Im Juni 2025 hat die Softwareentwicklungsbranche einen bedeutenden Wendepunkt erlebt, als zwei große KI-Codierplattformen innerhalb von nur 24 Stunden Planungskapazitäten veröffentlichten. Diese Entwicklung markiert das Ende einer Ära, in der man hoffte, mit einmaligem Prompten perfekte Codezeilen zu erhalten. Stattdessen tritt ein neues Paradigma in den Vordergrund: Planung, Wiederholung und iterative Verfeinerung sind der Schlüssel zu effektivem KI-gestütztem Programmieren. Wer sich diesem Wandel nicht anpasst, riskiert, den Anschluss an die Zukunft der Softwareentwicklung zu verlieren. Die meisten Entwickler kennen das Konzept des sogenannten „One-Shot“-Promptings.
Dabei wird KI anhand einer einzigen, oftmals umfangreichen Anfrage gebeten, ein komplexes Feature oder sogar größere Programmabschnitte zu generieren. Auf den ersten Blick mag dies verlockend erscheinen, insbesondere wenn man schnelle Ergebnisse erzielen möchte. Doch diese Herangehensweise hat erhebliche Schwächen, die sich erst im Verlauf realer Projekte offenbaren. Oftmals vergisst die KI frühere Kontexte, was zu unnötigen Wiederholungen und einer Fragmentierung des Arbeitsflusses führt. Zudem ist die KI in einem One-Shot-Ansatz dazu verleitet, Annahmen zu treffen, die anfangs plausibel erscheinen mögen, sich später jedoch als fatale Fehler im Code herausstellen.
Ein weiterer häufig beobachteter Nachteil ist das sogenannte Scope Creep. Ein Entwickler bittet um eine kleine Funktion, bekommt stattdessen jedoch eine komplexe Neugestaltung des gesamten Codes – ein Alptraum für Projektmanager und Teams, die unter strengen Deadlines arbeiten. Hinzu kommt das Problem des Token-Limits bei vielen KI-Systemen. Wird dieses überschritten, geht wertvoller Kontext verloren und ein Entwickler steht vor der Wahl, von vorne zu beginnen oder sich mit unvollständigen Informationen durchzuschlagen, was zu erwiesenermaßen ineffizienter Entwicklung führt. Abhilfe schaffen kann hier der Einsatz von Planung Mode, wie sie zuletzt von führenden Anbietern wie Windsurf und Claude eingeführt wurde.
Diese Funktion ist mehr als nur ein Feature, sie stellt eine Grundsatzänderung im Umgang mit KI dar. Die Planung basiert auf einem persistenten, modifizierbaren Markdown-Dokument, das sowohl Entwickler als auch KI kontinuierlich aktualisieren können. Dies schafft eine gemeinsame Wissensbasis, in der langfristige Strategien und kurzfristige Aufgaben nahtlos verbunden sind. Das Konzept ist elegant: Ein größerer KI-Modell agiert als strategischer Planer, während ein kleineres Modell die operativen Aufgaben übernimmt. So erhält man gewissermaßen einen klugen Berater und einen effizienten Ausführer in einem System.
Das Projekt wird nicht mehr als eine Blackbox behandelt, sondern als ein fortlaufendes Gespräch, das dokumentiert und nachvollziehbar bleibt. Diese Arbeitsweise bietet enorme Vorteile, besonders wenn es darum geht, neu erlernte Erkenntnisse festzuhalten. Beispielsweise kann die KI Anpassungen vornehmen, wenn sie auf bislang unbekannte API-Eigenheiten stößt oder Probleme in bestehenden Komponenten entdeckt. Sobald eine solche Erkenntnis im Plan dokumentiert ist, wird sie für alle zukünftigen Entwicklungszyklen berücksichtigt. Dies fördert nachhaltig Effizienz und minimiert redundante Erklärungen, was wiederum die Projektkosten senkt.
Der iterative Charakter des Plans erlaubt es außerdem, flexibel auf Veränderungen im Projektumfeld zu reagieren. Softwareentwicklung ist per se ein dynamischer Prozess: Anforderungen ändern sich, APIs werden angepasst, und vermeintlich einfache Refaktorierungen können sich zu komplexen Aufgaben vergrößern. Planung Mode ermöglicht eine Anpassung der Strategie entlang dieser Realität – eine Fähigkeit, die bei reinem One-Shot-Prompting schlicht nicht möglich ist. Ein sichtbarer Plan bietet den Entwicklern auch die Möglichkeit, den Entwicklungsprozess jederzeit zu überprüfen und rechtzeitig Korrekturen vorzunehmen. Statt erst nach der Codierung festzustellen, dass man einen falschen Weg eingeschlagen hat, können Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.
Dies spart Zeit und Ressourcen und sorgt für eine höhere Codequalität. Die Einführung von Planung Mode ist nicht zuletzt ein Zeichen dafür, dass in der Branche endlich akzeptiert wird, dass reine Prompt-Optimierung nicht ausreicht, um komplexe Softwareprojekte zuverlässig umzusetzen. Die Vorstellung, KI als bloßen Code-Generator ohne übergeordneten Plan einzusetzen, ist passé. Für die angestrebte Zukunft der „agentischen“ Systementwicklung ist Planung eine unverzichtbare Basis. Ein Agent ohne Plan ist nicht mehr als ein teurer Zufallsgenerator.
