Die Analyse von System- und Gaming-Performance hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, vor allem durch die Entwicklung innovativer Tools, die tiefe Einblicke in die Auslastung von Grafikprozessoren (GPUs) und Zentralprozessoren (CPUs) ermöglichen. Ein herausragendes Beispiel dafür sind die sogenannten GPU Flame Graphs, die insbesondere beim Open-Source-Klassiker Doom, genauer gesagt in der GZDoom-Variante, als leistungsfähiges Werkzeug zur Untersuchung von GPU- und CPU-Nutzung dienen. Diese Flame Graphs bieten Entwicklern und Performance-Analysten die Möglichkeit, komplexe Abläufe innerhalb der Spiel-Rendering-Prozesse optisch darzustellen und damit Engpässe oder ineffiziente Abläufe detailliert zu erkennen und gezielt zu optimieren. Doom, ein weltbekannter Ego-Shooter, dient häufig als Referenz- und Testbasis für leistungsrelevante Analysen, da die Open-Source-Variante GZDoom native Unterstützung auf Linux-Systemen bietet. Für die GPU-Analyse ist dies besonders wichtig, weil viele Profiling-Tools und Frameworks oft erst langsam Linux-kompatibel werden, bzw.
Windows-dominiert sind. Die Profilierung von GPU-Leistung mit traditionellen Mitteln ist herausfordernd, da diese Hardwarekomponenten in hohem Maße parallel arbeiten und die Messungen dadurch komplex sind. Hier kommen GPU Flame Graphs ins Spiel, die erstmals eine vollständige Top-Down-Darstellung der GPU- und CPU-Aufrufe während der Spielausführung ermöglichen. Brendan Gregg und sein Team haben mit ihrer Open-Source-Initiative „AI Flame Graphs“ eine neue Ära in der GPU-Profilierung eingeleitet. Dieses innovative Framework unterstützt Intel Battlemage GPUs und bietet eine integrierte Sicht auf CPU- und GPU-Auslastung mit millisekundengenauer Auflösung.
Besonders spannend ist die Kombination der Flame Graphs mit FlameScope, einem Heatmap-basierten Tool, das Profil-Daten in einem subsekündlichen Raster visualisiert. FlameScope stellt verschiedene Zeitspannen als visuelle Matrix dar, die es erlaubt, Performance-Variationen sekundengenau zu beobachten und kritische Intervalle interaktiv auszuwählen. Dies hilft den Anwendern nicht nur, GPU-Stalls oder Überlastungen zu erkennen, sondern auch, diese zeitlich den dazugehörigen CPU-Aktivitäten zuzuordnen. In der praktischen Anwendung sieht das so aus: Beim Durchlaufen der GZDoom-Karten wurden verschiedene Szenarien untersucht. Räume mit unterschiedlicher Komplexität und Auslastung gaben Einblick in die dynamische Ressourcenbeanspruchung der GPU.
Während beispielsweise in einem leeren Raum die GPU kaum ausgelastet ist, wird im dritten Raum mit zahlreichen Feinden und großen Skyboxen die GPU deutlich stärker beansprucht. Die GPU Flame Graphs zeigen dabei einzelne Codebereiche, die Rendering-Arbeiten verursachen, auf, indem sie die Frames farblich und nach Kategorien wie Wände, Sprites oder Postprocessing-Effekte unterscheiden. So entpuppt sich schnell, dass ein großer Teil der GPU-Zeit auf das Zeichnen von Wänden und auf die Nachbearbeitung verwendet wird. Auf der CPU-Seite offenbaren die Flame Graphs, dass längere Pausen oder Leistungseinbrüche häufig durch aufwendige Shader-Kompilationen oder Optimierungen im NIR (eine Zwischendarstellung, die für die Shaderprogrammierung in Mesa verwendet wird) verursacht werden. Werden einzelne Zeitabschnitte selektiert, etwa der Zeitraum der Shaderkompilierung, so kann mittels interaktiver Grafiken genau nachvollzogen werden, wo die CPU-Zyklen investiert werden.
Die grafische Visualisierung macht es unabdingbar für Entwickler und Systemadministratoren einfacher, breitgefächerte CPU-Auslastungen gezielt zu optimieren, indem sich die größten „Flammen“ oder Ressourcenspitzen identifizieren und hinterfragen lassen. Um solche Analysen jedoch durchzuführen, sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Die Ausführung von GPU Flame Graphs erfordert ein Linux-System mit Root-Zugriff, eine neuere Kernel-Version mit Intels speziellen GPU-Treibern (z.B. der Xe-Treiber ab Linux 6.
15 für Intel Battlemage oder der i915-Treiber ab Linux 5.15 für Intel Max Series) sowie die Integration von Kernel-Schnittstellen, die auf spezielles GPU-Stall- und Debugging-Tracking abgestimmt sind. All diese Anpassungen sind teils upstreamed, teils noch in Entwicklung, und somit momentan vor allem für Entwickler mit Erfahrung in Kernel- und Treiberanpassungen zugänglich. Darüber hinaus müssen alle Zielanwendungen und deren Bibliotheken mit Frame-Pointern kompiliert sein, um eine ausreichende Stack-Tiefe und damit aussagekräftige Flame Graphs zu generieren. Moderne Linux-Distributionen, wie etwa Fedora oder Ubuntu 24.
