Die Open-Source-Community erlebt eine bemerkenswerte Entwicklung, denn Redis, eines der führenden In-Memory-Datenbanksysteme, kehrt mit der Einführung der GNU Affero General Public License (AGPL) offiziell ins Open-Source-Lager zurück. Diese Entscheidung stellt einen signifikanten Wandel in der Geschichte von Redis dar, das in den vergangenen Jahren verschiedene Lizenzierungsmodelle durchlaufen hat und damit für Diskussionen in Entwicklerkreisen und der IT-Branche sorgte. Die Rückkehr zu einem anerkannten Open-Source-Lizenzmodell bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Nutzer und Anbieter. Redis, ursprünglich bekannt für seine hohe Geschwindigkeit und einfache Schlüssel-Wert-Speicherung, hat sich in den letzten Jahren zu einer vielseitigen Datenplattform weiterentwickelt. Neben den Kernfunktionen wurden wichtige Features zur Unterstützung moderner Anforderungen wie Machine Learning und komplexe JSON-Dokumente hinzugefügt.
Die Integration von GenAI-Elementen verdeutlicht das Bestreben von Redis, im Zeitalter der künstlichen Intelligenz und datengetriebener Anwendungen wettbewerbsfähig zu bleiben. Historisch wurde der Redis-Quellcode unter der permissiven BSD 3-Klausel-Lizenz angeboten, die es Entwicklern erlaubte, den Code kommerziell zu nutzen, weiterzuentwickeln oder sogar proprietär zu machen, ohne selbst Quellcode freizugeben. Diese liberale Lizenzierung trug maßgeblich zur schnellen Verbreitung von Redis bei und machte es zum beliebtesten Datenbanksystem bei Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services. Doch im März 2024 änderte sich das Lizenzmodell grundlegend: Redis wechselte zu einem dualen System, das erstmals die Server Side Public License (SSPL) und die Redis Source Available License (RSAL) kombinierte. Dieser Schritt diente vor allem dem Ziel, Cloud-Giganten wie Amazon und Google davon abzuhalten, Redis als konkurrierenden Service anzubieten, ohne selbst Lizenzgebühren zu entrichten oder Code offenzulegen.
Allerdings wurde die SSPL von der Open Source Initiative (OSI) nicht als echte Open-Source-Lizenz anerkannt, was für Unmut in der Community sorgte. Der Redis-CEO Rowan Trollope äußerte im Gespräch mit Fachmedien damals die Hoffnung, dass die SSPL als passende Open-Source-Lizenz akzeptiert würde. Doch nachdem diese Anerkennung ausblieb, entschied sich das Unternehmen, den Hauptzweig der Software mit der AGPL zu versehen – eine Lizenz, die von der OSI anerkannt ist und als restriktiver als klassische Lizenzen wie die MIT- oder BSD-Lizenz gilt. Die AGPL verpflichtet Cloud- oder Dienstanbieter, die auf Redis basierende Services anbieten, dazu, nicht nur ihre Änderungen am Quellcode offen zu legen, sondern auch den Quellcode der gesamten Softwareumgebung offenzulegen, wenn sie den Service aktiv über das Netzwerk zur Verfügung stellen. Alternativ kann eine kommerzielle Lizenz erworben werden, um diese Offenlegungspflicht zu umgehen.
Dies macht die Lizenz für Unternehmen, die Redis in Cloud-Angeboten nutzen, zwar restriktiver, bietet aber für die Open-Source-Community mehr Sicherheit und Transparenz. Der Wechsel zu AGPL fällt zeitlich mit der Rückkehr des ursprünglichen Redis-Erfinders Salvatore Sanfilippo zusammen, der den Kern von Redis vor fast einem Jahrzehnt entwickelt und Open Source geprägt hatte. Gemeinsam mit der neuen Lizenzstrategie stellte Redis auch neue Funktionen vor, die speziell auf KI-Anwendungen abzielen. Ein herausragendes Beispiel ist der neue Datentyp 'Vector Sets', mit dem sich hochdimensionale Vektor-Embeddings speichern und suchen lassen – eine Schlüsselanforderung für moderne AI-Workloads und vektorbasierte Ähnlichkeitssuchen. Trotz dieser positiven Entwicklungen wird das Lizenzmodell von einigen in der Open-Source-Welt kritisch betrachtet.
