Der Bereitschaftsdienst, oder wie er im IT-Umfeld oft genannt wird, On-Call, ist für viele Unternehmen von zentraler Bedeutung, um im Falle von technischen Störungen oder Vorfällen schnell reagieren zu können. In der heutigen, schnelllebigen und digitalisierten Welt hat sich in den letzten Jahren viel getan in Bezug auf Tools und Strategien, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Teams effektiv zu organisieren, Alarmierungen zu verwalten und Kommunikation während eines Vorfalls zu gewährleisten. Dieser Text gibt einen umfassenden Einblick in die aktuell am Markt verfügbaren Lösungen, zeigt die Vor- und Nachteile populärer Tools auf und beleuchtet, wohin die Reise im Bereich On-Call Management gehen könnte. Historisch betrachtet war PagerDuty lange Zeit der unangefochtene Marktführer im Bereich der On-Call-Management-Software. Besonders für kleine und mittlere Teams war PagerDuty eine erste Wahl, da es eine zuverlässig funktionierende Plattform bietet, mit der Nutzer Alarme erhalten und Vorfälle managen können.
Die Plattform ist bekannt für ihre robuste Skalierbarkeit und Features wie Eskalationsstrategien, Berichterstattung und Integrationen mit zahlreichen Monitoring-Tools. Allerdings berichten gerade kleinere Teams heute zunehmend über die hohen Kosten, die mit der Nutzung verbunden sind, sowie eine gewisse Komplexität bei der Bedienung, die sich bei begrenzten Ressourcen als hinderlich erweisen kann. Neben PagerDuty gab es mit Opsgenie einen weiteren namhaften Anbieter, der ebenfalls versuchte, eine maßgebliche Rolle im Bereich On-Call zu spielen. Allerdings ist Opsgenie seit Kurzem als eigenständiges Produkt nicht mehr verfügbar und wurde weitgehend in die Splunk-Infrastruktur integriert. Diese Veränderung sorgt bei vielen Nutzern für Verwirrung, denn die Nutzung von Splunk On-Call ist stark an das Splunk-Ökosystem gebunden.
Für Unternehmen, die Splunk nicht als zentrales Tool einsetzen, wirkt On-Call dadurch eher umständlich oder gar unzugänglich. In den letzten Jahren hat sich ein neuer Trend in der Branche abgezeichnet: die Entstehung von modernen, innovativen Plattformen, die auf Feedback und den Bedürfnissen der Nutzer basieren. Incident.io ist eine dieser Newcomer, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Plattform bietet nicht nur eine unkomplizierte On-Call-Funktionalität, sondern integriert gleichzeitig umfassendes Incident-Management, was die Koordination im Krisenfall deutlich erleichtert.
Der Vorteil liegt in einer besseren Übersicht, Automatisierungen und der Möglichkeit, die Zusammenarbeit über verschiedene Kommunikationskanäle, etwa Slack, zu optimieren. Außerdem berichten viele Nutzer, dass Migrationen von PagerDuty zu Incident.io vergleichsweise reibungslos verlaufen, was die Attraktivität der Plattform zusätzlich steigert. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel am Markt ist Rootly. Mit einem klaren Fokus auf smarte Automatisierungen und AI-native Features verfolgt Rootly den Ansatz, die On-Call-Erfahrung grundlegend zu verbessern.
Das Tool bietet eine Vielzahl an Funktionen, die besonders in modernen Arbeitsumgebungen gefragt sind: native Integration in Slack und Microsoft Teams, automatische Anpassungen der Kalender bei Urlaubszeiten, Request-Coverage-Features zur Schichtenplanung und nativer Support für Shadow-Rotationen. Rootly hebt sich vor allem durch seine moderne Benutzeroberfläche und die Möglichkeit ab, Statusseiten, Kommunikationsworkflows und Retrospektiven zentral zu verwalten. Gerade junge und schnell wachsende Unternehmen sprechen auf diese innovativen Ansätze sehr positiv an. Neben diesen größeren Anbietern existieren weitere Plattformen mit jeweils eigenen Schwerpunkten. BetterStack beispielsweise kombiniert On-Call mit Log-Management und Observability in einem einzigen Produktportfolio, was den Vorteil bietet, alle nötigen Tools zur Überwachung und Reaktion in einem zentralen Dashboard zusammenzuführen.
