Die geopolitischen Spannungen in Europa und die wachsende Notwendigkeit, die Verteidigungsfähigkeiten zu stärken, haben eine Welle von Investitionen in die europäische Rüstungsindustrie ausgelöst. Vor dem Hintergrund sich verändernder sicherheitspolitischer Rahmenbedingungen und globaler Unsicherheiten intensivieren europäische Regierungen ihre Ausgaben für Militärtechnik, Munition, Panzerfahrzeuge und weitere Verteidigungsgüter. Diese verstärkte Nachfrage hat auch das Interesse globaler Investoren geweckt, die mit speziellen Investmentfonds, insbesondere Exchange Traded Funds (ETFs) mit Schwerpunkt auf europäische Verteidigungsunternehmen, versuchen, von diesem Trend zu profitieren.BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, und BNP Paribas haben vor kurzem eigene ETFs auf den Markt gebracht, die sich auf die Europäischen Verteidigungsindustrien konzentrieren. Insgesamt wurden in den letzten sieben Monaten mindestens neun neue Fonds aufgelegt, die Kapital gezielt in europäische Verteidigungsfirmen lenken.
Diese neuen Finanzprodukte sind eine Antwort auf die steigende Investorennachfrage, die direkt durch die verstärkte Aufrüstungsbereitschaft der europäischen Nationen angeheizt wird. Die ETFs ermöglichen es Anlegern, breit diversifiziert von der militärischen Nachrüstung zu profitieren, ohne einzelne Aktien selektieren zu müssen. Dies erleichtert gleichzeitig den Zugang zu einem ansonsten komplexen und oft undurchsichtigen Markt.Die Entstehung dieser spezialisierten Fonds ist eng verbunden mit der veränderten sicherheitspolitischen Landschaft. Die USA unterstreichen immer wieder, dass Europa stärker in die eigene Verteidigung investieren sollte, um nicht zu stark von amerikanischer Sicherheitspolitik abhängig zu sein.
Zudem haben Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine und Spannungen mit Russland die Dringlichkeit europäischer Aufrüstungspläne deutlich gemacht. Vor diesem Hintergrund haben EU-Mitgliedstaaten sowie NATO-Partner ihre Verteidigungsbudgets deutlich erhöht, was wiederum einen Aufwärtstrend bei Verteidigungsaktien und entsprechender Finanzprodukte ausgelöst hat.Vor allem ETFs, die an den großen europäischen Börsen wie Amsterdam, Frankfurt oder Paris gehandelt werden, sind auf dem Vormarsch. BlackRock platzierte sein Produkt unter der Marke iShares, einer der renommiertesten ETF-Plattformen weltweit, während BNP Paribas einen Fonds herausbrachte, der vor allem auf Unternehmen aus NATO-Mitgliedstaaten fokussiert ist. Auch andere Vermögensverwalter wie Amundi und WisdomTree haben vergleichbare Fonds lanciert und bedienen damit eine wachsende Nachfrage von Investoren, die sich gegen die volatile politische Lage absichern und gleichzeitig Renditechancen in einem defensiven Sektor nutzen möchten.
Die Entwicklung zeigt sich deutlich in den Kapitalströmen. Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits rund 8,4 Milliarden US-Dollar in Verteidigungs-ETFs investiert. Davon entfallen allein 2,7 Milliarden US-Dollar auf die neuen europäischen Fonds. Dieser Wert entspricht mehr als dem Doppelten dessen, was im gesamten Jahr 2024 in Verteidigungs-ETFs geflossen ist, was die Dynamik und das immense Interesse verdeutlicht. Anleger weltweit entdecken die europäischen Verteidigungswerte als attraktive Anlagemöglichkeit, weil die Sektoren Panzer, Munition, Luft- und Raumfahrttechnik oder Nachrichtentechnik langfristig von den staatlichen Ausgaben profitieren.
Der Markt für Verteidigungs-ETFs ist weltweit schon seit Jahren gewachsen, doch die Spezialisierung auf Europa ist eine relativ neue Entwicklung. Der Trend hin zu regional fokussierten Fonds spiegelt die geopolitischen Besonderheiten und das gestiegene Bewusstsein für sicherheitspolitische Eigenständigkeit wider. Damit schließen Investoren auf der Suche nach Chancen eine Lücke zwischen globalen Militärapetten und nationalen Verteidigungsprogrammen. Europäische ETFs bieten dabei eine transparente, liquide und kostengünstige Möglichkeit, sich am Aufschwung der Rüstungsindustrie zu beteiligen.Neben den reinen Investitionschancen führt die verstärkte Nachfrage nach solchen Fonds auch zu einer Neubewertung der Verteidigungsbranche durch institutionelle Anleger.
Viele dieser Investoren hatten zuvor ethische oder strategische Einschränkungen beim Investment in Rüstungsunternehmen. Doch angesichts aktueller Herausforderungen und der Wertsteigerung binnen kurzer Zeit lockern immer mehr bekannte Vermögensverwalter wie Allianz und UBS diese Hürden zum Teil oder komplett auf. Das zeigt, dass die Verteidigungsindustrie zunehmend als stabiler, zukunftsträchtiger Investmentsektor betrachtet wird.Die Fondsmanager sehen den europäischen Verteidigungssektor als einen Bereich mit starkem Wachstumspotenzial. Staatsaufträge, langfristige Verteidigungsprogramme und zunehmende Innovationsausgaben etwa in den Bereichen Cybersecurity, Drohnentechnologien und präzisionsgelenkte Waffen schaffen ein solides Fundament für nachhaltige Wertentwicklung.
Gerade technologische Innovationen verhelfen den Unternehmen zu höherer Effizienz und Kampfwertsteigerung, was letztlich auch die Anleger anlockt.Trotz der attraktiven Aussichten bleiben Risiken bestehen. Politische Veränderungen, mögliche Abrüstungsinitiativen, internationale Sanktionen oder technologische Disruptionen können Einfluss auf die Performance der Verteidigungswerte haben. Zudem stellt sich auch die moralische Frage, wie Anleger mit dem Investment in militärische Industrie umgehen wollen. Dennoch überwiegen momentan für viele die Chancen gegenüber den Bedenken, was die anhaltende Nachfrage nach den europäischen Energie-ETFs erklärt.