Der Markt für Einzelaktien-ETFs (Exchange Traded Funds) befindet sich im Jahr 2025 in einem regelrechten Boom. Dieses Segment, das vor wenigen Jahren noch kaum Beachtung fand, ist inzwischen zu einem dynamischen Bereich geworden, der von einer Vielzahl innovativer Produkte geprägt wird. Besonders auffällig ist die starke Zunahme von gehebelten Einzelaktien-ETFs, die Anlegern unterschiedliche Strategien und Renditechancen bieten. Von den ersten Zulassungen im Jahr 2022 bis hin zur Explosion der Produktzahl in den ersten Monaten des Jahres 2025 hat sich das Umfeld für institutionelle und private Anleger radikal verändert.Die US-Börsenaufsicht SEC hat seit 2022 mehrere Genehmigungen für diese ETF-Konzepte erteilt, was den Weg für das rasante Wachstum dieser Produktkategorie ebnete.
Allein in den ersten vier Monaten 2025 hat sich die Zahl der gehebelten Einzelaktien-ETFs mehr als verdoppelt. Außerdem wurden allein im Frühjahr Dutzende neuer Produkte zur Registrierung eingereicht. Unternehmen wie Themes, Defiance und LevMax haben dutzende verschiedene ETFs angemeldet, die auf einzelne populäre Aktien setzen – darunter Tech-Riesen, innovative Wachstumsunternehmen und bekannte Konsumwerte.Der Reiz von Einzelaktien-ETFs liegt vor allem in ihrer Kombination aus Flexibilität, einfacher Handelbarkeit über die Börse und dem Zugang zu einzelnen Aktien, ohne diese direkt erwerben zu müssen. Anleger profitieren dabei von der Möglichkeit, entweder gehebelt oder ungehebelt, mit Einkommensfokus oder mit Kapitalwachstumsausrichtung zu investieren.
Diese Produkte können zudem neue Ansatzpunkte für Anleger bieten, die bisher nur schwer an komplexen Derivaten oder Short-Strategien partizipieren konnten. Einige dieser ETFs nutzen Optionsstrategien, um Gewinne zu begrenzen oder Einkommen zu generieren, wodurch das Risiko gegenüber direktem Aktienhandel teilweise reduziert werden soll.Ein besonders aggressives Segment stellen dabei die triple-gehebelten ETFs dar. LevMax, ein Anbieter dieser Produkte, setzt dabei auf Fonds, die einen vorgegebenen maximalen Gewinn nach oben haben, gleichzeitig aber auch Verluste bis zu 100 Prozent des Basiswerts ausgleichen wollen. Durch diese Konstruktion sollen Anleger von überdurchschnittlichen Kursbewegungen profitieren, ohne dabei einem unbegrenzten Risiko ausgesetzt zu sein.
Auf dem Markt gibt es zudem Fonds mit sogenannten „Caps“, die den Gewinn nach oben begrenzen, aber eine Hebelwirkung bieten. Solche Innovationen zeigen, dass ETF-Anbieter zunehmend kreativ werden, um das Risiko-Rendite-Profil zu optimieren und neue Anlegergruppen anzusprechen.Themes ETFs gehört zu den Pionieren dieser neuen Welle und hat kürzlich die Schwelle von über 100 Millionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen überschritten. Die von Themes angebotenen Produkte basieren auf at-the-money Calls mit kurzer Laufzeit, bei denen durch den Verkauf von Call-Optionen das maximale Gewinnpotenzial nach oben begrenzt wird. Paul Marino, Chief Revenue Officer bei Themes ETFs, beschreibt diese Fonds als eine Möglichkeit, beschleunigte Renditen zu erzielen, ohne dabei ein entsprechend beschleunigtes Risiko eingehen zu müssen.
Dies spricht vor allem Anleger an, die von den Kurssprüngen bei populären Einzelwerten profitieren möchten, aber keine hohen Verluste riskieren wollen.Neben den gehebelten Varianten gibt es auch unhebelte Einzelaktien-ETFs, die sich stark auf die Generierung von laufenden Erträgen fokussieren. Die YieldMax Option Income ETFs beispielsweise bieten indirekte Aktienexposure kombiniert mit einer Einkommensstrategie durch die Nutzung von Optionsprämien. Hier stehen Unternehmen im Fokus wie GameStop, Uber und Spotify, deren Aktien durch diese Fonds lediglich indirekt, aber mit Blick auf Dividenden und Optionsprämien genutzt werden. Diese Produkte richten sich an Anleger, die weniger auf reine Kursgewinne setzen, sondern stabile Einnahmen durch Optionsgeschäfte bevorzugen.
