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Andrew Ng kritisiert den Begriff 'Vibe Coding': Warum Programmieren mit KI mehr als nur Stimmungssache ist

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Andrew Ng says vibe coding is a bad name for a real and exhausting job

Andrew Ng, renommierter KI-Experte und Stanford-Professor, warnt vor der irreführenden Bezeichnung 'Vibe Coding' für die Arbeit mit KI-unterstütztem Programmieren. Er erklärt, warum das Programmieren trotz KI-Unterstützung ein anspruchsvoller, intellektueller Prozess bleibt und plädiert dafür, dass Programmierkenntnisse für alle weiterhin essenziell sind.

In der heutigen Zeit erleben wir einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie Software entwickelt wird. Künstliche Intelligenz und insbesondere KI-gestützte Programmierwerkzeuge verändern die Arbeitsabläufe von Entwicklern grundlegend. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang populär wurde, ist „Vibe Coding“ – eine Bezeichnung, die vor allem darauf abzielt, die scheinbar lockere und intuitive Arbeitsweise mit KI zu beschreiben. Doch der bekannte KI-Forscher Andrew Ng, ehemaliger Wissenschaftler bei Google Brain und Professor an der Stanford University, sieht diese Bezeichnung kritisch und warnt vor einer Verharmlosung der echten Arbeit, die hinter dem Programmieren mit künstlicher Intelligenz steckt. Andrew Ng bezeichnet den Begriff „Vibe Coding“ als unglückliche Wortwahl.

In einem Gespräch auf der Konferenz LangChain Interrupt im Mai erklärte er, dass diese Bezeichnung ein falsches Bild vermittelt und viele dazu verleitet, Programmieren mit KI als eine Art spielerisches „mit den Vibes gehen“ zu verstehen. Dabei sei es vielmehr ein tief intellektueller und oft auch erschöpfender Prozess, der Fachwissen, genaue Analyse und kritisches Denken erfordert. Ng betont, dass er selbst nach einem ganzen Tag mit KI-Assistenz beim Programmieren oft ausgepowert ist. Dies widerspricht der populären Vorstellung, dass die Arbeit mit KI einfach und mühelos vonstattengeht. Der Begriff „Vibe Coding“ wurde Anfang des Jahres von Andrej Karpathy, einem Mitbegründer von OpenAI, geprägt.

Karpathy beschrieb damit die Erfahrung, KI mittels gezielter Prompts anzuweisen, Codes zu schreiben, wobei sich der Entwickler fast vollständig auf die Empfehlungen der KI verlässt und den eigentlichen Code selbst kaum noch wahrnimmt. Dieses Konzept hat die Softwareentwicklung bereits stark beeinflusst und spaltet die Entwicklergemeinde in Befürworter und Skeptiker. Einige sorgen sich gar, dass die Automatisierung durch KI ihre Arbeit überflüssig machen könnte, während andere die neuen Möglichkeiten feiern. Andrew Ng sieht KI-unterstütztes Programmieren als eine fantastische Entwicklung, die es Entwicklern ermöglicht, Software deutlich schneller zu erstellen. Die Fähigkeit, komplexe Programme mit Hilfe von KI fast nebenbei zu generieren, widerspricht allerdings nicht der Notwendigkeit, weiterhin Programmieren zu lernen.

Im Gegenteil, Ng kritisiert Ratschläge, die nun dazu animieren, Programmieren nicht mehr zu lernen, weil die KI diesen Job übernehmen würde. Er bezeichnet diese Haltung als möglicherweise eine der schlechtesten Karriereempfehlungen der letzten Zeit. Laut Ng sollte jeder mindestens eine Programmiersprache beherrschen. Es sei eine der wichtigsten Fähigkeiten der Zukunft, auch für Menschen ohne klassischen Entwicklerhintergrund, präzise Anweisungen an Computer geben zu können. Das Verständnis der Funktionsweise von Computern und die Fähigkeit, Fehler zu erkennen und zu interpretieren, sind laut Ng entscheidend, um KI gut und effektiv nutzen zu können.

