen. Trotz der scheinbar einfachen Recyclingmöglichkeit, die viele Supermärkte immer wieder kommunizieren und Customers dazu ermutigen, diese Verpackungen zurückzugeben, offenbart sich hinter der Fassade der Weichplastik-Recyclingprogramme eine ernüchternde Wahrheit. Eine umfassende Untersuchung von Everyday Plastic und der Umweltorganisation EIA hat die Verarbeitung und den Verbleib von Softplastik weit über ein Jahr hinweg genau verfolgt. Dabei wurde klar: Der Großteil des gesammelten Softplastiks endet nicht als recycelter Rohstoff, sondern wird verbrannt oder in minderwertige Produkte umgewandelt.
Die Untersuchung konzentrierte sich auf 40 Bündel von Softplastik-Verpackungsmüll, die über Rückgabesysteme in England, hauptsächlich in den großen Supermärkten Sainsbury's und Tesco, gesammelt wurden. Diese beiden Unternehmen dominieren mit zusammen 43 Prozent den britischen Lebensmittelmarkt und haben flächendeckend Sammelstellen für Weichplastik eingerichtet. Die Botschaft an Kunden lautete, durch Rückgabe der Verpackungen könne man einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und die Recyclingraten erhöhen. Doch die Realität erweist sich als deutlich komplexer und enttäuschender. Von den verfolgten Weichplastik-Bündeln, die ein bekanntes Ziel erreichten, wurden etwa 70 Prozent verbrannt, anstatt recycelt zu werden.
Das Verbrennen von Kunststoff, oft zur Energiegewinnung, ist zwar weit verbreitet, trägt aber maßgeblich zu Umweltverschmutzung sowie Treibhausgasemissionen bei und steht vielfach in der Kritik. Der verbleibende Anteil des Softplastiks gelangte zu Recyclinganlagen, welche das Material jedoch lediglich herunterstufen, indem sie es in Produkte von geringerer Qualität umwandeln. Besonders auffällig war, dass die Mehrzahl dieser Recyclinganlagen sich in der Türkei befanden, ein Land, das als Standort für das sogenannte „Downcycling“ dient. Dieser Prozess verringert erheblich den Wert und Einsatzbereich des recycelten Materials. Ein zentraler Kritikpunkt der Umweltanwaltsorganisation ClientEarth ist, dass die Rücknahmeprogramme der Supermärkte Verbraucher in die Irre führen.
Ihnen wird suggeriert, das gesammelte Softplastik würde wie beworben recycelt, während in Wirklichkeit der Großteil verbrannt wird. Diese Diskrepanz zwischen kommunizierter Nachhaltigkeit und tatsächlicher Praxis gefährdet das Vertrauen der Öffentlichkeit in Umweltschutzinitiativen und verfestigt ein falsches Bewusstsein für die Recyclingfähigkeit von Softplastik. Die zurückgelegte Strecke der verfolgten Softplastik-Bündel überstieg 25.000 Kilometer und führte sowohl innerhalb des Vereinigten Königreichs als auch ins Ausland. Dieses weite Transportnetzwerk ist mit zusätzlichen Umweltbelastungen verbunden, durch den hohen Energieaufwand beim Transport und die damit verbundene CO2-Emission.
Die Studie verdeutlicht, dass bestehende Softplastik-Rücknahmeprogramme nicht die gewünschte ökologische Wirkung erzielen und stattdessen nur Symptome des weitreichenden Problems der Plastikverschmutzung kaschieren. Die komplexen Materialeigenschaften von Softplastik, die hohe Verunreinigungsrate und die kostenintensive Aufbereitung stellen immense Hindernisse für echtes Recycling dar. Die technischen und wirtschaftlichen Hürden lassen die Schlussfolgerung zu, dass großflächiges, effektives Recycling von Softplastik aktuell kaum realistisch ist. Vor diesem Hintergrund fordert die Untersuchung eine grundlegende Änderung im Umgang mit Softplastik. Es ist essenziell, unnötige und nicht essenzielle Einwegverpackungen zu eliminieren und verstärkt auf Wiederverwendungssysteme zu setzen, die universell anwendbar sind.
Refill-Modelle und Mehrwegsysteme bieten nachhaltige Alternativen, um den Verbrauch von weichen Kunststoffverpackungen deutlich zu reduzieren. Diese Qualitätswende im Verpackungssektor darf nicht länger aufgeschoben werden. Parallel zu den Ergebnissen der Untersuchung verhandeln derzeit weltweite Akteure den globalen Plastikvertrag, ein internationales Abkommen, das auf die Einschränkung der Produktion und Verbreitung von Plastikmaterialien abzielt. Der Aufruf an die britische Regierung lehnt sich an dieses Ziel an und fordert eine drastische Reduktion der weltweiten Plastikproduktion um 40 Prozent bis zum Jahr 2040. Gleichzeitig wird von Sainsbury’s und Tesco verlangt, sich öffentlich zu dieser Zielsetzung zu bekennen und ihren Beitrag zur Dekarbonisierung und Entlastung der Umwelt ernst zu nehmen.
Die Dringlichkeit einer solchen Umstellung wird durch alarmierende Prognosen untermauert: Bis 2060 soll die Plastikproduktion weltweit auf das Dreifache ansteigen. Die Emissionen, die bei der Herstellung von Kunststoff entstehen, könnten bis 2050 über ein Fünftel des verbleibenden CO2-Budgets der Erde verbrauchen. Darüber hinaus gefährdet die chemische Belastung, die mit dem Gebrauch von Plastik einhergeht, die Stabilität der globalen Ökosysteme und die menschliche Gesundheit. Im Vereinigten Königreich kommen jährlich über 215 Milliarden Stück Softplastik auf den Markt. Die Sammlung von Softplastik über die kommunale Müllabfuhr ist mit nur sieben Prozent im Jahr 2022 äußerst gering.
Die bestehenden Rücknahmesysteme der Supermärkte decken demgegenüber nur einen Teil dieses großen Aufkommens ab und sind nicht ausreichend, um das Problem in nennenswertem Umfang zu lösen. Für Verbraucher ist es wichtig, diese Erkenntnisse zu kennen und das vermeintlich einfache Recycling von Softplastik kritisch zu hinterfragen. Die vermeintlich nachhaltige Aktion des Zurückbringens kann irreführend sein, solange die strukturellen und technologischen Probleme nicht gelöst sind. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, Plastikmüll zu reduzieren, indem er den Konsum von Produkten in Softplastikverpackungen vermeidet, auf wiederverwendbare Alternativen setzt und das Bewusstsein für das Problem in der Gesellschaft verbreitet. Zusammenfassend deckt die aktuelle Untersuchung die Schwächen moderner Recyclingprogramme für Softplastik auf und verdeutlicht die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform im Umgang mit Verpackungsmaterialien.
Nur durch konsequente Reduktion, Umstellung auf Mehrwegsysteme und eine ehrliche Kommunikation durch Unternehmen und staatliche Stellen kann der Plastikmüll wirkungsvoll bekämpft werden. Die Zeit zu handeln ist knapp, und das plastikbedingte Umweltproblem darf nicht länger mit scheinbar einfachen Lösungen kaschiert werden. Nur so kann eine nachhaltige Zukunft für Mensch und Erde gesichert werden.