Das Google Agent Development Kit (ADK) ist ein bedeutender Schritt in der Evolution der künstlichen Intelligenz und stellt Entwicklern ein leistungsstarkes, open-source Framework zur Verfügung, um autonome KI-Agenten zu gestalten, zu verketten und bereitzustellen. Im Laufe meiner Beschäftigung mit dem ADK habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt, die Einsichten in typische Stolpersteine, bewährte Praktiken und die grundsätzliche Denkweise beim Arbeiten mit KI-Agenten bieten. Diese Erkenntnisse möchte ich hier teilen, um anderen Entwicklern die Einarbeitung zu erleichtern und gängige Fallstricke zu vermeiden. Eine der wichtigsten Lektionen betrifft das Verständnis, wie viele Agenten tatsächlich benötigt werden. Im Gegensatz zu einem naheliegenden Ansatz, bei dem man für jede einzelne Aufgabe einen separaten Agenten erstellt, zeigt die Erfahrung, dass ein einzelner Agent problemlos verschiedenste Werkzeuge ansteuern kann.
Wichtig ist hierbei, präzise Anweisungen im Prompt zu formulieren und klar zu definieren, welche Tools dem Agenten wann zugänglich sind. Die KI kann dann eigenständig entscheiden, welches Werkzeug zu welchem Zeitpunkt sinnvoll einzusetzen ist. Dieses adaptive Verhalten erleichtert nicht nur die Architektur, sondern steigert auch die Flexibilität und Wartbarkeit des Systems. Ebenso bedeutsam ist der Umgang mit dem sogenannten Session-State. KI-Agenten speichern Zwischenergebnisse und Kontexte oft im Session-State, auf den auch weitere Agenten innerhalb einer Verarbeitungskette zugreifen können.
Der Inhalt dieser Sitzungszustände bestimmt letztlich die Qualität und Korrektheit der nachfolgenden Verarbeitungsschritte. Im Entwicklungsprozess empfiehlt es sich deshalb, jederzeit über das Browser-Interface oder entsprechende Visualisierungstools zu überprüfen, ob die erwarteten Daten korrekt erfasst und gespeichert wurden. Ungenaue oder unvollständige Kontexte führen zwangsläufig dazu, dass das Gesamtsystem falsche oder unbrauchbare Ergebnisse liefert. Ein häufig unterschätztes Problem stellt das korrekte Speichern von Ausgaben dar. Innerhalb des ADK wird definiert, welcher Schlüssel (Output-Key) im Session-State verwendet wird, um die Resultate eines Agenten zu speichern.
Interessanterweise reicht es nicht aus, die Speichervorgaben einfach in den Prompt hineinzuschreiben, wie zum Beispiel „Speichere Variable A unter Schlüssel B“. Ohne die korrekte Output-Key-Konfiguration unterbleibt die Speicherung im Session-State. Das bedeutet, Entwickler müssen die Interaktion zwischen Prompt und technischen Parametern des Agenten stets mit höchster Sorgfalt abstimmen. Die Nutzung von Daten aus dem Session-State ist ebenfalls heikel. Wenn ein Agent beispielsweise Informationen aus dem Session-State benötigt, diese aber nicht vorhanden sind, fällt der Agent nicht in einen Fehlerzustand zurück.
Stattdessen generiert die KI plausible, aber nicht notwendigerweise korrekte Antworten. Diese „Halluzination“ ist besonders gefährlich, da sie fehlerhafte Ausgaben verschleiert und das gesamte Agentensystem kompromittieren kann. Zur Prävention solcher Szenarien ist es empfehlenswert, Validierungen in die Prompt-Logik einzubauen oder eigene Prüfmechanismen zu implementieren, die die Konsistenz und Verfügbarkeit wichtiger Daten sichern. Ein praktisches Beispiel illustriert diese Problematik sehr anschaulich. Nehmen wir an, Agent A erzeugt eine Zahl und speichert diese unter einem Schlüssel im Session-State ab.