Das Unternehmen Defiance wiederum verfolgt eine Mischstrategie mit den Leveraged Long + Income ETFs. Diese Fonds heben Aktienbelastungen um 150 bis 200 Prozent, schreiben gleichzeitig Kredit-Call-Spreads und generieren damit Einkommensströme. Für Anleger ergibt sich so eine Kombination aus Hebelwirkung und laufenden Erträgen, die jedoch auch mit einem höheren Komplexitäts- und Risikoprofil verbunden ist. Die Fonds fokussieren sich unter anderem auf bekannte Namen wie Apple, Meta und Tesla, die mit entsprechendem Volumen und Liquidität als Basiswerte attraktiv sind.Der Trend zu immer komplexeren und kreativeren Produkten im Bereich der Einzelaktien-ETFs spiegelt sich auch in neuen Anlagekonzepten wider, die in anderen Branchen bereits bekannt sind – beispielsweise aus der Welt des Sports und der Wetten.
Der jüngste Anstieg der gehebelten ETFs wird von Experten teilweise als analog zur Popularität des Sportswettens gesehen. Beide Märkte sprechen vergleichbare Zielgruppen an, die hohe Gewinnchancen bei gleichzeitig begrenztem Kapitaleinsatz suchen. Die Herausforderung besteht darin, die Risiken zu verstehen und dass der Kostenfaktor für Fremdkapital (Leverage) meist höher ist als bei klassischen festverzinslichen Anlagen.Analysten weisen darauf hin, dass für Kleinanleger die Nutzung von Hebelprodukten stets mit Vorsicht zu genießen ist. Ein Beispiel zeigt, dass die Kosten für den Einsatz von zweifachem Hebel (2x) in ETFs deutlich über den Renditen liegen können, die man alternativ durch sichere Anlagen wie Staatsanleihen erzielen würde.
Daher sind diese Produkte eher für erfahrene Anleger oder kurzfristige Handelsstrategien geeignet. Die langfristige Nutzung von gehebelten ETFs ohne ständiges Management kann zu unerwünschten Verlusten führen, die oft schwer zu kontrollieren sind.In der Summe lässt sich sagen, dass der Markt der Einzelaktien-ETFs mit seiner Vielfalt an neuen Produkten die Möglichkeiten für Investoren erheblich erweitert. Die unterschiedlichen Strategien – vom konservativen Einkommensfonds bis hin zu hochgehebelten, aber risikobegrenzten Fonds – machen es möglich, je nach Risikobereitschaft und Anlagehorizont gezielt in ausgewählte Einzelwerte zu investieren. Anleger sollten sich jedoch vor einer Investition gut informieren und die Produkte und deren Mechanismen verstehen, da trotz Risikobegrenzungen weiterhin signifikante Verluste möglich sind.
Der Zugang zu solchen ETFs ist über alle großen Handelsplattformen möglich, was den Markt weiter öffnet. Die Innovationskraft der ETF-Anbieter scheint ungebrochen, und die kommenden Monate dürften weitere interessante Produkte hervorbringen, die die Anlagewelt nachhaltig verändern werden. Für den deutschen Markt ist diese Entwicklung ebenfalls spannend, denn die Turbulenzen und Chancen rund um Einzelaktien-ETFs könnten auch hierzulande neue Impulse für die Vermögensbildung und das Portfolio-Management setzen.Zusammenfassend ist der Boom der Einzelaktien-ETFs in 2025 ein Signal für eine zunehmende Demokratisierung und Diversifizierung im Bereich der Kapitalanlage. Mit wachsender Zahl und Vielfalt der Angebote erhalten Anleger neue Werkzeuge, um am Aktienmarkt gezielter und differenzierter zu partizipieren.
Wichtig bleibt dabei, Risiken genau abzuwägen, die eigenen Kenntnisse zu erweitern und die Produkte entsprechend der individuellen Anlagestrategie auszuwählen. Nur so kann das Potenzial dieser neuen ETF-Generation voll ausgeschöpft werden.