Peter Zaitsev von Percona bezeichnete die AGPL als eine der restriktivsten und beliebtesten Open-Source-Lizenzen, die durchaus eine „halbe“ Lösung darstelle. Für viele Unternehmen und Entwickler gilt diese Lizenz als zu streng, da sie insbesondere bei der Entwicklung proprietärer oder kommerzieller Cloud-Dienste erhebliche Einschränkungen mit sich bringt. Diese Kritik führte bereits zur Gründung eines Forks namens Valkey, der unter der GNU GPL-Lizenz steht und von der Linux Foundation sowie namhaften Unternehmen wie AWS, Google, Snap Inc., Ericsson und Oracle unterstützt wird. Der Fork begann mit Redis-Version 7.
2.4 und arbeitet aktiv daran, Verbesserungen bei Performance, Latenz sowie Effizienz einzuführen. Die Community rund um Valkey sieht sich als offizielle Open-Source-Alternative zu Redis und könnte eine reale Alternative für jene Anwender darstellen, die nicht auf die AGPL-Variante setzen wollen. Die Marktreaktionen auf die Lizenzänderung und die damit verbundene Rückkehr zum Open Source sind differenziert: Einige Entwickler begrüßen die Wiederherstellung echter Open-Source-Prinzipien als Weg zu mehr Transparenz und Fairness. Für Unternehmen, die Redis als Teil ihrer Infrastruktur einsetzen, ist die AGPL eine klare Signalwirkung, dass sie sich Gedanken über Lizenzkonformität machen müssen.
Für Cloudanbieter bedeutet die Lizenz, dass sie entweder den Quellcode offenlegen müssen oder eine kommerzielle Partnerschaft mit Redis eingehen – ein strategischer Schritt von Redis, der seine Marktposition sichern soll. Die Tatsache, dass Redis mit der AGPL auch neue, innovative Features wie die Vector Sets integriert, zeigt, dass auch weiterhin stark in die technologische Weiterentwicklung investiert wird. Vor diesem Hintergrund positioniert sich Redis nicht nur als Engine der Wahl für schnelle Caching-Lösungen, sondern ebenso als Plattform, die für anspruchsvolle, moderne KI-Anwendungen geeignet ist. Die vielschichtige Entwicklerlandschaft erhält damit eine leistungsstarke und flexible Lösung, bleibt aber aufgefordert, Lizenzfragen sorgfältig zu klären. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle von Open Source im Kontext immer stärkerer Cloud-Dominanz.
Die Entwicklungen rund um Redis spiegeln eine größere Debatte wider: Wie können Open-Source-Projekte ihre Innovationen schützen und gleichzeitig frei und offen für die breite Öffentlichkeit zugänglich bleiben? Die AGPL scheint für Redis ein Kompromiss zu sein, der Schutz bietet, ohne den Open-Source-Charakter vollständig aufzugeben. Für die Zukunft darf erwartet werden, dass die Dynamik zwischen Redis, Valkey und weiteren Projekten in diesem Ökosystem die Entwicklung von Datenbanktechnologien prägen wird. Anwender müssen sich zunehmend mit Lizenzmodellen auseinandersetzen und abwägen, welche Lösungen ihren Anforderungen hinsichtlich Funktionalität, Kosten und rechtlicher Sicherheit am besten entsprechen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Redis mit der Rückkehr zur AGPL-Lizenz einen bedeutenden Schritt unternommen hat, der seine Verbindung zur Open-Source-Bewegung bekräftigt. Trotz Kritik und herausfordernder Rahmenbedingungen unterstreicht das Unternehmen seinen Willen zur transparenten, innovativen Entwicklung.
Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich dieses Modell in der Praxis bewährt – sowohl aus Sicht der Entwickler als auch aus der Perspektive von Unternehmen und Cloud-Dienstleistern, die auf die leistungsstarke Software setzen.