In der heutigen schnelllebigen Startup-Welt ist es keine Seltenheit, dass Technologie-Gründer nach Geschäftspartnern suchen, die tiefgehende betriebswirtschaftliche Kenntnisse mitbringen. Besonders spannend ist die Situation, wenn diese Geschäftspartner Vollzeit-MBA-Studenten sind. Die Kombination aus technischer Expertise und frischem, akademischem Wirtschafts-Know-how kann eine starke Grundlage bilden. Gleichzeitig wirft diese Konstellation komplexe Fragen zur zeitlichen Verfügbarkeit, Motivation und gemeinsamen Zielverfolgung auf. Wer sich mit dem Gedanken trägt, mit einem MBA-Studierenden an einem Tech-Startup zu arbeiten, sollte sowohl die Potenziale als auch die Fallstricke dieser Zusammenarbeit genau kennen.
Die Rolle von MBA-Studenten in Tech-Startups ist vielfach ambivalent. Einerseits erhalten sie während ihres Studiums Zugang zu modernsten Geschäftsmodellen, Finanzierungsmöglichkeiten und einem weitreichenden Netzwerk, das sich besonders beim Fundraising als wertvoll erweisen kann. Zudem profitieren Startups direkt von aktuellen Management- und Marketingkompetenzen, die in der jeweiligen Ausbildungsphase vermittelt werden. Die MBA-Phase bietet somit eine Art Inkubatorfunktion: Die Studenten erwerben Fähigkeiten, die unmittelbar in das Startup-Umfeld einfließen können.Andererseits stellt die gleichzeitige Verpflichtung zu einem Vollzeit-MBA-Studium eine erhebliche Zeit- und Prioritäts-Herausforderung dar.
Ein Vollzeit-Studium verlangt üblicherweise volle Konzentration auf Kurse, Gruppenarbeiten, Networking-Events und Präsentationen. Viele MBA-Programme haben zudem feste Fristen für Projekte, Praktika oder sogar Startup-Pitches, die Zeit und Energie stark beanspruchen. Das bedeutet für das Startup-Team oft, dass der MBA-Partner nur punktuell oder in kleineren Zeitfenstern verfügbar ist, was den Startup-Prozess verlangsamen oder asymmetrisch belasten kann.Ein weiterer kritischer Punkt ist die Motivation hinter der Startup-Teilnahme des MBA-Studenten. Für manche ist das Startup lediglich ein Projekt, das innerhalb des Studienrahmens abgehakt werden muss, um praktische Erfahrung zu sammeln oder als Bestandteil von Kursen anerkannt zu werden.
Für andere wiederum ist es der eigentliche Grund, warum sie das MBA-Studium aufgenommen haben – also ein langfristiges Engagement. Die Unterscheidung ist wichtig, da sie die Dynamik innerhalb des Gründerteams maßgeblich beeinflusst. Ein Student, der lediglich vorübergehend ins Startup involviert ist, könnte das Team in einem wichtigen Moment verlassen oder weniger Engagement zeigen.Aus Sicht des technischen Gründers stellt sich daher oft die Frage nach der passenden Strategie, um mit einem MBA-Vollzeitstudenten zusammenzuarbeiten. Ein Ansatz besteht darin, die Zeit des Studenten als eine Art strategisches Fenster zu verstehen: In den Monaten, in denen die akademische Belastung geringer ist, kann die Zusammenarbeit besonders intensiv sein.
Zwischenzeitlich kann der technische Gründer die Entwicklung des Produkts oder die Kundensuche auch allein vorantreiben. Wichtig ist hierbei die offene Kommunikation zu Beginn, um alle Erwartungen an Verfügbarkeit, Verantwortung und Zeithorizont klar zu definieren.Neben zeitlichen Aspekten ist es auch entscheidend, die finanziellen Kapazitäten und die persönliche „Runway“-Situation der Gründer zu beachten. Ein häufig hörtes Thema ist, dass techniklastige Gründer, die volle Kraft ins Startup investieren, den finanziellen Rückhalt benötigen, um das anfängliche Risiko zu tragen. MBA-Studenten hingegen könnten durch Studiengebühren und Lebenshaltungskosten eingeschränkt sein, was sie eventuell zwingt, nebenbei zu arbeiten oder andere Einkommensquellen zu erschließen.