Aus seinem eigenen Unternehmen, dem KI-Fund, berichtet er, dass selbst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Buchhaltung, der Rechtsabteilung oder dem Empfang Programmierkenntnisse besitzen. Diese Fähigkeiten helfen ihnen in ihrem jeweiligen Aufgabenbereich, Computer gezielter zu steuern und damit ihre Produktivität zu steigern. Die Vorstellung, Programmieren sei eine leichte Tätigkeit, die man einfach mit „Vibes“ erledigen könne, unterschätzt die Komplexität und den intellektuellen Anspruch, den der Einsatz von KI tatsächlich mit sich bringt. Entwickler müssen weiterhin kritisch evaluieren, welche KI-Vorschläge korrekt sind, diese an den Kontext anpassen und eventuelle Fehler verstehen und beheben. Diese anspruchsvollen Aufgaben verdeutlichen, dass Programmieren durch KI zwar unterstützt, aber keineswegs ersetzt wird.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass KI-gestütztes Programmieren auch Menschen ohne traditionelle technische Ausbildung erleichtert, ihre Ideen in Software umzusetzen. So berichtet etwa eine Produktdesignerin ohne formale Entwicklerausbildung von der Entwicklung einer App in nur zwei Monaten mithilfe von Vibe Coding. Das zeigt, wie sich die Barrieren zum Erstellen von Software verschieben und neue Möglichkeiten für Innovation und Kreativität entstehen. Trotz der Chancen mahnt Andrew Ng dafür, dass Unternehmen von ihren Führungskräften bis hin zu den Politikern die Nutzung und Akzeptanz von KI-unterstütztem Programmieren fördern sollten. Noch immer gibt es laut Ng viele Firmen, in denen Richtlinien die Nutzung solcher Technologien untersagen oder stark einschränken, was den Fortschritt hemmt.

Die Zukunft der Softwareentwicklung liegt begründet in der Kombination aus menschlicher Expertise und KI-Assistenz, und nur wer sich diesem Wandel öffnet, kann langfristig profitieren. Zusätzlich unterstreicht Ng, dass die Weiterentwicklung von KI auch das Potenzial hat, die Produktivität von Teams enorm zu steigern. Doch das setzt voraus, dass alle Beteiligten eine gewisse Grundkompetenz im Programmieren haben. Es ist eine Investition in Fähigkeiten, die es erlaubt, die digitale Welt mitzugestalten, statt von ihr abhängig zu sein. Nur so kann die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine optimal genutzt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Andrew Ng mit seiner Kritik am Begriff „Vibe Coding“ auf eine wichtige Diskussion aufmerksam macht. Der Begriff suggeriert eine Leichtigkeit und Unverbindlichkeit, die der Realität von KI-unterstütztem Programmieren nicht gerecht wird. Programmieren bleibt trotz KI ein fordernder, intellektueller Beruf, der fundierte Kenntnisse benötigt und den Nutzerinnen und Nutzer auch geistig fordert. Die Digitalisierung und Automatisierung verändern die Anforderungen an Fachkräfte, doch an der grundsätzlichen Notwendigkeit des Programmierens ändert sich nichts. Im Gegenteil, wer die Sprache der Computer beherrscht, ist besser gerüstet für die Zukunft und kann die Potenziale der Künstlichen Intelligenz wirklich ausschöpfen.

Unternehmen sollten diese Entwicklung annehmen und ihren Mitarbeitenden ermöglichen, sich mit den neuen Tools vertraut zu machen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. In einer Welt, in der Technologie immer mehr zur Schaltzentrale unseres Alltags wird, ist es eine der größten Chancen, das Verständnis und die Fähigkeiten im Programmieren breit in der Gesellschaft zu verankern. Nur so lässt sich verhindern, dass KI-gestützte Arbeiten als bloßes „Vibe Coding“ missverstanden und der tatsächliche Wert und die Herausforderung des Programmierens unterschätzt werden. Andrew Ngs Stimme ist hier ein wichtiger Weckruf für Entwickler, Unternehmen und Bildungseinrichtungen gleichermaßen.

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