In der Welt der Unternehmensführung gibt es eine weit verbreitete Annahme darüber, wie skalierende Unternehmen erfolgreich geführt werden sollten. Konventionelle Ratschläge drehen sich meist um das Prinzip, neue Talente einzustellen, ihnen Vertrauen zu schenken und ihnen Raum zur Entfaltung zu lassen. Doch diese Herangehensweise ist längst nicht so universell wirksam, wie viele denken. Immer mehr Gründer berichten, dass genau dieser Weg, der Managermodus genannt werden kann, in ihrem Fall zu Problemen geführt hat. Statt Wachstum und Erfolg traten Frustration, ineffiziente Abläufe und eine Entfremdung von der Unternehmensvision ein.
Ein grundlegender Wandel in der Denkweise ist nötig – das Konzept des Founder Mode gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Die Vorstellung, dass man ein schnell wachsendes Unternehmen wie eine gefestigte Organisation führen müsse, basiert auf Vermutungen, die nicht für Gründer gemacht sind, sondern für professionelle Manager. Die Unterschiede sind jedoch nicht nur minimal, sondern tiefgreifend und haben das Potenzial, ganze Branchen zu verändern. Beim Founder Mode geht es um eine Art der Führung, die nur diejenigen erlernen und erleben können, die das Unternehmen selbst gegründet haben. Die Ambitionen, das persönliche Engagement und die über die reine Arbeit hinausgehende emotionale Bindung schaffen einen ganz eigenen Modus, in dem der Gründer als CEO nicht nur delegiert, sondern aktiv jeden einzelnen Bestandteil der Organisation mitgestaltet.
Ein Beispiel, das oft angeführt wird, ist Steve Jobs und seine Art, Apple zu führen. Er war bekannt dafür, nicht nur über das große Ganze zu entscheiden, sondern sich immer wieder direkt mit Mitarbeitern verschiedenster Ebenen auszutauschen, selbst wenn diese weit vom klassischen Organigramm entfernt waren. Sein berühmter jährlicher Retreat für die 100 wichtigsten Persönlichkeiten im Unternehmen ist nur eine Facette dieses einzigartigen Führungsstils. Im Gegensatz zum Managermodus, der Modularität und klare Hierarchien bevorzugt, setzt der Founder Mode auf eine viel tiefere Vernetzung und ein höheres Maß an Involviertsein. Gründer im Founder Mode suchen direkten Kontakt zu Mitarbeitern auf allen Ebenen ihres Unternehmens, verlassen sich nicht nur auf Berichte ihrer Direktuntergebenen, sondern greifen auch in operative Details ein, ohne dabei in mikromanagmende Kontrolle zu verfallen.
Die Fähigkeit, sich flexibel an sich ändernde Umstände anzupassen und zugleich eine klare Vision vorzugeben, macht den Unterschied. Dabei verhindert der Founder Mode nicht delegieren antreibt sogar Intuition und Vertrauen, jedoch in einem Maß, das mit den persönlichen Ressourcen der Gründer in Einklang steht. Ein weiterer Aspekt, der häufig genannt wird, ist der sogenannte „Gaslighting“-Effekt, mit dem viele Gründer konfrontiert sind. Sie werden von außen immer wieder in Frage gestellt, erleben, dass ihnen von erfahrenen Managern und Investoren ein Führungsstil aufgezwungen wird, der schlichtweg nicht funktioniert. Dies führt oft zu einer tiefen Verunsicherung und Zweifel an der eigenen Kompetenz.
Doch gerade weil diese widerstrebenden Meinungen nicht selten von Managern stammen, die in der Regel anders ticken als Gründer, liegt hier eine große Falle. Die Dynamik zwischen Gründern, professionellen Managern und Investoren ist komplex und von Interesse fremdbestimmter Machtverhältnisse geprägt. Wenn Gründer dem Druck nachgeben, den Managermodus zu übernehmen, riskiert das Unternehmen nicht nur das kreative Momentum, sondern auch einen Bruch mit der Identität und dem Ursprung des Startups. Andererseits ist klar, dass Unternehmen nicht in beliebiger Form wachsen können. Die Herausforderungen und Anforderungen eines 20-köpfigen Teams unterscheiden sich fundamental von denen eines großen Konzerns mit Tausenden von Mitarbeitern.
