Die rasante Verbreitung von Kryptowährungen und anderen digitalen Assets hat das globale Finanzsystem vor neue Herausforderungen gestellt. Die dezentrale und grenzüberschreitende Natur von Krypto-Assets erschwert nicht nur die Regulierung, sondern auch die steuerliche Erfassung dieser Transaktionen. Vor diesem Hintergrund hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2022 das Crypto-Asset Reporting Framework (CARF) vorgestellt. Dieses innovative Rahmenwerk soll die automatische und effektive Weitergabe von steuerrelevanten Informationen über Krypto-Transaktionen zwischen Staaten ermöglichen und so die Steuertransparenz weltweit erhöhen. Das CARF stellt eine bedeutende Entwicklung dar, weil es das erste Mal ist, dass ein globaler Standard speziell für den Bereich der Krypto-Assets etabliert wird.
Ziel ist es, die Steuerbehörden in die Lage zu versetzen, grenzüberschreitende Bewegungen digitaler Vermögenswerte besser nachzuverfolgen und mögliche Steuerhinterziehung oder Geldwäsche effektiver zu bekämpfen. Die OECD wurde im April 2021 vom G20-Finanzministerium dazu beauftragt, dieses Rahmenwerk zu entwickeln, da die Finanzminister die Dringlichkeit erkannt hatten, in diesem Bereich klare Regeln zu schaffen. Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und zahlreiche andere Token haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und werden zunehmend für Investitionen, Handel und Alltagszahlungen genutzt. Dabei erfolgt ein Großteil der Transaktionen über internationale Plattformen, die oft schwer überblickbar sind. Ohne effiziente Nachverfolgung drohen enorme Steuerausfälle sowie Möglichkeiten für die Verschleierung illegaler Gelder.
CARF schafft hier eine dringend benötigte Infrastruktur, die mittels standardisierter Berichtsprozesse von Meldepflichtigen wie Kryptowährungsbörsen oder Wallet-Anbietern steuerlich relevante Daten systematisch erfasst und automatisch an die zuständigen Behörden in den jeweiligen Herkunfts- oder Wohnsitzländern weiterleitet. Ein wichtiger Aspekt von CARF ist die technische Umsetzung und Harmonisierung der Berichtsstandards. Krypto-Dienstleister müssen künftig detaillierte Informationen über wesentliche Arten von Transaktionen übermitteln, etwa Käufe, Verkäufe, Überweisungen und sonstige Bewegungen von Krypto-Assets. Zu den übermittelten Daten gehören dabei neben dem Wert der Transaktion auch die Identität der beteiligten Personen und eine eindeutige Transaktionsreferenz. Diese strukturierte Datenbasis ermöglicht es den Finanzbehörden, in Echtzeit komplexe Netzwerke von Wallets und Beteiligten zu durchdringen und ungewöhnliche Transaktionen gezielt zu identifizieren.
Die Einführung eines einheitlichen internationalen Regelwerks wie CARF ist für viele Länder eine wesentliche Erleichterung im Kampf gegen Krypto-Missbrauch. Bisher gab es weder eine einheitliche Definition von steuerpflichtigen Krypto-Transaktionen noch allgemein anerkannte Meldepflichten für Krypto-Börsen. Unterschiedliche nationale Regelungen führten dazu, dass Steuerbehörden oft hinter den tatsächlichen Kapitalflüssen herhinken, was insbesondere bei Cross-Border-Bewegungen zu erheblichen Informationslücken führte. Durch die digitale Automatisierung des Berichtswesens können Staaten künftig eine deutlich schnellere und detailliertere Überwachung gewährleisten. Die Zusammenarbeit wird durch den direkten Informationsaustausch zwischen Steuerbehörden verbessert, wodurch Doppelbesteuerung und Steuerhinterziehung reduzieren helfen.
Die Verabschiedung des CARF entspricht zudem dem globalen Ziel der OECD zur Bekämpfung von Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) und stellt einen wichtigen Schritt hin zu nachhaltigerer und gerechterer Besteuerung in der digitalen Wirtschaft dar. Die Reaktionen von Experten und Marktteilnehmern auf CARF sind vielfältig. So erklärt Sudhir Kapadia, Partner für Steuer- und Regulierungsdienstleistungen bei EY Indien, dass die weltweite Regulierung von Krypto-Transaktionen durch Informationsaustausch ein „brennendes Thema“ für Behörden geblieben sei. Einige Länder hätten den Trend zu Kryptowährungen als Chance erkannt, Attraktivität für digitale Unternehmer zu schaffen und durch innovationsfreundliche Rahmenbedingungen ihre Wirtschaft zu stärken. Andere hingegen seien besorgt über potenzielle Risiken wie Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und illegale Nutzungsformen von Krypto-Assets.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Crypto-Asset Reporting Framework der OECD eine zukunftsweisende Initiative ist, welche die Transparenz rund um Krypto-Assets und deren grenzüberschreitenden Transfer signifikant verbessert. Staatliche Institutionen erhalten durch CARF ein mächtiges Instrument, um die Steuerwahrnehmung bei digitalen Vermögenswerten effektiv zu gewährleisten und gleichzeitig betrügerische Aktivitäten besser zu bekämpfen. Zugleich schafft das Rahmenwerk durch klare Vorgaben und harmonisierte Standards mehr Rechtssicherheit für Unternehmen und Investoren im Krypto-Sektor. Die Implementierung von CARF wird schrittweise erfolgen, doch die Beteiligung der G20-Länder garantiert eine breite Umsetzungsperspektive. Für Deutschland und Europa erfüllt CARF zudem eine wichtige Rolle in der Gestaltung der digitalen Finanzmarktregulierung im Einklang mit EU-Richtlinien, wie etwa der fünften Geldwäscherichtlinie und den Regelungen zur Verhinderung von Steuerbetrug.
Angesichts des weiteren Wachstums des Krypto-Marktes und der zunehmenden Bedeutung digitaler Ökosysteme ist die Etablierung eines internationalen Transparenzstandards unverzichtbar. CARF wird dazu beitragen, das Vertrauen in digitale Finanzprodukte zu stärken und nicht zuletzt dafür sorgen, dass das globale Steuersystem auch im digitalen Zeitalter effektiv funktioniert. Die Zusammenarbeit zwischen den Staaten mittels CARF kann als Leitbild für künftige Regelungen im Bereich der digitalen Assets gelten und trägt maßgeblich zu einem sicheren, gerechten und nachhaltigen Umgang mit Kryptowährungen bei.