Berkshire Hathaway, das von Warren Buffett geführte Investitionskonglomerat, steht seit Jahren im Fokus nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern zunehmend auch aus ökologischer Sicht. Die Firma betreibt einige der schmutzigsten Kohlekraftwerke der Vereinigten Staaten, vor allem im Mittleren Westen und in anderen Bundesstaaten. Diese Kraftwerke sind für besonders hohe Emissionen von Stickoxiden verantwortlich, die zur Luftverschmutzung beitragen und gesundheitliche Probleme verursachen. Trotz wachsender Dringlichkeit der Klimakrise und dem globalen Trend hin zu saubereren Energielösungen verteidigt Greg Abel, der designierte Nachfolger von Buffett, diese Anlagen und die Strategie seines Unternehmens bezüglich der Verwendung von Kohle als Energiequelle. Die Situation wirft ein Schlaglicht auf die komplexen Herausforderungen, vor denen traditionelle Energieunternehmen und Investoren stehen, wenn sie versuchen, Profitabilität und Umweltverantwortung miteinander zu vereinbaren.
Greg Abel begann seine Karriere der eigentlich ganz gegensätzlichen Natur. In den frühen 1990er Jahren engagierte er sich bei CalEnergy, einem Unternehmen, das sich auf geothermische Energie spezialisiert hatte, vor allem in Kalifornien. Dort war Abel maßgeblich daran beteiligt, saubere und erneuerbare Energiequellen zu fördern, insbesondere an Standorten wie dem Salton Sea und China Lake. Diese frühen Erfahrungen positionierten ihn ursprünglich in einem Bereich, der als nachhaltig und umweltfreundlich gilt. Mit der Zeit jedoch wurde seine Rolle hin zu einem größeren Energiemix erweitert, insbesondere durch CalEnergys Übernahme von MidAmerican Energy im Jahr 1999, einer Firma, die später vollständig von Berkshire Hathaway übernommen wurde.
Durch diesen Schritt rückte Abel immer näher an Warren Buffett heran und wurde Teil seines engsten Führungskreises. Die Widersprüche zwischen Abels sauberer Vergangenheit und der heutigen Verteidigung von Kohlekraftwerken sind nicht nur für Beobachter, sondern auch für Umweltschützer ein Problem. Während der alljährlichen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway in Omaha wurde Abel explizit auf die Probleme der Kohlemüllbelastung angesprochen. Die Antwort des Managers war pragmatisch: Er verwies auf die politische und regulatorische Landschaft, welche die Rolle von Kohlekraftwerken in bestimmten Bundesstaaten, etwa Iowa, definiert. Dort sind weiterhin fünf Kohleeinheiten in Betrieb, und laut Abel tragen sie noch immer entscheidend zur Stabilität des Stromnetzes bei.
Damit wird deutlich, dass trotz der Zielsetzungen hin zu mehr Nachhaltigkeit durch Regierungen und internationale Abkommen der Übergang von Kohle zu saubereren Energiequellen nicht reibungslos verläuft und mit erheblichen infrastrukturellen Herausforderungen verbunden ist. Berkshire Hathaways Haltung gegenüber Umwelt- und Klimaschutzgesetzen wirkt dabei wenig fortschrittlich. Das Unternehmen investiert massiv in Lobbyarbeit, um gegen strengere Umweltauflagen vorzugehen, die entweder die Nutzung fossiler Brennstoffe einschränken oder den Ausbau erneuerbarer Energien begünstigen würden. So zeigt eine Untersuchung, dass Berkshire in den letzten zehn Jahren über 65 Millionen US-Dollar für Lobbying in Washington ausgegeben hat. Dabei drängt das Unternehmen auf Lockerungen bei Luftverschmutzungsbeschränkungen und klagt wiederholt gegen bundesstaatliche und staatliche Maßgaben, die den Schutz von Nationalparks und öffentlichen Gewässern gewährleisten sollen.
Darüber hinaus gibt es konkrete Beispiele, bei denen Berkshire Hathaway die Schließung von Kohlekraftwerken in Staaten wie Utah und Wyoming verzögert hat. Diese Maßnahmen stoßen auf heftige Kritik von Umweltorganisationen wie der Sierra Club, die das Agieren als unverantwortlich und kurzsichtig bewerten. Sie argumentieren, dass die Abhängigkeit von Kohle dem Klimaschutz massiv schadet und den Übergang zu erneuerbaren Energien behindert. Die ernsten Folgen der Klimakrise verlangen laut diesen Stimmen ein entschlosseneres Handeln, das über reine Investitionslogik hinausgeht. Diese Situation illustriert auch die Zwickmühle, in der viele große Energiekonzerne und ihre Führungspersönlichkeiten stecken.
Einerseits sind ihre bisherigen Geschäftsmodelle und Investitionen stark in fossilen Brennstoffen verankert. Andererseits erkennen immer mehr von ihnen die Notwendigkeit, in saubere Energie zu investieren, um langfristig wettbewerbsfähig und gesellschaftlich akzeptiert zu bleiben. Greg Abel symbolisiert in gewisser Weise diese doppelte Rolle. Seine persönliche Historie mit geothermischer Energie scheint auf eine Zukunft zu verweisen, in der saubere Energie im Mittelpunkt steht. Doch seine aktuelle Position signalisiert auch, dass Übergänge in der Energiebranche komplexer sind als schnelle Umstellungen und dass wirtschaftliche sowie regulatorische Rahmenbedingungen maßgeblich die Realität bestimmen.
Die öffentliche Wahrnehmung und die Reaktionen der Medien sowie von Umweltaktivisten tragen dazu bei, dass Berkshire Hathaway zunehmend unter Druck gerät, nachhaltiger zu agieren. Investoren und Partner erwarten von so einem globalen Konzern heute mehr Transparenz und ein klares Bekenntnis zur Umsetzung der Pariser Klimaziele. Vor allem jüngere Generationen von Aktionären fordern, dass Unternehmen nicht nur auf kurzfristige Gewinne achten, sondern sich auch ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft bewusst sind. Insgesamt zeigt das Beispiel von Berkshire Hathaway, dass der Übergang von fossiler zu erneuerbarer Energie ein Prozess ist, der sich nicht über Nacht vollziehen lässt. Technologische, wirtschaftliche und politische Faktoren verknüpfen sich zu einem komplexen Geflecht, das Führungskräfte wie Greg Abel bewältigen müssen.
Ob sie dabei erfolgreich den Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie schaffen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist, dass der Druck von außen steigt und die Erwartungen an nachhaltige Geschäftsmodelle immer höher werden. Für Berkshire Hathaway und seine Führungskräfte bedeutet dies eine Herausforderung, aber auch eine Chance, sich als Vorreiter im Wandel zu positionieren und eine aktivere Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu übernehmen.