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Grinex als Nachfolger von Garantex: Wie 1,66 Milliarden US-Dollar durch Krypto-Börsen fließen

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 Garantex successor moves $1.66B through crypto exchanges: Global Ledger

Die neue Plattform Grinex hat die Aktivitäten des zuvor sanktionierten russischen Krypto-Exchanges Garantex übernommen und bewegt mittlerweile 1,66 Milliarden US-Dollar durch verschiedene Krypto-Börsen weltweit. Eine detaillierte Analyse beleuchtet Risiken, regulatorische Herausforderungen und die Zukunft der Kryptoregulierung im internationalen Kontext.

Die Welt der Kryptowährungen ist geprägt von raschen Veränderungen, durch die sich auch illegale und sanktionierte Plattformen immer wieder neu positionieren. Ein besonders aktuelles Beispiel dafür ist Grinex, eine Krypto-Börse, die als direkter Nachfolger der sanktionierten russischen Plattform Garantex gilt. Laut Analysen des Schweizer Blockchain-Datenanbieters Global Ledger hat Grinex seit seiner Entstehung mehr als 1,66 Milliarden US-Dollar durch verschiedene Krypto-Börsen verschoben. Dieser gewaltige Fluss von digitalen Vermögenswerten wirft insbesondere wegen der Verbindung zu sanktionierten Akteuren und den dabei erkannten regulatorischen Schwachstellen ein neues Licht auf die Herausforderungen der Krypto-Compliance und Geldwäschebekämpfung. Garantex war eine bedeutende Plattform für Kryptowährungstransaktionen, die seit April 2019 einen geschätzten Wert von rund 96 Milliarden US-Dollar an Krypto-Transaktionen abgewickelt hat.

Im März 2025 erfolgte eine koordinierte internationale Operation von US-, deutschen und finnischen Behörden, die den Betrieb von Garantex effektiv lahmlegte. Neben der Beschlagnahmung von Servern und der Sicherstellung von Kundendaten hatte dies auch ein Einfrieren von rund 27 Millionen US-Dollar in Stablecoins durch Tether zur Folge. Dennoch scheint die Kette der Geldflüsse nicht abgerissen zu sein – vielmehr hat sich das Ökosystem rund um Garantex unter neuem Namen und mit neuer Infrastruktur weiterentwickelt. Grinex gilt als die „vollwertige Nachfolgeplattform“ von Garantex. Offizielle Aussagen und Analyseberichte von Global Ledger untermauern die Verbindung, indem sie festhalten, dass Grinex zunächst rund 60 Millionen US-Dollar an russisch-rubelbasierten Stablecoins von Garantex erhalten hat.

Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Kunden der alten Garantex-Plattform physisch aufgetaucht sind, um ihre Funds aktiv auf Grinex zu transferieren. Trotz der Sanktionen, die Garantex bereits 2022 durch das US-Finanzministerium und im Februar 2025 durch die Europäische Union trafen, fährt Grinex unbeirrt seine Aktivitäten fort. Ein zentrales Anliegen bei der Untersuchung von Grinex ist die immense Summe an Geldern, die durch die Hände verschiedener Krypto-Börsen fließt. Global Ledger beziffert die Gesamttransaktionsexposition auf 2,41 Milliarden US-Dollar. Davon wurden 1,66 Milliarden US-Dollar über 180 verschiedene Exchanges geleitet, die auch als Virtuelle Vermögenswert-Dienstleister (Virtual Asset Service Providers, VASPs) bezeichnet werden.

Besonders auffällig ist, dass die Bewegung der Gelder vornehmlich in USDT geschieht – einem auf dem Tron-Netzwerk basierenden Stablecoin, der aktuell eine größere Umlaufmenge aufweist als das pendant auf Ethereum. Diese starke Konzentration auf den Tron-USDt-Verkehr ist nicht unbegründet. Compliance-Firmen wie Bitrace hatten schon früh gewarnt, dass 70 Prozent aller potenziell illegalen Stablecoin-Zahlungen im Jahr 2024 über das Tron-Netzwerk abgewickelt wurden. Dies deutet darauf hin, dass Netzwerke mit weniger strenger Überwachung oder bekannten regulatorischen Schlupflöchern von gar nicht wenigen Akteuren genutzt werden, um Geldflüsse zu verschleiern. Der direkte Transfer von Grinex-Wallets zu diversen Krypto-Börsen ohne den Einsatz von Mittelsmännern oder On-Chain-Obfuskationstechniken ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf die Unmittelbarkeit der Verbindungen.

Trotz der großflächigen Sichtbarkeit dieser Transaktionen blieb die Reaktion vieler Krypto-Börsen unterschiedlich. Auf Anfrage von Cointelegraph gaben von sechs der weltweit größten Exchanges ausschließlich Binance eine offizielle Stellungnahme ab. Die Börse betonte, dass sie konsequent Kontrollen durchführe, um den direkten und indirekten Zugang von sanktionierten Personen und Gruppen zu verhindern. Sie unterstrich, dass die Prävention zwar schwierig sei, da eingehende Einzahlungen unmittelbar nicht vollständig verhindert werden könnten, jedoch konsequente Aktionspläne gefahren werden, um Kunden mit Verbindungen zu sanktionierten Adressen vor zusätzlichen Transaktionen zu schützen. Andere angefragte Börsen reagierten nicht oder äußerten sich nicht öffentlich zu dem Thema.