Für Unternehmen, die ihr Monitoring und Incident-Management möglichst schlank und integriert halten möchten, kann ein solcher All-in-One-Ansatz von großem Nutzen sein. Trotz dieser Vielfalt ist die Integration in die bestehende Kommunikationsinfrastruktur ein entscheidender Faktor für die Wahl eines On-Call-Tools. Slack, Microsoft Teams und ähnliche Plattformen sind essenziell für die interne Kommunikation, weshalb eine native und nahtlose Integration heute fast ein Muss ist. Tools, die nicht nur Alarmierungen senden, sondern es auch erlauben, On-Call-Pläne direkt aus den Kommunikationskanälen heraus zu steuern, gewinnen stark an Beliebtheit. Dies erleichtert die Zusammenarbeit erheblich und sorgt für eine schnellere Reaktionszeit im Ernstfall.
Darüber hinaus spielt die Kostenstruktur eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für eine On-Call-Lösung. Während große Anbieter wie PagerDuty zwar umfassende Features bieten, sind sie mitunter sehr teuer, was sie für kleine Teams oder Start-ups weniger attraktiv macht. Hier punkten neuere Anbieter mit flexibleren Preismodellen und attraktiven Angeboten für kleinere Organisationen. Preis und Funktionalität müssen dabei stets in einer ausgewogenen Balance stehen, damit die Lösung langfristig sinnvoll und effizient bleibt. Ein häufig diskutiertes Thema ist die Nutzerfreundlichkeit und Anpassbarkeit der Tools.
Viele Nutzer kritisieren traditionelle Lösungen dafür, dass das Einrichten von Alarmen, Eskalationen und Vertretungen kompliziert oder unübersichtlich ist. Moderne Tools reagieren darauf mit intuitiven Benutzeroberflächen und flexiblen Einstellungen, oft ergänzt durch Automatisierungsfunktionen. Diese Automatisierung kann etwa bei der Urlaubsplanung, Schichtwechseln oder der Verknüpfung von On-Call-Teams mit Slack-Gruppen eingreifen und somit administrative Aufgaben drastisch reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist die Möglichkeit, Slack-Gruppen direkt mit On-Call-Zeitplänen zu synchronisieren, so dass Nachrichten automatisch an den richtigen Ansprechpartner gelangen, ohne dass externe Zusatztools notwendig sind. Nicht zuletzt wird die technische Weiterentwicklung im Bereich On-Call stark von Themen wie künstlicher Intelligenz und Machine Learning beeinflusst.
Der Begriff AI-native taucht in Zusammenhang mit Plattformen wie Rootly auf und beschreibt die Integration intelligenter Algorithmen zur Vorhersage und Optimierung von Alarm- und Bereitschaftsplänen. Beispielsweise können solche Systeme basierend auf historischen Vorfällen empfehlen, wann und wie das Team am besten eingeplant werden sollte, oder Anomalien frühzeitig erkennen, die einen Alarm rechtfertigen. Diese neuen Technologien versprechen, die Effizienz und Reaktionsfähigkeit von On-Call-Teams in Zukunft noch weiter zu verbessern. In der Praxis entscheiden sich Unternehmen jedoch nicht nur anhand von Features und Kosten für eine On-Call-Lösung, sondern auch aufgrund von Support, Community- und Ökosystem-Integrationen. Anbieter, die eine starke User-Community und regelmäßige Updates bieten, werden von Unternehmen bevorzugt, die ein langfristiges Wachstum ihrer On-Call-Prozesse anstreben.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die On-Call-Landschaft heute vielfältiger ist als je zuvor. Die klassischen Schwergewichte wie PagerDuty dominieren zwar noch, aber es zeichnen sich klare Trends ab. Moderne und innovative Plattformen bieten flexiblere, kostengünstigere und benutzerfreundlichere Lösungen, die insbesondere für kleine und mittelgroße Teams attraktiv sind. Die Integration in Kommunikationstools wie Slack, die Nutzbarkeit über mobile Apps und die wachsende Bedeutung von künstlicher Intelligenz werden die Zukunft des On-Call-Managements prägen. Unternehmen sollten bei der Auswahl sorgfältig abwägen, welche Anforderungen sie haben, wie ihr Team strukturiert ist und welche Features ihnen langfristig den größten Nutzen bringen.
So kann der Bereitschaftsdienst nicht nur Betroffenen helfen, Ausfallzeiten minimieren, sondern auch die Arbeit der verantwortlichen Teams deutlich erleichtern und effizienter gestalten.