Agent B wiederum liest diese Zahl aus dem Session-State aus und gibt sie zurück. Entfernt man jedoch Agent A aus dem Ablauf, steht die Zahl nicht mehr im Kontext zur Verfügung. Agent B wird trotzdem mit einer scheinbar validen Antwort reagieren. Dieses Verhalten zeigt exemplarisch die Notwendigkeit, beim Entwickeln von KI-Pipelines penibel auf die Datenflüsse zu achten und den Session-State sorgfältig zu überwachen. Die eigentliche Herausforderung liegt häufig im Verfassen der richtigen Prompts.
Obwohl AI-Agenten komplexe Aufgaben unterstützen können, ist das Schreiben präziser und umfassender Prompts oftmals zeitaufwändig. Während ein ähnliches Ergebnis bei klassischen Programmiersprachen wie Kotlin in wenigen Minuten erstellt werden kann, kann das Formulieren passender Instruktionen für die KI auch Stunden in Anspruch nehmen. Die Unvorhersehbarkeit der KI-Ausgabe erfordert zusätzlichen Aufwand, da die klassische deterministische Funktionsweise herkömmlicher Softwarewerkzeuge bei KI-Agenten nicht gegeben ist. Die Devise lautet hier, neben den normalen Anweisungen auch alle Randfälle und mögliche Fehlersituationen in die Anweisungen mit einzubeziehen, um die Verlässlichkeit der Outputs zu erhöhen. Eine weiterer Aspekt, der bisher wenig Beachtung findet, ist das Fehlen von Tools zur Überprüfung und Validierung von Prompts.
Während Entwickler von traditioneller Software auf ausgereifte Werkzeuge wie Code-Linter, Syntaxprüfungen oder statische Analysen zurückgreifen können, existieren für AI-Prompts gegenwärtig kaum vergleichbare Hilfsmittel. Die Eingabe erfolgt meist als reiner Freitext ohne formale Überprüfung. Das Fehlen automatischer Validierungsmechanismen führt dazu, dass Entwickler selbst viel Zeit in das Testen und Verifizieren ihrer Prompts investieren müssen, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen. Eine große Zukunftsaufgabe wird daher die Entwicklung smarter Werkzeuge sein, die bei der Erstellung, Analyse und Qualitätssicherung von KI-Prompts unterstützen können. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Entwicklung mit dem Google Agent Development Kit enorme Chancen bietet, aber gleichzeitig eine neue Denkweise erfordert.
Die Kombination aus KI-gesteuerter Autonomie und klassischer Softwareentwicklung führt zu einer hybriden Welt, in der Entwickler sich ständig weiterbilden und experimentieren müssen. Geduld, Sorgfalt und ein tiefes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Agenten, Promptgestaltung und Session-State sind die Schlüssel zum Erfolg. Als Softwareingenieur mit Leidenschaft für neue Technologien empfinde ich die Arbeit mit dem ADK als äußerst bereichernd. Trotz einiger Herausforderungen motiviert mich die Möglichkeit, komplexe autonome Agenten zu entwerfen, die auf intelligente Weise Probleme lösen können. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Entwicklung von Werkzeugen und Methoden weiterentwickelt und wie die Community gemeinsam zu stabileren und effizienteren KI-Agenten beitragen wird.
Damit eröffnen sich langfristig vielfältige Einsatzmöglichkeiten von AI-Agenten in unterschiedlichsten Anwendungsfeldern – von der Automatisierung technischer Abläufe bis hin zur Unterstützung bei kreativen Aufgaben. Ich lade jeden Interessierten ein, sich mit dem Google Agent Development Kit auseinanderzusetzen, eigene Erfahrungen zu sammeln und den Austausch in der Entwickler-Community zu suchen. Nur durch das Teilen von Wissen und das kontinuierliche Lernen können AI-Agenten ihr volles Potenzial entfalten und die Art und Weise, wie Software entwickelt wird, nachhaltig verändern.