Der Bundesstaat Michigan hat kürzlich die Anzahl der Gewässer, in denen Fische aufgrund hoher Konzentrationen von PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) nicht verzehrt werden sollten, drastisch erhöht. Die neue Empfehlung der Michigan Department of Health and Human Services (DHHS) hat sensationelle Ausmaße angenommen: Von ursprünglich 33 auf 98 Gewässer wurde die Liste für „Nicht essen“-Warnungen erweitert. Diese alarmierende Entwicklung spiegelt die wachsende Erkenntnis über die Risiken wider, die durch PFAS in der Umwelt und speziell in der Nahrungskette ausgehen. PFAS, häufig als „ewige Chemikalien“ bezeichnet, zeichnen sich durch ihre hohe Umweltstabilität aus und zersetzen sich weder in der Natur noch im menschlichen Körper. Ihre Langlebigkeit führt dazu, dass sie sich im Laufe der Zeit in Fischgeweben anreichern können, was Gefahren für die Gesundheit der Verbraucher birgt.
Die jüngsten Anpassungen der Richtwerte für PFOS, eine Untergruppe der PFAS, sind die Grundlage für die verschärften Warnungen. Früher galt ein Schwellenwert von 9 Teilen pro Milliarde (ppb) als Grenze, bei der eine Beschränkung des Fischkonsums empfohlen wurde, und 300 ppb für ein komplettes Verbot des Verzehrs bestimmter Fischarten. Diese Werte, die noch aus dem Jahr 2014 stammten, wurden jetzt auf 1,5 ppb beziehungsweise 50 ppb herabgesetzt. Die deutliche Senkung resultiert aus neueren toxikologischen Erkenntnissen, die zeigen, dass PFAS schon bei geringeren Konzentrationen gesundheitsschädlich sein können. Die betroffenen Gewässer erstrecken sich hauptsächlich über die südliche Region der unteren Halbinsel Michigans, doch die Zahl der mit Warnungen versehenen Wasserflächen nimmt stetig zu, da regelmäßig weitere Proben entnommen und ausgewertet werden.
Insgesamt gibt es derzeit 782 Fischwarnungen innerhalb des gesamten Bundesstaates, die sich auf unterschiedliche Schadstoffe beziehen, wobei PFOS nach Quecksilber mittlerweile die zweithäufigste Ursache ist. Neben PFOS spielen noch weitere Schadstoffe wie Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) eine Rolle bei der Bewertung der Fischqualität. Die Komplexität der Analyse macht die Empfehlungen teilweise schwer verständlich für die Öffentlichkeit. Verbraucher sehen die Richtwerte für Trinkwasser oft in Teilen pro Billion (ppt), während für Fischgewebe ppb als Maßeinheit verwendet wird. Dies führt zu Verwirrung, weil die erlaubten Konzentrationen im Fischgewebe höher erscheinen, was mit der unterschiedlichen Art der Aufnahme und entsprechenden Dosisberechnung zu tun hat.
Allerdings hat die Aufnahme über den Fischkonsum, insbesondere bei Menschen mit hohem Konsum wie in Angelgemeinschaften, das Potenzial, sich gesundheitsschädlich anzusammeln. Mehrere gesundheitliche Folgen wurden mit PFAS in Verbindung gebracht, darunter Krebsarten, Erkrankungen der Leber und Schilddrüse, Komplikationen in der Schwangerschaft sowie eine reduzierte Immunantwort auf Impfstoffe. Besonders besorgniserregend ist, dass viele dieser Chemikalien seit Jahrzehnten verwendet werden, unter anderem in feuerhemmenden Schäumen, wasser- und ölabweisenden Beschichtungen sowie in diversen Konsumgütern. In Michigan sind Spuren solcher Kontaminationen beispielsweise in den Fischen der Gewässer nahe dem ehemaligen Wurtsmith Air Force Base in Oscoda gefunden worden. Solche Fundstellen verdeutlichen den Einfluss industrieller und militärischer Aktivitäten auf die Umwelt.
Die neue 2025 Ausgabe des „Eat Safe Fish Guide“ bietet den Einwohnern Michigans eine aktualisierte und regional differenzierte Übersicht der betroffenen Gewässer und Arten mit entsprechenden Verzehrsempfehlungen oder Verboten. Gesundheitsbehörden betonen die Bedeutung dieser Leitlinien, um das Risiko durch den Verzehr belasteter Fische zu minimieren. Gleichzeitig gibt es Kritik von Umweltschützern und Aktivisten, die eine einheitliche und verpflichtende Beschilderung an den Gewässern fordern. Im Moment bleibt die Entscheidung über Warnhinweise oft bei den lokalen Gesundheitsämtern, was zu unterschiedlichen Handhabungen führt. Der Anwalt und PFAS-Aktivist Tony Spaniola fordert eine landesweite Regelung, um einheitliche Schutzmaßnahmen zu garantieren.
Die Dringlichkeit der Thematik wird durch Studien aus Kent County untermauert, die einen klaren Zusammenhang zwischen dem Konsum von Fisch aus kontaminierten Gewässern und erhöhten PFAS-Werten im menschlichen Blut nachweisen konnten. Die Wissenschaft entwickelt sich ständig weiter, und die fortlaufenden Untersuchungen sorgen für eine bessere Einschätzung des Gesundheitsrisikos. Für die Bevölkerung in Michigan heißt das, insbesondere in traditionellen Angel- und Fischgemeinschaften, sich intensiv mit den aktuellen Warnungen und neuen Empfehlungen auseinanderzusetzen. Die Herausforderung besteht darin, den Fischkonsum in der Ernährung so zu gestalten, dass die gesundheitlichen Vorteile nicht durch die Belastung mit Schadstoffen aufgehoben werden. Neben der Vorsicht beim Verzehr sind auch politische und regulatorische Maßnahmen notwendig, um die Freisetzung von PFAS zu begrenzen und bestehende Verschmutzungen zu sanieren.
Die bundesstaatliche Regierung sowie lokale Behörden arbeiten daran, strengere Umweltrichtlinien durchzusetzen und fördern die Erforschung von Pfadbereinigungsverfahren für belastete Standorte. Die Problematik der PFAS-Kontamination ist jedoch nicht auf Michigan beschränkt. PFAS sind in zahlreichen Regionen der USA und weltweit ein wachsendes Umweltproblem. Die Kombination aus extrem stabiler chemischer Struktur und weit verbreiteter Nutzung führt dazu, dass die Chemikalien in vielen Ökosystemen auftauchen, darunter auch in Gewässern, die wichtige Nahrungsquellen darstellen. Gesundheits- und Umweltexperten rufen zu einer verstärkten Aufklärung und handfesten regulatorischen Ansätzen auf, um die Risiken einzudämmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Michigans neue Werte einen wichtigen Schritt darstellen, um die Bevölkerung besser zu schützen. Die Ausweitung der Warnungen macht deutlich, wie ernst die PFAS-Kontamination inzwischen eingeschätzt wird und wie notwendig es ist, sowohl individuellen als auch politischen Handlungsbedarf wahrzunehmen. Für die Verbraucher bleibt es essenziell, sich regelmäßig über den neuesten Stand der Leitlinien zu informieren und beim Angeln oder Kauf von Fisch aus bestimmten Gebieten Vorsicht walten zu lassen. Nur so kann die eigene Gesundheit und die der Gemeinschaft nachhaltig geschützt werden.