Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) verändert nicht nur Technologien, sondern stellt ganze Branchen und Arbeitsmärkte vor fundamentale Herausforderungen. Besonders die IT-Dienstleistungsbranche sieht sich einem „Tsunami“ gegenüber, der die traditionellen Rollen von Arbeitnehmern und Unternehmen neu definiert. Im Zentrum dieser Welle steht Cognizant, eines der größten IT-Dienstleistungsunternehmen weltweit, mit seinem CEO Ravi Kumar, der die digitale Transformation und deren Auswirkungen auf Mitarbeiter und Märkte klar und zukunftsorientiert angeht. Ravi Kumar, der 2023 die Führung bei Cognizant übernahm, bringt eine einzigartige Mischung aus wissenschaftlicher Karriere und jahrzehntelanger Erfahrung in der Technologiebranche mit. Sein früherer Werdegang als Kernphysiker und Präsident von Infosys prägt seine Sichtweise auf das Zusammenspiel von Technologie, Menschen und Geschäft.
Für Kumar ist KI keinesfalls nur ein Werkzeug zur Rationalisierung, sondern ein Motor für Wachstum,Produktivitätssteigerung und neue Chancen für Arbeitnehmer und Unternehmen. Das Verständnis der sogenannten Jevons-Paradoxie ist dabei ein Schlüsselfaktor in Kumars Strategie. Diese wirtschaftliche Theorie besagt, dass Effizienzsteigerungen paradoxalerweise häufig zu einer Zunahme des Ressourcenverbrauchs führen. Für ihn bedeutet das, dass der Einsatz von KI nicht zu weniger Arbeit führt, sondern vielmehr neue Märkte eröffnet und die Nachfrage nach spezialisierten Dienstleistungen erhöht. Cognizant setzt diesen Glauben in die Tat um, indem das Unternehmen einerseits eigene Entwickler intensiv in modernen KI-Tools schult und andererseits eine globale Bildungsinitiative gestartet hat, die bis 2026 eine Million Menschen mit generativen KI-Kompetenzen ausstatten soll.
Die Transformation bei Cognizant geht jedoch über technologische Innovationen hinaus. Kumar betont die Bedeutung einer tiefgreifenden kulturellen Veränderung in einem Unternehmen mit 350.000 Mitarbeitern. Anstatt von oben herab eine einheitliche Zielsetzung vorzugeben, setzt er auf den Einfluss der sogenannten „mittleren Ebene“. Diese Gruppe von etwa 8.
000 bis 9.000 einflussreichen Mitarbeitern wird als Botschafter verstanden, die die Unternehmenskultur authentisch nach unten weitertragen und das Vertrauen der Belegschaft gewinnen. Diese Methode ermöglicht eine glaubwürdige und nachhaltige Veränderung, die Mitarbeitende nicht nur erreicht, sondern sie auch zum Mitgestalten motiviert. Eine der aktuell auffälligsten Veränderungen ist die rapide Einbindung von KI in den Entwicklungsprozess. Schon heute wird etwa 22 Prozent des Codes bei Cognizant von Maschinen generiert, Tendenz stark steigend.
Mitarbeiter stehen damit vor Herausforderungen und Fragen: Wie schnell verändert sich die Arbeitswelt? Was bedeutet das für ihren Arbeitsplatz? Kumar begegnet diesen Unsicherheiten mit Transparenz und einem positiven Blick auf die Zukunft. Er sieht keine Gefahr im Schrumpfen der Belegschaft, sondern eine Chance zur Neuorientierung. KI könne die Produktivität so steigern, dass mehr Output bei gleichen oder sogar steigenden Löhnen möglich sei. Interessant ist auch Kumars Perspektive auf die Zusammensetzung von zukünftigen Talenten. Die Zeit der reinen Ingenieure könnte zugunsten eines gemischten Profils aus STEM-Experten und liberalen Geisteswissenschaftlern abgelöst werden.
KI-Technologien ermöglichen einen einfachen Zugriff auf Fachwissen unterschiedlichster Bereiche, wodurch Spezialwissen wertvoller, aber gleichzeitig auch zugänglicher wird. Unternehmen wie Cognizant brauchen daher Mitarbeitende, die an der Schnittstelle von Technologie und Domänenkompetenz agieren können. Ein bedeutendes Projekt von Cognizant ist die Initiative Synapse, die weit über die Grenzen des Konzerns hinausgeht. Ziel ist es, eine breite Bevölkerungsschicht in den Gemeinden, in denen Cognizant präsent ist, mit generativer KI und anderen Spitzentechnologien vertraut zu machen. Kumar erkennt darin eine Revolution in der Art und Weise, wie Technologien verbreitet werden: Anders als bei früheren Innovationen erfolgt die Ausbreitung von KI nicht von großen Unternehmen zu Endkonsumenten, sondern beginnt oft bei den Konsumenten selbst und erstreckt sich dann nach oben zu Unternehmen und Regierungen.
Diese Umkehrung stellt nicht nur die Unternehmenswelt vor neue Aufgaben, sondern auch die gesamte Gesellschaft, die entsprechend vorbereitet werden muss. Kumars wissenschaftlicher Hintergrund spielt bei seinem Führungsstil eine wesentliche Rolle. Die Fähigkeit, Hypothesen systematisch zu entwickeln, zu testen und zu iterieren, schafft eine Daten- und faktenbasierte Entscheidungsfindung, die dennoch Raum für Intuition lässt. Diese Kombination aus Neugier, Datenorientierung und Mut, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen, macht ihn zu einem visionären Leader in einem Zeitalter disruptiver Veränderungen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cognizant unter der Führung von Ravi Kumar eine beispielhafte Antwort auf die Herausforderungen durch KI liefert.