Bob Ross ist zweifellos einer der bekanntesten Künstler unserer Zeit, dessen Einfluss weit über die Grenzen der Malerei hinausreicht. Bekannt geworden durch seine amerikanische Fernsehsendung "The Joy of Painting" prägte er eine ganze Generation von Hobbykünstlern und brachte mit seinen beruhigenden Worten und einfachen Techniken die Freude an der Malerei in Wohnzimmer weltweit. Doch so zugänglich Bob Ross für seine Zuschauer war, so schwer gestaltet sich der Erwerb eines seiner Originalgemälde. Der Markt für Originalwerke des Malers ist überraschend überschaubar und die Preise für verfügbare Bilder liegen oftmals im fünfstelligen Bereich. Was sind die Gründe für diese Diskrepanz zwischen der enormen Popularität und der kaum vorhandenen Verfügbarkeit? Die Geschichte des Künstlers und die Vermarktung seiner Werke geben spannende Einblicke in dieses Rätsel.
Bob Ross, geboren 1942 in Daytona, Florida, begann seine künstlerische Laufbahn erst spät. Nach 20 Jahren Dienst beim Militär in Alaska entdeckte er die Malerei und entwickelte seinen charakteristischen Stil. Seine Landschaftsgemälde, geprägt von ruhigen Naturszenen und einfachen Kompositionen, verkauften sich zunächst bei lokalen Märkten in Alaska gut. Der Durchbruch kam, als er sich als Lehrer und später als Fernsehstar etablierte. "The Joy of Painting" lief von 1983 bis 1994 auf Public Broadcasting Service (PBS) und erreichte mit bis zu 80 Millionen Zuschauern täglich eine riesige Zielgruppe.
Obwohl Bob Ross in 381 Episoden jeweils drei Versionen eines Gemäldes schuf, sind diese Arbeiten Teil eines komplexen rechtlichen und organisatorischen Geflechts, das die Verfügbarkeit seiner Originalgemälde bis heute einschränkt. Ein zentraler Punkt ist die Vereinbarung zwischen Bob Ross und seiner Firma Bob Ross, Inc., die er zusammen mit der Produzentin Annette Kowalski und ihrem Ehemann Walt gründete. Die Gemälde, die Bob Ross speziell für die Fernsehaufnahmen anfertigte, gelten als sogenannte "work for hire" – also als Auftragsarbeiten, die nicht ihm, sondern der Firma gehören. Nach seinem Tod im Jahr 1995 gingen sämtliche Rechte und Besitzansprüche auf Bob Ross, Inc.
über. Das bedeutet, dass zehntausende Bilder – Schätzungen gehen von rund 30.000 Gemälden aus – nicht in privater Hand sind, sondern in Lagerräumen der Firma lagern. Diese Gemälde sind im Grunde unverkäuflich, denn das Unternehmen hat stets klargemacht, dass der Verkauf nicht im Interesse der Erben liegt. Stattdessen fokussiert sich Bob Ross, Inc.
auf den Schutz und die Pflege des künstlerischen Vermächtnisses, den Ausbau von Merchandising, Kursen und Werbeartikeln. Die Originalgemälde sehen sie als zu schützend an, um sie auf dem freien Markt zu verbreiten. Zudem hat das Unternehmen seine eigenen Geschäftsmodelle rund um die Marke Bob Ross entwickelt, sodass der materiell messbare Wert von Kunstwerken für sie nicht im Vordergrund steht. Diese Haltung trägt wesentlich dazu bei, dass Bob Ross Gemälde kaum auf dem freien Markt zu finden sind, obwohl es von der Menge her genug Werke gäbe. Die wichtigsten Ausnahmen sind einige ausgesuchte Gemälde, die von Bob Ross, Inc.
an Museen, Ausstellungen und Galerien ausgeliehen wurden. Hierzu zählen etwa 54 Werke in der Bob Ross Art Workshop & Gallery in Florida oder 27 Gemälde im Bob Ross Experience Center in Indiana. Sogar das Smithsonian National Museum of American History in Washington D.C. besitzt einige Originale.
