Die Handelspolitik von Präsident Donald Trump hat seit seinem Amtsantritt für erhebliche Marktvolatilität gesorgt. Anfangs löste seine Agenda vor allem bei Aktien und ausgewählten Vermögenswerten wie Tesla oder Kryptowährungen starke Kursbewegungen aus. Heute dominieren vor allem die unvorhersehbaren Entwicklungen im Bereich der globalen Handelszölle das Bild an den Börsen. Investoren versuchen, die nächste Wendung beziehungsweise Abmilderung der Handelspolitik vorauszusehen. Diese Dynamik hat zur Entstehung des Begriffs „TACO Trade“ geführt – eine Anspielung auf den Satz „Trump Always Chickens Out“, was so viel bedeutet wie „Trump zieht sich immer zurück“.
Der Begriff „TACO Trade“ wurde zuerst von einem Finanzkolumnisten des Financial Times geprägt und hat sich rasch in den Finanzkreisen verbreitet. Obwohl Trump selbst die Bezeichnung bei einer Pressekonferenz abwinkte, wird sie sowohl in Medien als auch unter Investoren häufig verwendet. Sie beschreibt die Erwartung, dass die negativen Folgen der Handelszölle den Markt letztlich nicht dauerhaft belasten werden, weil Trump frühzeitig Konzessionen macht oder die Pläne verwässert. Diese optimistische Haltung hat bei vielen Anlegern zu einer gewissen Entspannung geführt, die sich beispielsweise darin zeigt, wie sie wieder vermehrt „dip-buying“ betreiben – also Kursrückgänge als Kaufgelegenheit sehen. Vor allem nach der Ankündigung der sogenannten „Liberation Day“-Zölle am 2.
April kam es zu einem starken Einbruch an den Börsen. Doch nur wenige Wochen danach begann eine Erholung, die bei manchen Experten die Hoffnung verstärkte, dass es Trump tatsächlich nicht langfristig auf einen Handelskrieg anlegt. Analysten von großen Instituten wie der Deutschen Bank argumentieren ähnlich: Aufgrund der Reaktionen des Marktes und der politischen Realitäten scheint es wahrscheinlicher, dass nicht zu hohe wirtschaftliche Schäden eintreten werden, weil die Regierung immer wieder zurückrudert. Trotzdem gibt es auch skeptische Stimmen, die den „TACO Trade“ als verhängnisvolle Fehleinschätzung sehen. BCA Research warnte beispielsweise kürzlich, dass die Geduld der Investoren auf eine harte Probe gestellt werden könnte.
Die Beherrschung der Volatilität und das ständige Hoffen auf politische Deeskalation könnten dazu führen, dass Risiken unterschätzt werden. Eine Überhitzung des Marktes oder unerwartete Eskalationen im Handelskonflikt wären demnach Szenarien, die den Anlegern teure Lektionen erteilen könnten. Die Komplexität der globalen Handelsbeziehungen und der wirtschaftlichen Verflechtungen macht Prognosen schwierig. Während die Märkte hoffen, dass Trump seine Drohkulisse bei Zöllen und Importbeschränkungen nur nutzt, um Verhandlungspositionen zu stärken, bleibt unklar, wie viel an dieser Strategie dauerhaft ist. Für Unternehmen bedeutet die Unsicherheit, dass Investitionsentscheidungen, Lieferkettenplanung und globale Expansion vor größere Herausforderungen gestellt werden.
Besonders in Branchen wie der Automobilindustrie, Technologie und Landwirtschaft sorgen die drohenden und teils bereits umgesetzten Zölle für höhere Kosten und veränderte Wettbewerbsbedingungen. Diese Faktoren sind von zentraler Bedeutung für die Aktienkurse und damit für die Anlegerstimmung. Das Kaufverhalten von Investoren spiegelt somit nicht nur die unmittelbare wirtschaftliche Lage wider, sondern auch die Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen. Ein weiteres Element, das die Attraktivität und Sicherheit des „TACO Trade“ infrage stellt, ist die zunehmende politische Polarisierung in den USA. Handelsbeschränkungen und protektionistische Maßnahmen sind erklärtermaßen zentrale Bestandteile von Trumps Agenda, die auch wichtige Wählergruppen ansprechen.
Das bedeutet, dass ein vollständiges Zurückrudern politisch schwierig sein könnte, insbesondere wenn es als Schwäche interpretiert wird. Gleichzeitig zeigt die historische Erfahrung, dass politische Rhetorik und tatsächliche Politik oft auseinanderfallen können. Die Volatilität und Unsicherheit sind deshalb für Investoren riskante Faktoren. Strategien, die sich ausschließlich auf die Erwartung einer schnellen Entspannung im Handelsstreit stützen, können daher anfällig für starke Rückschläge sein. Nicht zuletzt beeinflussen auch internationale Reaktionen und Gegenmaßnahmen die Lage.
Verbündete und Handelspartner der USA könnten ihrerseits auf Zölle und andere Einschränkungen reagieren, wodurch sich ein sich verschärfender Handelskrieg abzeichnet. Die Gefahr einer Eskalation ist also real und erhöht die Komplexität der Entscheidungsfindung an den Kapitalmärkten. Für Anleger bedeutet das eine schwierige Abwägung zwischen Chancen und Risiken. Einerseits bieten Korrekturen und volatilere Phasen Einstiegsmöglichkeiten in möglicherweise unterbewertete Assets. Andererseits kann ein zu sorgloses Vertrauen auf eine politische Lösung mittelfristig zu erheblichen Verlusten führen.
Diversifikation, sorgfältige Analyse und eine realistische Einschätzung der politischen Risiken sind daher wichtige Bestandteile eines adäquaten Investmentansatzes. Insgesamt zeigt die Entwicklung des „Trump Trade“ hin zum „TACO Trade“ die Ambivalenz der aktuellen Börsensituation. Die stetigen politischen Drohungen und Ankündigungen erschweren nachhaltige Strategien. Anleger sollten sich deshalb bewusst sein, dass ein allzu optimistisches Verhalten auf die Abschwächung von Tarifmaßnahmen eine riskante Wette darstellt. Die Märkte sind nach wie vor von Unsicherheiten geprägt, die durch politische Entscheidungen und deren wirtschaftliche Folgen bestimmt werden.
Die beste Vorgehensweise für Investoren bleibt daher vorsichtig, informiert und flexibel zu reagieren. Während kurzfristige Chancen bestehen, sollte langfristig nicht allein auf die Hoffnung gesetzt werden, dass handelspolitische Zwistigkeiten automatisch und rechtzeitig entschärft werden. Die globale Handelslandschaft unter Trump ist ein Pulverfass, dessen Dynamik auch künftig für Überraschungen sorgen kann. Diese Phase wird vermutlich weiterhin von Ungewissheit und Volatilität geprägt sein. Anleger sollten an den Fundamentaldaten orientiert bleiben und zugleich politische Meldungen mit Bedacht interpretieren, um nicht in die Falle gefährlicher Spekulationen zu geraten.
Der „TACO Trade“ mag eine eingängige Idee sein, doch seine Sicherheit ist alles andere als garantiert.