Die Einführung von 145%igen Zöllen auf Waren aus China hat unter kleinen und mittelständischen Unternehmen in den USA eine Welle der Unsicherheit ausgelöst. Ryan Petersen, der Gründer und CEO des internationalen Logistikunternehmens Flexport, sieht hierin eine massive Bedrohung für das Überleben vieler dieser Unternehmen. Er warnt sogar vor einem Szenario, in dem bis zu 80 Prozent der kleinen Unternehmen, die auf chinesische Importe angewiesen sind, aufgeben könnten. Diese drastische Zollerhöhung führt zu einem grundlegenden Wandel in der Handelslandschaft und stellt importabhängige Geschäftsmodelle vor gewaltige Herausforderungen.Die Wurzeln der Problematik liegen in den Handelskonflikten zwischen den USA und China, die sich in den letzten Jahren immer weiter verschärft haben.
Ziel der US-Regierung ist es, die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern und ein faireres Wettbewerbsumfeld für amerikanische Unternehmen zu schaffen. Doch die Mittel, die hierzu eingesetzt werden, wirken sich besonders auf die kleinen Unternehmen negativ aus, die über geringere finanzielle Puffer verfügen als große Konzerne.Viele dieser Unternehmen sind im Import von Konsumgütern aus China tätig. Dabei handelt es sich häufig um nicht essentielle Waren, beispielsweise spezielle Haushaltsgeräte oder Luxusgüter. Ryan Petersen veranschaulicht dies an einem Beispiel: Er erwähnte Kunden, die Pizzaöfen aus China importieren.
Solche Produkte sind zwar attraktiv für Konsumenten, aber nicht lebensnotwendig. Steigen die Preise durch Zölle um 50 Prozent oder mehr, weichen Kunden oftmals auf günstigere Alternativen wie lokale Lieferdienste aus, was die geschäftliche Nachfrage drastisch verringert.Die Folgen der steigenden Zölle zeigen sich bereits in der Praxis. Flexport, als eines der größten Logistikunternehmen im Bereich Luft- und Seefracht, registrierte innerhalb einer Woche nach Einführung der Zölle einen Rückgang der Buchungen für Seefracht aus China um 35 Prozent. Dieser Rückgang ist ein Indikator für die Unsicherheit und das Zögern vieler kleiner Importeure, ihre Waren weiterhin aus China zu beziehen, da die Kosten plötzlich untragbar geworden sind.
Viele kleine Unternehmen sehen sich zudem mit dem Problem konfrontiert, dass eine Verlagerung der Produktion aus China heraus extrem teuer sein kann. Jacob Sendowski, Mitbegründer eines Start-ups, beziffert die Kosten für eine Produktionsverlagerung in die USA oder andere Regionen auf mehrere Millionen Dollar. Diese hohen Investitionen sind für viele kleine Unternehmen schlichtweg nicht realisierbar, was sie in eine Existenzkrise bringt.Eine zusätzliche Belastung kommt durch die Abschaffung der sogenannten De-minimis-Regel hinzu. Diese Regelung befreite kleine Sendungen mit niedrigem Warenwert bisher von Zöllen.
Mit der Aufhebung dieser Ausnahme am 2. Mai 2025 müssen nun auch Kleinimporte aus China mit den vollen 145% Zöllen belegt werden. Dies betrifft täglich mehr als vier Millionen kleine Sendungen, von denen viele Teil des Direktvertriebsmodell amerikanischer Kleinunternehmer sind. Die Kosten für den Versand dieser Pakete steigen damit drastisch und sorgen für weiteren Druck auf die Margen.Neben der wirtschaftlichen Belastung gewinnt auch der rechtliche Widerstand gegen die Maßnahmen an Bedeutung.
Fünf kleine Unternehmen aus verschiedenen US-Bundesstaaten haben bereits Klage vor dem US Court of International Trade eingereicht, da sie die Anwendung des International Emergency Economic Powers Act für verfassungswidrig halten. Die Unternehmen argumentieren, dass die Zollerhöhungen ohne Zustimmung des Kongresses zu weitreichende Eingriffe in die Wirtschaftsstärke der US-Unternehmen darstellen.Aus wirtschaftlicher Perspektive sind die Folgen dieser Handelspolitik potenziell verheerend für den US-Arbeitsmarkt. Mit dem Scheitern zahlreicher kleiner Unternehmen drohen nicht nur direkte Arbeitsplatzverluste, sondern auch eine Reduktion von Innovationskraft und Vielfalt im amerikanischen Einzelhandel und produzierenden Gewerbe. Da viele kleine Unternehmen als Triebfeder lokaler Wirtschaften gelten, kann eine Flut von Insolvenzen gravierende soziale und regionale Auswirkungen haben.
Andererseits besteht die Hoffnung, dass der US-amerikanische Gesetzgeber und die Regierung aufgrund des zunehmenden Drucks von wirtschaftlicher Seite die Tarifpolitik überdenken oder zumindest modifizieren könnten. Petersen deutet an, dass politische Entscheidungsträger zu einem späteren Zeitpunkt zurückrudern könnten, um die negativen sozialen Effekte abzumildern. Dies wäre jedoch mit einem langwierigen politischen Prozess verbunden, der inmitten einer unsicheren Wirtschaftslage kaum leichte Entscheidungen zulässt.Auch Verbraucher sind betroffen. Die drastischen Preissteigerungen bei importierten Waren aus China können dazu führen, dass einfache Konsumartikel deutlich teurer werden oder nicht mehr verfügbar sind.
Als Folge bevorzugen viele Menschen lokal produzierte Alternativen oder verzichten ganz auf bestimmte Produkte. Dies verschiebt das Konsumverhalten und kann langfristig auch den amerikanischen Einzelhandel verändern.Die umfassende Warnung aus der Logistikbranche, vertreten durch Flexport und Ryan Petersen, zeigt die Komplexität und den ernsthaften Schaden auf, den protektionistische Handelsmaßnahmen auf kleine Unternehmen und die Gesamtwirtschaft haben können. Während große Konzerne mit globalen Netzwerken und Finanzpolstern die höheren Zölle eher verkraften können, stehen kleine Unternehmen oftmals am Rand des Ruins.Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Lage, wie eng verzahnt der globale Handel ist und wie schnell politische Entscheidungen weitreichende wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen können.
Die Balance zwischen wirtschaftlicher Selbstbestimmung und der Bewahrung offener Handelsbeziehungen bleibt eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft. Die Entwicklungen rund um die US-Zölle auf chinesische Importe werden daher mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da sie wegweisend für die globale Handelsordnung und die Stabilität kleiner Unternehmen stehen.