Der 10. Juni 1977 ist in der Geschichte der Computertechnik ein bedeutendes Datum. An diesem Tag stellte Apple den Apple II vor – einen der ersten vorgefertigten Desktop-Computer, der die Welt des Personal Computing nachhaltig prägen sollte. Während zu dieser Zeit Konkurrenzmodelle wie der TRS-80 von Radio Shack und der Commodore PET ebenfalls den Markt betraten, etablierte sich der Apple II als das vielseitigste und langlebigste System jener Ära. Über einen Zeitraum von 17 Jahren verkaufte sich der Apple II etwa sechs Millionen Mal und schrieb damit Computer-Geschichte.
Der Apple II war bei Markteinführung keineswegs ein günstiges Gerät. Mit einem Grundpreis von 1.295 US-Dollar – damals ein hoher Betrag – wurde der Computer einschließlich 4 Kilobyte Arbeitsspeicher ausgeliefert. Die Speicherung von Daten erfolgte über handelsübliche Kassettendeck-Recorder, was damals üblich, heute aber fast schon antiquiert erscheint. Ein offizieller Monitor von Apple für den Apple II wurde erst 1983 angeboten.
Dennoch konnten Nutzer bereits früh auf Composite-Monitore oder RF-Modulatoren zurückgreifen, um den Computer mit einem handelsüblichen Fernseher zu verbinden. Die Investition in einen Apple II zu dieser Zeit war nicht nur eine technische Entscheidung, sondern auch ein Statussymbol. Wer einen Apple II besaß, war in der Nachbarschaft oft der Neidobjekt – ein Hüter der Zukunftstechnologie in den eigenen vier Wänden. Im Vergleich zu den Konkurrenten war der Apple II teurer als der TRS-80 oder der Commodore PET. Doch der Apple II bot einzigartige Features, die ihm zum Erfolg verhalfen.
Besonders hervorzuheben war seine Farbfähigkeit, eine Innovation, welche die anderen Computer jener Generation nicht boten. Die Farbdarstellung eröffnete neue Möglichkeiten nicht nur für Spiele, sondern auch für komplexere Anwendungen im Bildungs- und Geschäftsumfeld. Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor war das innovative und kostengünstige Diskettenlaufwerk, das Steve Wozniak entwickelte. Die effiziente Schnittstelle war billiger herzustellen als die Diskettenlösungen der Konkurrenz. Trotz dieser niedrigeren Kosten setzte Apple für das Laufwerk einen Verkaufspreis von 595 US-Dollar an, was es teurer machte als vergleichbare Angebote von Radio Shack.
Dennoch sorgte die Diskettenlösung maßgeblich für Apples Profitabilität – nicht unbedingt für eine erhöhte Adoption durch die Konsumenten. Die wahre Stärke des Apple II lag in seiner Erweiterbarkeit. Das Gehäuse war nicht wie bei vielen anderen Computern fest verschraubt, sondern mit Klettverschluss befestigt – eine Einladung, es zu öffnen und zu erweitern. Im Inneren bot der Computer acht Steckplätze für Erweiterungskarten, ein Konzept, das den Apple II zu einem der flexibelsten Systeme seiner Zeit machte. Von Drucker- und Modemkarten bis hin zu Soundkarten wie dem populären Mockingboard mit zwei AY-3-8910 Sound-Chips reichte die Palette der verfügbaren Zubehörteile.
Diese Modularität ermöglichte es Anwendern, den Rechner an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen und auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben. Darüber hinaus führte die Kompatibilität mit dem Microsoft Softcard einen interessanten Aspekt der Technikgeschichte ein. Diese Zusatzkarte erlaubte es dem Apple II, das Betriebssystem CP/M auszuführen, welches von Microsoft damals weit verbreitet war. Microsoft wollte den enormen Softwarebestand von CP/M nicht komplett neu für den Apple II portieren und löste das Problem mit dieser Erweiterung elegant. Die Softcard wurde zu einem unerwarteten Erfolg und galt als eines der meistverkauften Microsoft-Produkte jener Zeit.
Der Apple II profitierte auch von seiner großen und stetig wachsenden Softwarebibliothek. Die frühe Markteinführung und die offene Architektur zogen zahlreiche Softwareentwickler an. Bereits 1982 führte Apple über 10.000 Softwaretitel – ein beachtlicher Wert für die damalige Zeit. Viele heute noch bekannte Spielereihen wie Ultima, Prince of Persia oder Flight Simulator fanden auf dem Apple II ihre erste Heimat.
Ebenso starteten große Publisher wie Sierra On-Line ihre Erfolgsgeschichte auf diesem System. Apple ruhte sich dabei nicht auf den Lorbeeren aus. Nach dem ursprünglichen Apple II debütierte 1979 der Apple II+, eine Upgrade-Version mit Kompatibilität zum Vorgängermodell. Obwohl der Apple III als Nachfolger scheiterte, ging Apple mit dem IIe im Jahr 1983 entschlossen den Weg der Apple-II-Serie weiter – mit verbesserter Darstellung und der Fähigkeit, mehr als 64 Kilobyte Arbeitsspeicher zu adressieren. Der 1984 eingeführte Apple IIc war halbportabel und bot weitere Verbesserungen.
Mit dem Apple IIgs wurde 1986 die Architektur sogar auf 16 Bit erweitert, wobei die Kompatibilität mit älterer Software erhalten blieb. Spätere Versionen verbesserten zudem die Geschwindigkeit und Ausstattung kontinuierlich. In den 1980er Jahren war der Apple II allgegenwärtig. Obwohl preiswertere Alternativen für Einsteiger existierten, begründete der Apple II seinen Ruf als zuverlässiges und vielseitiges System, das sowohl in Schulen als auch im Privatbereich weit verbreitet war. Apple erkannte früh das Potenzial im Bildungsmarkt und bot seine Rechner dort zu vergünstigten Konditionen an, oft sogar über Partner wie Bell und Howell.
Die Strategie zielte darauf, Kinder früh an Apple-Systeme zu gewöhnen, was langfristig zu einer starken Nutzerbasis führte. Der Einfluss des Apple II ging weit über die heimische Computernutzung hinaus. Kaufhäuser nutzten ihn als interaktive Informationskioske, Museen setzten ihn in Ausstellungen ein. Die Bekanntheit des Systems und sein Einsatz in unterschiedlichsten Bereichen machten den Apple II zu einem prägenden Stück Technikgeschichte. Aus heutiger Sicht sind Apple II Computer begehrte Sammlerstücke, nicht weil sie außergewöhnlich selten sind, sondern weil sie tief im kulturellen Gedächtnis verankert sind.
Für viele geht der Computer mit Erinnerungen an erste technische Erfahrungen, Bildung und Freizeitaktivitäten einher. Der Apple II war einst das Gerät, das man haben wollte, ein Symbol für Innovation und Fortschritt. Die persönliche Bedeutung des Apple II zeigt sich auch bei Technikenthusiasten und professionellen IT-Fachleuten. Viele besitzen heute verschiedene Modelle wie den IIc oder den IIe und schätzen die umfassende Softwarebibliothek, die ein anderes Erlebnis als etwa Commodore oder Atari bietet. Trotz zahlreicher Versuche von Apple in den 1980er Jahren, den Apple II durch neue Systeme zu ersetzen, erwies sich die Reihe als äußerst langlebig und profitabel.