Die PyCon US 2025 steht vor der Tür und hat sich bereits im Vorfeld als eines der bedeutendsten Events für die Python-Community weltweit etabliert. Im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz stehen außergewöhnliche Keynote-Sprecher, die ihre vielschichtigen Geschichten, Einblicke in ihre Karrieren und Visionen für die Zukunft der Technologie geteilt haben. Ein Blick auf ihre Hintergründe zeigt nicht nur die enorme Bandbreite der Python-Nutzer, sondern auch die inspirierenden Wege, die sie eingeschlagen haben – von technischen Anfängen über wichtige gesellschaftliche Projekte bis hin zu praktischen Tipps, die Besuchern helfen, das Beste aus der Konferenz herauszuholen. Das umfassende Interview mit den Rednern der PyCon US 2025 erlaubt spannende Einblicke in die Welt von Python-Anwendern, Aktivisten, Data Scientists und Entwicklern. Die Wurzeln im Tech-Bereich sind bei den Sprechern ebenso vielfältig wie spannend.
Cory Doctorow etwa erinnert sich daran, wie er schon sehr früh durch seinen Vater, einen Computerwissenschaftler, in die Welt der Technik eingeführt wurde. Die Nutzung eines teletype Terminals, verbunden mit einem Universitätscomputer, prägte seinen Wunsch, komplexe Probleme mit Technologie zu lösen – dabei half ihm nicht zuletzt die papierorientierte Limitierung, er konnte nur so viel programmieren, wie Papier für den Druck zur Verfügung stand. Die Geschichte von Doctorow zeigt auf charmante Weise, wie frühe Ressourcenbeschränkungen Kreativität und effizientes Denken fördern können. Lynn Root dagegen fand ihren Weg in die Programmierung über einen holprigen Einstieg in einen Einführungskurs für Informatik, der mit der Programmiersprache C begann. Nach dem anfänglichen Scheitern lernte sie eigenständig Python und realisierte durch ihre eigenen Erfahrungen, wie wichtig Gemeinschaft und Mentoren beim Programmierenlernen sind.
So entstand die Idee, gemeinsam mit Gleichgesinnten zu lernen, was letztlich zur Gründung der PyLadies San Francisco führte – einer Bewegung, die Frauen im Tech-Bereich fördert und stärkt. Ihre Geschichte verdeutlicht die Bedeutung von Netzwerken und gegenseitiger Unterstützung, besonders in einer männerdominierten Branche. Tom Meagher bringt wiederum eine ganz andere Perspektive ein – er ist Journalist, ohne formale Programmierausbildung. Seine Kenntnisse in Python entwickelte er autodidaktisch, mithilfe einer starken Community von investigativen Reportern. Diese Gemeinschaft lehrt neue Techniken und unterstützt sich bei datengetriebenen Recherchen.
Meagher betont, wie essenziell diese Zusammenarbeit ist, um komplexe gesellschaftliche Themen verständlich zu machen. Besonders stolz ist er auf investigative Projekte, die Missstände im Strafvollzug ans Licht bringen und so zur Transparenz in einem sonst verschlossenen System beitragen. Geoff Hing beschreibt seinen Weg durch ein Studium im Bereich Computerwissenschaften und zeigt auf, wie wichtig es ist, von erfahreneren Kollegen zu lernen. Sein Fokus liegt darauf, Struktur und Open-Source-Praktiken in journalistische Software zu bringen. Die Kombination aus technischer Expertise und gesellschaftlichem Engagement steht im Mittelpunkt seiner Arbeit.
Bemerkenswert ist auch sein Engagement für eine langfristige ehrenamtliche Softwareentwicklung, die soziale Projekte unterstützt, wie zum Beispiel das Bereitstellen von Leseangeboten für Inhaftierte. Dr. Kari L. Jordan wurde 2016 durch ihre Arbeit bei Data Carpentry erstmals mit Python vertraut. Seitdem widmet sie sich der Förderung von Chancengleichheit und Inklusion in der Programmierwelt, insbesondere für Menschen, die ihr kulturell oder sozial ähneln.
Für sie ist die wichtigste Leistung, diese Zugänglichkeit zum Programmieren weiter zu verbessern und mehr Menschen zur Teilnahme zu motivieren. Für die PyCon US 2025 plant sie zudem eine besondere Aktion mit versteckten Gummienten im Konferenzzentrum – eine originelle Möglichkeit, die Community miteinander zu verbinden. Die Keynote-Sprecher reflektieren nicht nur ihre persönlichen Anfänge und wichtigsten Projekte, sondern auch ihre Visionen für die Zukunft. Cory Doctorow sieht seine Arbeit im Kontext größerer politischer Kämpfe, wie etwa Anti-Monopol-Initiativen, die die Macht großer Technologieunternehmen brechen könnten. Die Bedeutung seines Engagements lässt sich erst im Nachhinein beurteilen, doch der Einfluss auf technologische und gesellschaftliche Entwicklungen ist immens.
