Die rasche Verbreitung von Krypto-Assets hat die globale Finanzlandschaft grundlegend verändert. Während digitale Vermögenswerte wie Bitcoin, Ethereum und viele andere Kryptowährungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, stehen Regierungen und internationale Organisationen vor der Herausforderung, geeignete Rahmenbedingungen zur Regulierung und Transparenz zu schaffen. Vor diesem Hintergrund hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf ausdrücklichen Wunsch der G20-Staaten ein neues globales Transparenzsystem präsentiert, das sich speziell auf die Meldung und den internationalen Informationsaustausch im Bereich der Krypto-Assets konzentriert. Dieses neue Rahmenwerk trägt den Namen Crypto-Asset Reporting Framework, kurz CARF, und soll die Lücke schließen, die bisher im Bereich der steuerlichen Transparenz von digitalen Vermögenswerten bestand. Die offizielle Vorstellung des CARF erfolgte im Oktober 2022 im Rahmen eines Treffens der G20-Finanzminister und Zentralbankgouverneure in Washington D.
C. Die Initiative ist Teil eines umfassenden Berichts des OECD-Generalsekretärs zum Thema Steuern, der die Notwendigkeit betont, die internationalen Standards angesichts der sich rasch entwickelnden Finanzwelt zu aktualisieren. Im Vergleich zu traditionellen Finanzprodukten zeichnen sich Krypto-Assets durch einige Besonderheiten aus, die ihre Regulierung in besonderem Maße erschweren. So lassen sich digitale Werte ohne die Intervention klassischer Finanzintermediäre wie Banken übertragen und verwahren. Zudem agieren viele Krypto-Asset-Börsen und Wallet-Anbieter als neue Dienstleister, die hinsichtlich ihrer Regulierung teils noch in den Anfängen stehen oder sogar komplett unreguliert sind.
Durch diese strukturelle Besonderheit entsteht ein erheblicher Mangel an Transparenz. Transaktionen und Vermögensbestände sind oft nicht ausreichend nachvollziehbar, was einerseits das Steueraufkommen gefährden und andererseits Steuerhinterziehung begünstigen kann. Um dem entgegenzuwirken, orientiert sich der CARF stark am bewährten Common Reporting Standard (CRS), ebenfalls von der OECD entwickelt. Während der CRS bereits in über 100 Jurisdiktionen angewendet wird und den Informationsaustausch zu traditionellen Finanzkonten effektiv regelt, basiert die CARF-Initiative darauf, diese Transparenz auf die Welt der Krypto-Assets mit all ihren Besonderheiten auszudehnen. Die Grundidee besteht darin, die Meldepflichten für Institutionen, die mit Krypto-Assets handeln oder diese verwahren, verbindlich zu machen.
Anbieter solcher Dienstleistungen sollen verpflichtet werden, Informationen zu den Transaktionen ihrer Kunden zu sammeln und jährlich in einem standardisierten Format an die Steuerbehörden ihres Wohnsitzlandes zu melden. Das ermöglicht einen automatischen und grenzüberschreitenden Austausch dieser Daten unter den Finanzverwaltungen, wodurch Steuerhinterziehung erschwert und die Einhaltung der steuerlichen Pflichten verbessert werden kann. Der CARF definiert Krypto-Assets sehr breit und umfasst im Grunde jede digitale Wertanlage, die mittels kryptografisch gesicherter, verteilter Hauptbücher (Distributed Ledger Technology) authentifiziert wird. Zugleich gibt es Ausnahmen für Vermögenswerte, die nicht für Zahlungs- oder Investitionszwecke genutzt werden können, oder solche, die bereits durch den CRS reguliert sind. Damit trägt das Framework der Vielfalt und Dynamik des Kryptomarktes Rechnung, ohne überschneidende Meldepflichten zu schaffen.
Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen liefert das CARF auch detaillierte Richtlinien zur Umsetzung auf nationaler Ebene. Diese enthalten Musterregeln und weiterführende Kommentare, die Finanzverwaltungen bei der Einführung der Vorschriften unterstützen. Ziel ist es, die weltweite Einführung von CARF zügig und weitreichend zu gestalten, sodass der internationale Austausch zeitnah beginnen kann. Die OECD arbeitet dafür parallel an den operativen und rechtlichen Instrumenten, die den grenzüberschreitenden Informationsaustausch effizient ermöglichen und ausbauen sollen. Parallel zur CARF-Initiative schlägt die OECD auch Änderungen am CRS selbst vor, um die Standardrichtlinien zu modernisieren und an die Entwicklung digitaler Finanzprodukte anzupassen.
Dadurch soll der gesamte Steuertransparenzrahmen zukunftssicher gemacht und auf dem neuesten Stand der Technik gehalten werden. Die Bedeutung dieses neuen Transparenzrahmens ist immens. In einer Zeit, in der Krypto-Assets nicht mehr nur ein Nischenprodukt sind, sondern für breite Bevölkerungsschichten und institutionelle Investoren eine immer größere Rolle spielen, benötigen Steuerverwaltungen präzise und vollständige Informationen. Ohne ein solches System besteht die Gefahr, dass erhebliche Werte außerhalb der Sichtweite der Finanzbehörden bleiben und somit die internationale Bekämpfung von Steuerhinterziehung erodiert. Darüber hinaus signalisiert die Einführung von CARF das wachsende Bestreben internationaler Organisationen, praxisnahe und wirksame Lösungen für die Herausforderungen der digitalen Ökonomie zu entwickeln.
Es ist ein Zeichen der engen Zusammenarbeit zwischen Staaten, die sich gemeinsam den neuen Realitäten des Finanzmarktes anpassen wollen. Für Anleger, Unternehmen und Dienstleister im Krypto-Bereich bedeutet das neue Regelwerk auch eine höhere Compliance-Verpflichtung. Sie müssen künftig mehr Transparenz schaffen und umfangreichere Berichte erstellen, was die Kosten und den Aufwand erhöht. Gleichzeitig trägt eine geregelte und transparente Umgebung auch zu mehr Vertrauen in den Markt bei, was langfristig eine positive Wirkung auf die Akzeptanz und Stabilität digitaler Assets haben dürfte. Zusammenfassend ist das Crypto-Asset Reporting Framework der OECD ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer umfassenden internationalen Steuertransparenz in der digitalen Finanzwelt.
Es erkennt die besonderen Herausforderungen des Kryptosektors an und bietet einen technisch und rechtlich durchdachten Ansatz, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Steuerverwaltungen zu verbessern. Mit der Umsetzung des CARF und der Anpassung des CRS setzt die internationale Gemeinschaft ein starkes Signal gegen Steuerhinterziehung und für nachhaltige Regulierung im Zeitalter der Digitalisierung. Die Zukunft der Finanzwelt wird zunehmend digital und global, und der Erfolg von Transparenzinitiativen wie diesen wird entscheidend sein, um die Integrität und Fairness des internationalen Steuersystems sicherzustellen.