Dave Ramsey, bekannt für seine direkten und pragmatischen Finanzratschläge, hat sich erneut zu einem Thema geäußert, das viele Menschen beim Hauskauf beschäftigt – die Wahl zwischen einer 15- oder 30-jährigen Hypothek. In seinen Aussagen brachte er eine viel diskutierte „Homebuying-Hack“-Strategie zur Sprache, die jedoch von vielen Menschen nicht wirklich umgesetzt wird. Dabei handelt es sich um die Empfehlung, direkt eine 15-jährige Hypothek aufzunehmen anstatt eine 30-jährige Hypothek mit dem Plan, diese später durch Sondertilgungen in 15 Jahren abzuzahlen. Der entscheidende Punkt, den Ramsey anspricht, ist die Disziplin. Viele Hauskäufer wählen eine 30-jährige Hypothek, weil die monatlichen Raten niedriger sind und sie davon ausgehen, dass sie durch zusätzliche Zahlungen die Laufzeit massiv verkürzen können.
Die Realität zeigt allerdings, dass diese Zusatzraten oft ausbleiben. Stattdessen wird das freigewordene Geld lieber für Konsum oder andere Ausgaben verwendet, wodurch die Tilgung der Hypothek dann eben sehr viel länger dauert als ursprünglich geplant. Ramsey argumentiert daher, dass es besser ist, von Anfang an eine 15-jährige Hypothek abzuschließen, die einen zwingt, höhere monatliche Raten zu zahlen und so in einem festen Zeitrahmen schuldenfrei zu werden. Diese Herangehensweise klingt auf den ersten Blick verlockend, vor allem, wenn man finanzielle Freiheit als Ziel hat. Doch bei genauerem Hinsehen und unter Einbeziehung von Expertenmeinungen wird klar, dass diese Empfehlung nicht für jeden ideal ist.
Der Gründer des Gold Coast Mortgage Service, John Donlon, weist darauf hin, dass eine 15-jährige Hypothek wenig Spielraum und Flexibilität bietet. Sollten unerwartete Lebensumstände eintreten, wie eine Krankheit oder ein Jobverlust, kann die höhere Belastung durch die Raten unter Umständen sehr problematisch sein. In Zeiten, in denen finanzielle Prioritäten sich verschieben müssen, beispielsweise durch Familienplanung, Ausbildungskosten der Kinder oder wichtige persönliche Projekte, kann die starre Verpflichtung, hohe monatliche Raten zu leisten, eine zusätzliche Belastung darstellen. Donlon betont auch, dass eine feste 15-jährige Laufzeit keine Garantie dafür sei, dass die Schulden tatsächlich planmäßig abgebaut werden. Es gibt sogar Fälle, in denen Kreditnehmer trotz der engen Tilgung in andere Schulden wie Kreditkarten oder eine zweite Hypothek (HELOC) verfallen.
Das verdeutlicht, dass der finanzielle Umgang mit einer Hypothek stark von den persönlichen Gewohnheiten abhängt. Dem gegenüber steht die Meinung von Carlos Scarpero, einem erfahrenen Hypothekenmakler, der ebenfalls die 15-jährige Laufzeit als möglichen Vorteil sieht. Für ihn ist es eine Frage der individuellen Disziplin. Wer sich auf eine fest definierte, kürzere Laufzeit einlässt, wird gezwungen, konsequent die höheren Raten zu zahlen, was die Schuldenlast tatsächlich schneller reduziert. Dabei ist zu beachten, dass eine 15-jährige Hypothek oft mit niedrigeren Zinssätzen verbunden ist, wodurch sich langfristig Zinskosten einsparen lassen.
Allerdings führt die höhere monatliche Belastung meist dazu, dass der bewilligte Kredit geringer ausfällt, da das Verhältnis von Schulden zu Einkommen strenger bewertet wird. Ein weiterer Aspekt, den Experten wie Donlon hervorheben, betrifft die Vielfalt der heutigen Hypothekenmodelle. Viele Kreditgeber bieten flexible Laufzeiten an, die individuell an die Bedürfnisse des Kreditnehmers angepasst werden können. Beispielsweise kann die Rückzahlung so terminiert werden, dass sie in etwa zum Zeitpunkt des Ruhestands abgeschlossen ist – etwa 20 bis 22 Jahre Laufzeit. So wird das „Hacken“ der Wahl zwischen starrer 15 oder 30 Jahre überflüssig und erlaubt eine maßgeschneiderte Lösung mit mehr finanzieller Beweglichkeit.
Die Entscheidungsfindung sollte deshalb weniger nach Dogmen erfolgen, sondern vielmehr nach der persönlichen Lebenssituation, den finanziellen Möglichkeiten und den individuellen Zielen ausgerichtet werden. Ein geringeres Monatseinkommen und schwankende Einkommensverhältnisse können die Wahl einer 30-jährigen Hypothek sinnvoller machen, da sie Liquidität für andere Zwecke schafft. Personen mit stabilen Einnahmen und einem ausgeprägten Ziel, schnell schuldenfrei zu sein, können hingegen von einer 15-Jahres-Hypothek profitieren. Neben der reinen Frage der Kreditlaufzeit spielen natürlich auch weitere Faktoren eine Rolle. Die Entwicklung der Zinssätze, die Steuervorteile bei Hypothekenzinsen, die Inflationserwartungen und die potenzielle Wertentwicklung der Immobilie sind wichtige Bausteine der gesamten Finanzplanung beim Hauskauf.
So kann beispielsweise die Möglichkeit, in andere Anlageformen zu investieren und damit eine höhere Rendite als die Hypothekenzinsen zu erwirtschaften, für den einen oder anderen die Wahl für eine längere Kreditlaufzeit rechtfertigen. Die Psychologie hinter Finanzentscheidungen ist nicht zu unterschätzen. Dave Ramseys Empfehlung richtet sich an Menschen, die zu einer gewissen finanziellen Disziplin neigen und bereit sind, durch eine höhere monatliche Belastung ihre Schulden schnell abzutragen. Die Realität zeigt jedoch, dass dies nicht immer gegeben ist. Daher sollten Hauskäufer auch ihre Emotionen, Gewohnheiten und den eigenen Umgang mit Geld ehrlich reflektieren, bevor sie eine Entscheidung treffen.