Lynn Root freut sich darauf, die positive Entwicklung der Frauenquote bei PyCon zu beobachten und nachhaltig sicherzustellen, dass die Gemeinschaft wächst und stabil bleibt. Geoff Hing möchte weiterhin die Prinzipien von Open Source auf seine journalistische Arbeit anwenden und diese mit einer nutzerzentrierten Sichtweise verbinden. Tom Meagher sieht die Bedeutung seiner Arbeit darin, Öffentlichkeit und Transparenz zu schaffen, und wünscht sich, durch seine Programmierkenntnisse noch mehr Wirkung erzielen zu können. Auch Dr. Jordan plant, die Bemühungen rund um Bildung und Inklusion zu intensivieren.
Was verbindet die Redner aber abseits ihrer individuellen Geschichten? Ihre Leidenschaft für Python als Werkzeug, um eine bessere Zukunft zu gestalten – sei es durch demokratiefördernden Journalismus, technische Innovationen oder Gemeinschaftsprojekte, die Barrieren überwinden. Die Konferenz bietet dabei nicht nur Raum für interessante Vorträge, sondern vor allem für wertvollen informellen Austausch: Das sogenannte "Hallway Track" ist bei PyCon bekannt für spontane Gespräche in den Gängen, die oft die meisten Impulse geben. Lynn Root empfiehlt Einsteigern, sich auf diese ungeplanten Begegnungen einzulassen, um wertvolle Kontakte zu knüpfen. Dr. Jordan rät, sich auf wenige Kernveranstaltungen pro Tag zu konzentrieren, um Überforderung zu vermeiden und Pausen bewusst zu nutzen.
Geoff Hing hebt die Bedeutung von Notizen hervor, die unmittelbar nach der Konferenz in der eigenen Arbeit angewendet werden können. Tom Meagher betont die Inspiration, die von anderen Berufsfeldern ausgeht und ermutigt dazu, aktiv das Umfeld kennenzulernen. Cory Doctorow wiederum ermutigt Besucher dazu, sich auch außerhalb der eigenen Komfortzone zu bewegen und Workshops zu besuchen, um neue Perspektiven zu gewinnen. Nicht zuletzt teilen die Redner auch spannende Empfehlungen für weniger bekannte Open-Source-Projekte, die großen Nutzen bringen können. So stellt Dr.
Jordan die Organisation Carpentries vor, die inklusive Schulungen für Daten- und Programmierkenntnisse anbietet. Lynn Root verweist auf kleinere, clevere Python-Bibliotheken wie "icecream", mit der Debugging angenehmer wird. Tom Meagher hebt die Bedeutung der Bibliothek "dedupe" hervor, die maschinelles Lernen nutzt, um Dubletten in Datensätzen zu erkennen - eine wertvolle Hilfe im investigativen Journalismus. Geoff Hing schätzt Tools und Dokumentationen, die komplexe Datensätze zugänglich machen, sowie Anwendungen wie MkDocs und VisiData, die das Arbeiten mit Daten erleichtern. Cory Doctorow macht auf die dringende Aktualisierung von Creative Commons Lizenzen aufmerksam, ein wichtiges Thema im Bereich des Urheberrechts, das Auswirkungen auf die digitale Kultur und Community hat.
Die PyCon US 2025 verspricht damit nicht nur technische Innovationen, sondern auch eine Plattform für gesellschaftlichen Austausch, Empowerment und gemeinsames Lernen. Die Keynotes spiegeln die Vielfalt und Tiefe der Python-Community wider – von technologischen Visionären über aktivistische Entwickler bis hin zu engagierten PädagogInnen und Journalisten. Für alle, die sich für Python interessieren oder in die Szene eintauchen möchten, bieten die Geschichten der Sprecher eine exzellente Inspirationsquelle. Abschließend bleibt zu sagen, dass sich die Teilnahme an der PyCon US 2025 nicht nur als Fachveranstaltung lohnt, sondern vor allem als Gelegenheit, Teil einer lebendigen, unterstützenden Gemeinschaft zu werden. Die individuellen und kollektiven Erfahrungen der Keynote-Sprecher erinnern uns daran, dass Technologie weit mehr ist als nur Code – sie ist Werkzeug zur Veränderung, Kommunikation und zum Empowerment.