04 LTS, erleichtern diesen Prozess inzwischen, verfügen sie doch häufig bereits über teilweise frame-point-kompilierte Systembibliotheken. Dennoch bleibt das Kompilieren eigener Anwendungen inklusive aller Abhängigkeiten eine Hürde für weniger erfahrene Nutzer. Intel stellt mit dem Tool „iaprof“ ein Open-Source-Profiler-Tool zur Verfügung, das auf dem bekannten Linux-Perf-Mechanismus basiert und speziell für die GPU-Performance-Analyse entwickelt wurde. Die Bedienung von iaprof ist ähnlich zur klassischen Perf-Anwendung – dieses Tool zeichnet Programmabläufe auf, extrahiert die notwendigen Daten und generiert anschließend die interaktiven Flame Graph-Visualisierungen. GPU-Auslastungen, aber auch GPU-Stalls, die typischerweise durch Wartezeiten bei der Datenübertragung oder Synchronisationspunkten entstehen, können so detailliert dargestellt werden.
Verglichen mit bisherigen Profiling-Tools großer GPU-Hersteller, etwa NVidia Nsight, bietet die Methode nach Brendan Gregg einige Vorteile. Während Nsights Flame Graphs in der Regel nur eine flache Betrachtung der GPU-Code-Schichten zulassen und zudem weitgehend proprietär und mit ergänzender Software gekoppelt vonstattengehen, liefert das iaprof-Projekt ein vollständiges Stacking nicht nur der GPU-Shader, sondern auch des sie initiierenden CPU-Codes. Dies ermöglicht eine transparente und ganzheitliche Betrachtung der gesamten Pipeline von der CPU-Instruktion bis zum tatsächlichen GPU-Einsatz. Besonders die Auffindbarkeit von Ressourcenengpässen und die gezielte Optimierung des Zusammenspiels von CPU und GPU machen diese neue Herangehensweise attraktiv für Entwickler und Systemanalytiker. Die Performance-Analyse mittels Doom GPU Flame Graphs ist jedoch nicht nur zweckorientiert auf Gaming limitiert, denn die Prinzipien und Werkzeuge dahinter lassen sich auch in vielen anderen Anwendungsgebieten der GPU-Nutzung einsetzen.
Von KI-Berechnungen bis hin zu wissenschaftlichen Simulationen bietet die detaillierte Aufschlüsselung von Hardwareauslastungen wichtige Ansatzpunkte für Effizienz-Steigerungen. Die Zukunft dieser Technik wird zudem durch kontinuierliche Verbesserungen im Linux-Kernel, den GPU-Treibern und der Tool-Unterstützung geprägt sein. Brendan Gregg betont in seinen neuesten Beiträgen, dass die Reduktion der Mess-Overheads und der Ausbau der Hardwarekompatibilität aktuell zu den wichtigsten Entwicklungszielen gehören. So ist geplant, die Tools leichter nutzbar und plattformübergreifend verfügbar zu machen, was die Einstiegshürden für Nutzer ohne tiefe Systemkenntnisse deutlich senken wird. Wer sich als Entwickler, Systemanalyst oder Gamer mit technischem Hintergrund mit Performance-Optimierung auseinandersetzt, erhält mit den Doom GPU Flame Graphs und der zugrundeliegenden Methodik ein mächtiges Werkzeug an die Hand.
Es verbessert nicht nur das Verständnis komplexer GPU-Lastprofile und CPU-GPU-Wechselwirkungen, sondern vereinfacht auch das Auffinden von Performance-Hotspots in Echtzeit. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass GPU Flame Graphs als innovative Visualisierungsmethode einen bedeutenden Fortschritt in der Analyse von Rendering- und Compute-Workloads darstellen. Die Kombination aus feingranularer Zeitauflösung, der Verknüpfung von CPU- und GPU-Profilen und der interaktiven Darstellung verschiebt die Grenzen dessen, was im Bereich der Game- und Systemperformance bislang realisierbar war. Trotz der technischen Herausforderungen, die derzeit noch zu einer erhöhten Komplexität bei der Einrichtung führen, ist das Potenzial dieser Technologie für die Zukunft enorm. Die Analyse von GZDoom auf dem Intel Battlemage GPU-Stack ist ein Paradebeispiel dafür, wie moderne Hardware unterstützt durch innovative Softwareansätze, traditionelle Spiele und Workloads in völlig neuem Licht beleuchtet und optimiert werden können.
Entwickler können so fundierte Entscheidungen treffen, welche Shader, Rendering-Schritte oder CPU-Prozesse optimiert werden sollten, um ein reibungsloseres und ressourceneffizienteres Spielerlebnis zu gewährleisten. Dank der Open-Source-Natur von iaprof und AI Flame Graphs ist die Community eingeladen, an der Weiterentwicklung mitzuwirken, neue Ideen einzubringen und die Performance-Analyse auf immer breitere Einsatzszenarien anzuwenden. Dieses Engagement sichert langfristig eine fortschrittliche, flexible und anpassbare Profiling-Technologie, die mit den immer komplexeren Anforderungen moderner Hardware Schritt hält. So ist die Zukunft von GPU Flame Graphs nicht nur vielversprechend, sondern entscheidend für die Optimierung zukünftiger Gaming- und Compute-Anwendungen.