Am Aktienmarkt gibt es Tage, an denen sich bestimmte Indizes besser behaupten als andere – so auch heute. Während der Dow Jones Industrial Average (DJIA) seine Stabilität und sogar leichte Gewinne verzeichnet, kämpft der breit gefächerte S&P 500 mit Rückgängen, und der technologieorientierte Nasdaq erlebt Verluste. Die Gründe, warum der Dow besser performt als die beiden anderen Indizes, gehen über den rein kurzfristigen Handel hinaus und basieren auf grundlegenden Unterschieden in der Zusammensetzung, Gewichtung und Marktstruktur der einzelnen Indizes. Zunächst ist es essenziell, die Art und Weise zu verstehen, wie der Dow Jones gewichtet ist. Im Gegensatz zum S&P 500 und Nasdaq, die überwiegend nach Marktkapitalisierung gewichtet werden, basiert die Gewichtung im Dow auf dem Aktienkurs seiner 30 Mitgliedsfirmen.
Das bedeutet, dass Aktien mit einem höheren Kurs stärker ins Gewicht fallen, unabhängig von der Größe des Unternehmens oder dessen Marktkapitalisierung. Diese Gewichtung verleiht dem Dow eine einzigartige Resilienz gegenüber Marktschwankungen im Vergleich zu den anderen Indizes. Am heutigen Handelstag zum Beispiel sind die Top-Aktien des Dow Jones American Express, UnitedHealth Group, Sherwin-Williams, International Business Machines (IBM) und Visa. Diese Unternehmen haben Aktienkurse oberhalb von 200 US-Dollar, was ihnen eine hohe Gewichtung im Index verleiht. Dadurch kann der Dow auch dann einen positiven Verlauf zeigen, wenn eine Vielzahl seiner Konstituenten schwächer sind.
Im Gegensatz dazu wirken sich die schlechtesten Performer, wie Apple, Chevron, Amazon.com, Nike und Nvidia, weniger stark negativ auf den Dow aus, da ihr niedrigere Aktienkurse eine geringere Gewichtung bedeuten. Der S&P 500 und Nasdaq hingegen gewichten Aktien nach der Marktkapitalisierung. Große Technologieunternehmen wie Apple, Amazon und Nvidia nehmen dort eine dominante Stellung ein. Am aktuellen Handelstag ziehen diese Tech-Giganten den S&P 500 und insbesondere den Nasdaq nach unten.
Obwohl fast die Hälfte der im S&P 500 enthaltenen Aktien steigen, verliert der Index an Boden. Der Grund liegt darin, dass der schwache Verlauf der großen Technologieaktien den Markt insgesamt belastet und den Index nach unten zieht. Dies verdeutlicht, wie marktbreit eine Bewegung tatsächlich ist. Um die Breite des Marktes besser einzuschätzen, gibt es beispielsweise den Invesco S&P 500 Equal Weight ETF, der alle S&P 500-Aktien gleich gewichtet. Dieser ETF zeigt heute mit einem minimalen Rückgang von 0,1 Prozent, dass die Mehrheit der Aktien sich recht stabil halten, während die Marktkapitalisierungsgewichtung der großen Technologieunternehmen das Bild verzerrt.
Die unterschiedliche Indexgewichtung führt dazu, dass der Dow Jones an solchen Tagen oftmals als widerstandsfähiger gilt. Allerdings macht diese Eigenschaft den Dow auch zu einem weniger aussagekräftigen Indikator für den Gesamtmarkt. Die Konzentration auf lediglich 30 hoch bewertete Aktien und die Kursgewichtung bedeutet, dass der Dow stärker von wenigen Aktien beeinflusst wird und weniger die Stimmung des breiten Marktes widerspiegelt. Gerade in Zeiten, in denen technologielastige Aktien eine bedeutende Rolle spielen und oft die Marktentwicklung antreiben, ist der Dow nicht immer repräsentativ. Ein weiterer Faktor, der die heutige Performance beeinflusst, sind aktuelle wirtschaftliche und geopolitische Rahmenbedingungen.
Steigende Zinsen, etwa am US-Schatzmarkt, reflektieren eine veränderte Geldpolitik der Notenbanken und wirken sich insbesondere auf wachstumsstarke Technologiewerte aus, deren zukünftige Erträge durch Zinserhöhungen stärker negativ beeinflusst werden. Hier liegt eine Erklärung, warum Tech-Lastige Indizes wie der Nasdaq heute unter Druck geraten, während defensive oder eher traditionelle Blue-Chip-Aktien im Dow stabiler bleiben. Die Rolle einzelner Branchen ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Während der Dow viele Unternehmen aus klassischen Branchen wie Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, Industrie und Konsumgüter beinhaltet, ist der Nasdaq überwiegend Technologie- und Wachstumswerten zuzuordnen. In Phasen erhöhter Marktvolatilität ziehen Anleger oft Kapital aus spekulativeren Sektoren ab und bevorzugen stabile Cashflow-starke Firmen, was aktuell zu den positiven Impulsen für den Dow beiträgt.
Analysten betonen ebenso, dass die historische Struktur des Dow Jones seinen Charakter widerspiegelt. Er wurde bereits vor über einem Jahrhundert als einfacher Leitindex von 30 bedeutenden Industrieunternehmen ins Leben gerufen. Seine Methode der Gewichtung hat sich über die Jahre kaum verändert und steht im starken Kontrast zu neueren Indizes, die besser an die heutige Aktienmarktwelt angepasst sind, insbesondere den Einfluss Mega-Unternehmen im Technologiesektor abzubilden. Für Anleger bedeutet das Verständnis dieser Unterschiede eine wertvolle Orientierungshilfe. Der Dow als Index kann Schutz in turbulenten Marktphasen bieten, er spiegelt aber nicht unbedingt das volle Bild des Aktienmarktes wider.
Gleichwohl sind sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq wichtige Barometer für die Gesamtmarktstimmung, mit dem S&P 500 als breitesten US-Markt-Index und dem Nasdaq als Spiegelbild der Technologiewerte. In der praktischen Umsetzung empfiehlt es sich daher, mehrere Indizes zu beobachten, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Das Zusammenspiel zwischen Gewichtungsmodellen, Branchenstruktur und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst maßgeblich die jeweilige Performance der Indizes. Insbesondere für diversifizierte Anleger kann die Beachtung der unterschiedlichen Dynamiken innerhalb der Aktienmarktindizes helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Risiken besser zu steuern. Abschließend lässt sich festhalten, dass die heutige bessere Performance des Dow Jones im Vergleich zum S&P 500 und Nasdaq hauptsächlich auf seiner Kursgewichtung und der starken Rolle weniger Hochpreis-Aktien zurückzuführen ist.
Während große Technologiekonzerne kurzfristig unter Druck geraten, gibt die Zusammensetzung des Dow ihm Stabilität und Widerstandskraft. Diese Entwicklung sollte Investoren zu einer differenzierten Sicht auf die Marktindikatoren anregen und die Bedeutung der Indexstruktur bei der Interpretation von Marktbewegungen hervorheben.