Die Kernfrage lautet, wie weit der Founder Mode skalierbar ist, ohne seine Essenz zu verlieren. Die Antwort darauf ist bislang nicht eindeutig. Es wird davon ausgegangen, dass es keine starren Grenzen gibt, aber dass Faktoren wie Vertrauen, Erfahrung und die Fähigkeit, Menschen einzuschätzen, dabei eine Schlüsselrolle spielen. Zudem wird der Founder Mode voraussichtlich situativ angepasst, das heißt, in verschiedenen Phasen eines Unternehmens werden unterschiedliche Führungsstile und Intensitäten der Beteiligung erforderlich sein. Die Vision von Gründern in Founder Mode bleibt häufig untrennbar mit dem Produkt, den Kunden und der Unternehmenskultur verbunden.
Diese Verbindung fehlt oft, wenn Manager das Ruder übernehmen, die schneller zu bürokratischen Strukturen und klassischen Controlling-Mechanismen tendieren. Das Resultat sind oft träge, wenig innovative Unternehmen, die den Markt nicht ausreichend mitgestalten. Ein wichtiges Indiz für die Effektivität des Founder Mode ist auch die finanzielle Performance. Bei Airbnb etwa ist zu beobachten, dass der Gründermodus zu einer der besten freien Cashflow-Margen im Silicon Valley geführt hat. Die Praxis, sich persönlich und direkt einzubringen, hat offensichtlich sowohl das Wachstum als auch den wirtschaftlichen Erfolg unterstützt.
Noch existieren keine offiziellen Lehrbücher oder breit etablierte Seminare, die den Founder Mode erklären oder lehren. Es ist ein Phänomen, das sich bisher durch Einzelbeispiele in der Praxis herausgebildet hat und nun erst als anerkannter Ansatz sichtbar wird. Dieses Manko birgt jedoch auch Chancen: Es bleibt Raum für Innovation und Neues in der Unternehmensführung. Die Forschung und das Lernen aus den Erfahrungen erfolgreicher Gründer können künftig wichtige Impulse geben. Gleichzeitig warnen Experten davor, den Begriff „Founder Mode“ zu missbrauchen.
Es gibt Gründer, die ihre Aufgaben nicht richtig delegieren können, und Manager, die versuchen, wie Gründer zu agieren, ohne das entsprechende Fundament zu besitzen. Beide Szenarien können zu chaotischen Zuständen und Misserfolg führen. Deshalb ist es wichtig, den Founder Mode als eigenständigen Stil zu verstehen, der auf einem tiefen Verständnis für Unternehmenskultur, Verantwortung und Wachstum basiert. Die Zukunft der Unternehmensführung könnte eine Synthese aus beiden Modi sein, wobei der Founder Mode gerade für innovative, dynamische Unternehmen unverzichtbar bleibt. Er fordert von Gründern, Verantwortung aktiv zu übernehmen, Mitarbeiter auf verschiedenen Ebenen zu integrieren und pragmatisch, aber leidenschaftlich das Geschäft zu steuern.
Was bedeutet das für die Praxis? Für Gründer ist es entscheidend, die typischen Manager-Ratschläge kritisch zu hinterfragen und einen eigenen Weg zu finden, der ihrer Persönlichkeit und ihrem Unternehmen gerecht wird. Für Investoren und Berater könnte es hilfreich sein, Gründer mehr als solche anzuerkennen und ihre einzigartigen Führungsstile zu respektieren, anstatt sie in vorgefertigte Managementmodelle zu zwängen. Die Gründung und das Wachstum eines Unternehmens sind komplexe, vielschichtige Prozesse. Indem wir den Founder Mode in den Fokus rücken, eröffnen wir eine neue Perspektive, die langfristig zu stärkeren, widerstandsfähigeren und erfolgreicheren Unternehmen führen kann. Die Erkenntnis, dass Gründer Rollen und Verantwortlichkeiten anders wahrnehmen und umsetzen müssen als professionelle Manager, ist ein erster wichtiger Schritt.
Der zweite wird sein, diesen Ansatz systematisch zu erforschen, zu dokumentieren und weiterzuentwickeln, sodass er auch zukünftigen Generationen von Unternehmern als Leitfaden dienen kann. Bis dahin bleibt es ein spannendes Experiment, das nur diejenigen wirklich verstehen können, die es selbst erleben.