In den letzten Jahren haben sich die globalen Finanzmärkte durch eine Vielzahl von wirtschaftlichen und geopolitischen Faktoren stark verändert. Besonders auffällig ist der wachsende Trend, dass Investoren verstärkt von Aktienmärkten in den Vereinigten Staaten zu Schwellenländeraktienfonds wechseln. Der Grund: Viele Marktteilnehmer sehen die US-Märkte mittlerweile als überbewertet an, während Schwellenländer eine Kombination aus attraktiven Bewertungen, Wachstumspotenzial und verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bieten. Die US-Märkte, angeführt durch den Technologiesektor und insbesondere Unternehmen, die von Künstlicher Intelligenz profitieren, haben in den letzten Jahren außergewöhnliche Renditen erzielt. Doch diese beeindruckenden Gewinne haben zu einer gewissen Überhitzung geführt, wodurch viele US-Aktien aktuell als teuer gelten.
Hinzu kommen Sorgen über eine mögliche Rezession, politische Unsicherheiten und Schwankungen des US-Dollars, die das Vertrauen der Anleger beeinträchtigen. Parallel dazu präsentieren sich Schwellenländeraktienfonds als eine vielversprechende Alternative. Diese Fonds haben im laufenden Jahr eine beeindruckende Performance gezeigt, was vor allem auf günstigere Unternehmensbewertungen, eine lange Phase relativer Untergewichtung durch Investoren und die nachlassenden Handelskonflikte zurückzuführen ist. Das Beispiel Lateinamerikas und Osteuropas ist hier besonders hervorzuheben: Fonds aus diesen Regionen konnten in 2025 jeweils Renditen von etwa 24 Prozent erzielen. Dies steht im starken Kontrast zu den US-Aktienfonds, die im selben Zeitraum nur marginale Renditen von 0,17 Prozent verzeichnen konnten.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Untergewichtung von Schwellenländern im Portfolio vieler institutioneller Investoren, insbesondere in den USA. Während der Anteil von Schwellenländern am globalen Marktwert etwa 25 Prozent beträgt, investieren US-Anleger nur rund drei bis fünf Prozent ihres Kapitals in diese Märkte. Die offizielle Gewichtung im bekannten MSCI-Global-Index liegt bei circa 10,5 Prozent. Dieses Missverhältnis wird von Experten als eine Gelegenheit gesehen, die es gilt zu nutzen. Schwellenländeraktien gelten daher als eine Art unterbewertetes, wachstumsstarkes Immobilienvermögen, das viele Anleger noch nicht ausreichend in ihren Portfolios berücksichtigt haben.
Auch die Fundamentaldaten der Schwellenländer verbessern sich stetig. Viele Länder Lateinamerikas profitieren von ihrer Handelsstruktur, da sie durch ihre Defizite beim Handel mit den USA relativ unempfindlich gegenüber Zollerhöhungen und Handelsstreitigkeiten sind. Zeitgleich streben asiatische Volkswirtschaften verstärkt eine stärkere Ausrichtung auf den Binnenkonsum an, was langfristig eine stabilere und nachhaltigere Wachstumsbasis schafft. Große Finanzinstitute haben diese Entwicklung erkannt. So hat beispielsweise J.
P. Morgan seine Bewertung von Schwellenländeraktien jüngst von einer neutralen auf eine Übergewichtung angehoben. Die Bank prognostiziert eine geldpolitische Lockerung in den meisten Schwellenländern außer Brasilien. Diese Maßnahme könnte die wirtschaftliche Aktivität ankurbeln und Investitionen in den Aktienmärkten weiter fördern. Auch der Technologiesektor in China und Hongkong erlebt einen Aufschwung, was ausländische Investoren anzieht.
Das Interesse gilt insbesondere aufstrebenden Unternehmen im Bereich Künstliche Intelligenz und kostengünstigen Technologieunternehmen wie DeepSeek. Diese Firmen bieten Chancen, am Wachstum hochinnovativer Industrien in Schwellenländern teilzuhaben. Nicht zuletzt sind die Märkte in Mexiko und Brasilien bemerkenswert widerstandsfähig geblieben, trotz der globalen Handelsspannungen. Experten sehen in diesen Ländern stabile wirtschaftliche Bedingungen und ein attraktives Umfeld für langfristige Anlagen. Der Zufluss von Kapital in Schwellenländeraktienfonds ist entsprechend beeindruckend.
So wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres über zehn Milliarden US-Dollar in diese Fonds investiert – ein Anstieg von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen spiegeln das steigende Vertrauen und die Suche nach Renditechancen außerhalb der traditionellen US-Investments wider. Natürlich birgt die Investition in Schwellenländeraktien auch Risiken. Politische Instabilitäten, volatile Währungen, und regionale Konflikte können kurzfristig zu Unsicherheiten führen. Doch für Anleger mit einem längerfristigen Horizont und dem Willen, in strukturell wichtige Wachstumsregionen zu investieren, bieten Schwellenländeraktienfonds eine spannende Möglichkeit, das Portfolio zu diversifizieren und von globalen Trends zu profitieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Blatt an den Aktienmärkten sich aktuell zugunsten der Schwellenländer zu wenden scheint. Angesichts der attraktiven Bewertungen, des verbesserten wirtschaftlichen Umfelds und der nachholenden Positionierung vieler Investoren könnten Schwellenländeraktienfonds in den kommenden Jahren ein Schlüsselbestandteil erfolgreicher Anlagestrategien sein. Anleger sollten jedoch stets sorgfältig die individuellen Risiken abwägen und eine ausgewogene Diversifikation anstreben, um von den Chancen dieser dynamischen Märkte nachhaltig zu profitieren.