Die internationale Kryptoregulierung steht vor einer schwierigen Aufgabe: Einerseits schreitet die technische Entwicklung und die Einführung neuer Regulierungsstandards voran. Andererseits werden diese Schlupflöcher von Akteuren wie Grinex ausgenutzt, die sich bewusst in einem regulatorischen Graubereich oder unter mehreren Jurisdiktionen bewegen. Die Umsetzung der sogenannten Travel Rule, die unter anderem vorschreibt, dass bei Transaktionen zwischen VASPs bestimmte Informationen über den Sender und Empfänger ausgetauscht werden müssen, ist nur ein Teil dieser Bemühungen. In der Praxis zeigt sich, dass die Einhaltung dieser Vorgaben oft lückenhaft verläuft, insbesondere bei internationalen Geschäften, die eine strenge Überprüfung erschweren. Die Nutzung von stablecoins wie USDT sowie ihre verteilte Infrastruktur auf verschiedenen Blockchain-Netzwerken machen die Überwachung und Compliance zusätzlich komplex.

Tron als Netzwerk scheint aktuell besonders von diesen Bewegungen betroffen zu sein, was die Bedeutung des Netzwerks im globalen Zahlungsverkehr sowie seine regulatorischen Herausforderungen verdeutlicht. Die Rolle von Ländern außerhalb der EU, die als primäre Zielländer für russische Immigranten gelten, bietet zudem eine weitere Dimension. Dortige Kryptowährungsbörsen mit europäischen Lizenzen, die allerdings zugleich in diesen Drittländern aktiv sind, bieten mutmaßlich Möglichkeiten, die Transaktionen trotz Sanktionen und EU-weiten Beschränkungen fortzusetzen. Das birgt ein Sicherheitsrisiko, da dieses Modell gewissermaßen ein regulatorisches Arbitragefeld schafft. Die Geschichte von Garantex und seinem Nachfolger Grinex verdeutlicht zugleich, wie Sanktionen und Strafverfolgungsmaßnahmen zunächst zu einer Verlagerung und Umbenennung von illegalem Krypto-Handel führen, aber nicht zwangsläufig zu dessen Auslöschung.

Experten wie Alex Katz vom Sicherheitsunternehmen Kerberus weisen darauf hin, dass Tätergruppen nach einem Shutdown häufig unter neuen Namen weitermachen und bestehende Kunden weiterhin bedienen. Aktuelle Ereignisse wie die Zerschlagung und Beschlagnahmung der Infrastruktur des no-KYC-Exchanges eXch in Deutschland, der trotz aller Maßnahmen weiterhin mit verbundenen Wallets in Verbindung steht, bestätigen diese Beobachtungen. Dies fordert Regulierungsbehörden dazu auf, nicht nur einzelne Plattformen zu verfolgen, sondern die gesamte Netzwerkinfrastruktur und ihre Kundenbeziehungen ganzheitlich zu überwachen und zu regulieren. Zusätzlich zeigt die Debatte um die Regulierung von Stablecoins, wie wichtig es ist, klare und einheitliche Standards zu etablieren. Die geplanten MiCA-Regeln (Markets in Crypto-Assets Regulation) der EU sind hier ein Schritt in die richtige Richtung, indem sie strenge Anforderungen an die Herausgeber von Stablecoins stellen und damit das Risiko von Geldwäsche und anderen illegalen Aktivitäten mindern wollen.

Die Herausforderung besteht aber darin, diese Regulierung auch global umzusetzen und den technischen Fortschritt der Netzwerke wie Tron im gleichlaufenden Tempo mitzuentwickeln. Insgesamt ist die Entwicklung rund um Grinex als Nachfolgerin von Garantex ein eindrückliches Beispiel dafür, wie komplex und dynamisch die Welt der Kryptowährungen in Verbindung mit weltweiten Sanktionen und Regulierungsbemühungen ist. Die schnelle Adaptation von Methodiken, der Einsatz technischer Mittel zur Geldwäsche und ein teilweise unzureichender Informationsaustausch zwischen Dienstleistern erschweren die Einhaltung von Vorschriften und die konsequente Strafverfolgung. Für die Zukunft gilt es deshalb, verstärkt auf internationalen Informationsaustausch, verbesserte Blockchain-Analysetools und eine verstärkte Kooperation zwischen Behörden und Krypto-Dienstleistern zu setzen. Nur so kann verhindert werden, dass Plattformen wie Grinex weiterhin als Schattenwirtschaft im Krypto-Raum agieren und die Integrität der globalen Finanzsysteme gefährden.

Gleichzeitig müssen Nutzer und die Krypto-Community wachsam bleiben und die Entwicklungen kritisch begleiten, um das Vertrauen in die Technologie und ihre legitimen Anwendungsfälle langfristig zu stärken.

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