Damit stellt sich auch die Frage nach der Arbeitsweise eines Entwicklers. Niemand schreibt zehntausend Zeilen Code in einem Rutsch. Stattdessen ist es ein Prozess aus Planung, Entwicklung, Reflektion und Anpassung. Warum also sollte man von KI verlangen, anders zu handeln? Wer sich weiterhin auf einfache, einmalige Eingaben verlässt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit ineffiziente und fehleranfällige Software produzieren. Der Umstieg auf einen planungsorientierten Workflow bedeutet auch einen grundlegenden Wandel in der Arbeitsweise.
Anstelle schnell abgeschickter spontaner Prompts legt man mehr Wert auf ein klares Verständnis der Zielsetzung und eine präzise Definition der Anforderungen zu Beginn. Dieses Vorgehen mag anfangs zeitintensiver erscheinen, spart jedoch langfristig erheblich Werkzeug-, Stress- und Korrekturaufwand. Die Planung wird zum zuverlässigen Leitfaden, der wie eine Landkarte funktionsübergreifende Orientierung bietet. Der Plan selbst wird zu einem lebendigen Dokument, das sich mit jedem Durchlauf weiterentwickelt und intelligent anpasst. Die KI wird dabei zum echten Partner, der sich an vorherige Entscheidungen erinnert und entsprechend darauf referenziert.
So entstehen Projekte, die nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger und hochwertiger sind. Ein weiteres Plus dieser Methode liegt in der automatisch entstehenden Dokumentation. Die Planungsdatei repräsentiert nicht nur den aktuellen Stand, sie enthält auch eine Nachvollziehbarkeit für Entscheidungen und Strategieänderungen. In größeren Teams oder bei Übergaben an neue Entwickler entfällt das mühsame Erklären – die Hintergründe stehen transparent zur Verfügung. Ein Thema, das häufig kontrovers diskutiert wird, ist der erhöhte Ressourcenverbrauch durch Planung Mode.
Es ist richtig, dass bei längerem Kontexthalten und komplexerer Logik mehr Token anfallen, was Kosten und Laufzeit in die Höhe treiben kann. Wer hier allerdings nur auf Token-Einsparungen achtet, übersieht den größeren wirtschaftlichen Zusammenhang. Zeit ist schließlich Geld, und mangelnde Planung führt oft zu deutlich teureren Überarbeitungen und Verzögerungen. Entwicklerproduktivität und Projekterfolg sollten daher im Vordergrund stehen, nicht minimale Token-Zahlen. Dies führt uns zu der Erkenntnis, dass die jetzigen Entwicklungen erst der Anfang einer umfassenden Transformation in der KI-gestützten Softwareentwicklung sind.
Visionäre Ansätze sehen bereits Szenarien mit mehreren kooperierenden KI-Agenten, die unterschiedliche Projektaspekte koordinieren und steuern. Ebenso sind Funktionen geplant, die bewährte Planvorlagen übernehmen, vorausschauende Problemerkennung ermöglichen und die kollaborative Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine weiter verbessern. Wer hier nicht zeitnah inspiriert und offen agiert, wird bereits im kommenden Jahr den Anschluss verlieren. Die Trennung zwischen Entwicklern, die mühsam mit fragmentierten Einmal-Abfragen arbeiten, und solchen, die KI als kreativen und strategischen Partner einsetzen, wird größer denn je. Das gilt auch für erfahrene Entwickler, die mit viel Know-how an die Technologie herangehen.
Erfahrung allein schützt nicht vor Fehlentwicklungen, wenn das Mindset nicht passt. Dagegen können jüngere Entwickler, die sich früh auf die Planungskultur einlassen, mitunter wesentlich effektivere Resultate erzielen. Es geht weniger um Alter oder Erfahrung, sondern um die Bereitschaft, sich auf neue Arbeitsweisen einzulassen und den Partner KI als strategisches Werkzeug zu verstehen. Entscheidend ist jetzt, die aktuellen Entwicklungen ernst zu nehmen und die eigene Arbeitsweise entsprechend zu überdenken. Planung Mode ist keine nette Ergänzung sondern eine notwendige Evolution in der Zusammenarbeit mit KI-Systemen.
Wer diese Chance verpasst, riskiert, schnell irrelevant zu werden. Die Zukunft der Softwareentwicklung wird nicht von schnellen Einmallösungen geprägt sein, sondern von durchdachter, iterativer Planung. Windsurf und Claude haben mit ihren Implementierungen gezeigt, wie dieser Wandel aussehen kann. Nun liegt es an jeder und jedem Einzelnen, diesen Weg mitzugehen – oder den Anschluss zu verlieren. Sind Planung Modes also die Zukunft? Die Entwicklung und die Reaktionen der Branche sprechen eine deutliche Sprache.
Wer sich ernsthaft mit KI-unterstützter Entwicklung beschäftigt, kommt an diesem Thema nicht vorbei. Es ist an der Zeit, die Nase aus dem schnellen Prompting-Zyklus zu heben und gemeinsam mit der KI eine echte Partnerschaft aufzubauen, die den Herausforderungen moderner Softwareprojekte gerecht wird.