Diese Leihanordnungen dienen hauptsächlich der Präsentation des Künstlers und seiner Arbeit, nicht dem Verkauf. Abseits dieser firmeneigenen und musealen Bestände tauchen Bob Ross Werke meist nur als Erbstücke oder private Sammlerstücke auf. Bob Ross hat im Laufe seines Lebens viele Gemälde vereinfacht verschenkt, für Wohltätigkeitszwecke gestiftet oder auf Märkten zu relativ niedrigen Preisen verkauft. Das erklärt, warum einige wenige Gemälde heute in Privathaushalten hängen, oft ohne die Besitzer über deren tatsächlichen Wert zu informieren. Diese "Lost and Found"-Funde sind begehrt geworden, da immer mehr Fans und Sammler das Potenzial erkannt haben.
Dennoch bleiben Nachforschungen und der Wiederverkauf schwierig. Abgesehen von wenigen spezialisierten Galerien, die sich auf den Handel mit Bob Ross Werken spezialisiert haben, sind die Verkaufszahlen niedrig. Größere Auktionshäuser wie Christie’s oder Sotheby’s bieten kaum Bob Ross Gemälde an, und Plattformen wie eBay zeigen nur sporadisch Angebote – oft auch mit zweifelhafter Herkunft. Die Kombination aus privatem Besitz, fehlenden Verkaufsinitiativen der Firma und einem Ruf als Massenproduzent macht die Suche nach einem echten Bob Ross Original zu einem schwierigen Unterfangen. Auch die ungewöhnlich hohe Preisspanne der auf dem Markt verfügbaren Werke ist erklärbar.
Während Ross seine Bilder auf Fernsehshow-Episoden in unter einer halben Stunde schuf – eine Geschwindigkeit, die ihn oft mit großen Meistern wie da Vinci ungleich setzt – kommt der hohe Sammlerwert vor allem durch den Kultstatus seines Namens und seiner Persönlichkeit zustande. Originalwerke gelten als hybride Objekte zwischen Kunst und Entertainment-Memorabilia. Der Reiz liegt nicht nur in der Maltechnik, sondern in der Geschichte eines Mannes, der die Malerei demokratisierte und Menschen auf der ganzen Welt inspirierte. Sammler sind daher bereit, beträchtliche Summen zu investieren, um sich ein Stück dieser Popkultur zu sichern. Trotzdem bleibt die Wahrheit, dass Bob Ross selbst nicht daran interessiert war, seine Werke als Handelsobjekte zu sehen.
Die Kunst war für ihn kein Endprodukt, das verkauft werden sollte, sondern ein Medium zur Vermittlung von Freude, Ruhe und Lehren. So hat die Firma die Marke Bob Ross nicht als Künstlergeschäft, sondern als Erlebnisplattform konzipiert. Die Gemälde dienten als Visitenkarte für seine Kurse, Produkte und TV-Shows. Das bedeutet, dass auch wenn zahlreiche Gemälde existieren, viele von ihnen nicht als wertvolle Investitionen betrachtet, sondern als Teil eines größeren künstlerischen und pädagogischen Konzepts gesehen werden. Dieses Erbe macht es so gut wie unmöglich, einfach ein Originalgemälde von Bob Ross zu erwerben.
Zu groß sind die Hürden bei Eigentumsrechten, Logistiken und Marketingstrategien. Für Sammler bleibt der Markt daher eine Kombination aus Glück, Geduld und finanzieller Investition, wenn ein seltenes Werk zum Verkauf angeboten wird. In einer Welt, in der Popkultur und Kunst zunehmend miteinander verschmelzen, bleibt Bob Ross ein faszinierendes Beispiel für den Umgang mit künstlerischer Produktion, Kommerzialisierung und den Erhalt eines Vermächtnisses. Die nahezu unerreichbare Verfügbarkeit seiner Originalgemälde trägt letztlich nur zu seiner mystischen Aura bei und macht den Traum, ein echtes Stück Bob Ross zu besitzen, für viele umso reizvoller.