Das kann wiederum die Startup-Aktivitäten weiter limitieren. Eine Lösung kann darin liegen, dass Gründer eine Zwischenerwerbsstrategie verfolgen: Das heißt, den Lebensunterhalt durch einen Job zu sichern und die Startup-Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit fokussiert zu gestalten. Nicht alle Gründer kommen jedoch mit diesem Modell zurecht, da der volle Fokus auf das Startup und das Gefühl von absoluten Prioritäten oft essentiell für den persönlichen Arbeitsstil sind.Die Zusammenarbeit mit MBA-Studenten eröffnet darüber hinaus Chancen, wenn Startups Zugang zu Acceleratoren, Investmentnetzwerken und Mentorenprogrammen suchen. Business Schools, die renommierte Vollzeit-MBA-Programme anbieten, pflegen oft enge Verbindungen zu Venture Capitalists, Business Angels und etablierten Unternehmern.
Ein MBA-Co-Founder kann diese Netzwerke gezielt öffnen und Vertrauen bei Investoren aufbauen, was besonders in frühen Finanzierungsrunden Gold wert sein kann.Aus Sicht des MBA-Studenten ist eine Startup-Mitgründerschaft eine exzellente Möglichkeit, praxisnahe Geschäftserfahrung zu sammeln. Managementtheorie lässt sich so unmittelbar testen und validieren, was die Qualität der Ausbildung erheblich steigert. Zudem erhöht die praktische Gründungserfahrung die eigene Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt nach Abschluss des Studiums. Dennoch sollte sich jeder MBA-Student vor Augen führen, dass eine Mitgründerschaft hohen Zeit- und Leistungsdruck bedeutet und das Studium selbst nicht selten die volle Aufmerksamkeit erfordert.
Ein weiterer Aspekt, der häufig diskutiert wird, ist die Frage, ob und wann der beste Zeitpunkt für das Starten der gemeinsamen Unternehmung ist. Viele Gründer berichten, dass die intensivste und fruchtbarste Zusammenarbeit kurz nach dem MBA-Abschluss oder zumindest nach dem Ende der Kernphasen des Studiums stattfindet. In der Praxis bedeutet das, dass während der MBA-Zeit eine Art Vorbereitung, Ideenausarbeitung und Netzwerkaufbau erfolgen kann, aber die eigentliche Gründungsphase erst später mit voller Kraft beginnt. In solchen Fällen ist Geduld gefragt, sowie die Fähigkeit, die einzelnen Phasen der Startup-Entwicklung zu planen und die Ressourcen entsprechend einzuteilen.Nicht selten entsteht die Frage, wie es um den Kenntnisstand und das Commitment der MBA-Studenten bestellt ist, die nach Abschluss des Studiums doch eine andere Karriere anstreben.
Manche sind im Studium auf die Gründerrolle zugesprungen, wollen später aber lieber in größere Unternehmen, Beratung oder Investment einzusteigen. Diese Diskrepanz kann für das Startup-Team schwerwiegende Folgen haben, insbesondere wenn man von Anfang an auf eine starke gemeinsame Vision und langfristige Zusammenarbeit gesetzt hat. Um solchen Situationen vorzubeugen, empfiehlt es sich, von Beginn an klare Vereinbarungen zu treffen und regelmäßig die langfristigen Pläne und Motivationen aller Teammitglieder abzuklopfen.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zusammenarbeit mit MBA-Vollzeitstudenten in Tech-Startups eine einzigartige Konstellation darstellt, die durch hohe Chancen, aber auch spezifische Risiken geprägt ist. Wer sich auf eine solche Partnerschaft einlässt, sollte offen kommunizieren, realistische Erwartungen setzen und eine flexible Projektstruktur etablieren, die den wechselnden zeitlichen und persönlichen Prioritäten Rechnung trägt.
Dies erfordert ein hohes Maß an Verständnis und strategischem Vorgehen, kann aber – wenn gut umgesetzt – Startups maßgeblich voranbringen und sowohl die persönliche als auch die unternehmerische Entwicklung fördern.