Das kürzlich vom Haushaltsausschuss des US-Repräsentantenhauses verabschiedete „Big Beautiful Bill“ verspricht signifikante Veränderungen für Unternehmen, die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten betreiben. Ein besonderer Fokus liegt auf der Behandlung von Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, die im Steuerrecht unter Section 174 angesiedelt sind. Besonders hervorzuheben ist die erstmalige explizite Einbeziehung von Ausgaben für Softwareentwicklung als qualifizierte F&E-Aufwendungen, die sich unmittelbar steuerlich geltend machen lassen. Diese Neuerung ist für viele Unternehmen, insbesondere solche in der Technologie- und IT-Branche, von großer Bedeutung und könnte den Forschungsanreiz innerhalb der nächsten Jahre deutlich erhöhen. Die bisherigen Regelungen zur steuerlichen Behandlung von Forschungsausgaben sahen eine Amortisation der Kosten über mehrere Jahre vor, wodurch Unternehmen bei der steuerlichen Abzugsfähigkeit von F&E-Aufwendungen mit einer zeitlichen Verschiebung rechnen mussten.
Das neue Gesetz sieht vor, diese Amortisation für den Zeitraum von 2025 bis 2029 auszusetzen. Dies bedeutet, dass Aufwendungen für inländische Forschung und Entwicklung, inklusive der mit Softwareentwicklung verbundenen Kosten, in dem Jahr vollständig abgesetzt werden können, in dem sie anfallen. Für Unternehmen stellt dies eine erhebliche Liquiditätsverbesserung dar, da sich der steuerliche Vorteil unmittelbar einstellt. Ein zentrales Element der Gesetzesnovelle ist die Schaffung der neuen Section 174A, die die vorübergehenden Regeln zur Behandlung inländischer Forschungs- und Entwicklungskosten während des Aussetzungszeitraums regelt. Mit dieser Ergänzung wird sichergestellt, dass die kurzfristige Abzugsfähigkeit klar definiert und steuerlich eindeutig ausgewiesen wird.
Die explizite Nennung von Softwareentwicklung als förderfähige Ausgabe im Rahmen von Section 174A ist ein Meilenstein. Bisher war die Abgrenzung von Softwareentwicklungsaufwendungen oftmals unklar und wurde je nach Einzelfall unterschiedlich bewertet. Nun bietet das neue Gesetz einheitliche Standards, die insbesondere für Unternehmen mit starken IT- und Entwicklungsabteilungen essenziell sind. Neben den neuen Möglichkeiten gibt es auch wichtige Einschränkungen. Nicht alle Investitionen im Zusammenhang mit Forschung und Entwicklung sind förderfähig.
Ausgaben für den Erwerb oder die Verbesserung von Grundstücken sowie von Wirtschaftsgütern, die der Abschreibung oder Auslaugung unterliegen, bleiben von der sofortigen Abzugsfähigkeit ausgeschlossen. Auch Aufwendungen für die Erschließung von Bodenschätzen, darunter Öl und Gas, werden explizit nicht als unmittelbare F&E-Kosten anerkannt. Diese klaren Grenzen geben Unternehmen Orientierung darüber, welche Kosten wirklich von den steuerlichen Vorteilen profitieren können. Das Gesetz orientiert sich auch an der schon bestehenden Section 41, die Forschungsanreize über den Forschungs- und Entwicklungssteuergutschriftenmechanismus gewährt. Die Reform sieht vor, dass Section 41 modifiziert wird, um die Definition der qualifizierten F&E-Ausgaben im Hinblick auf Section 174A anzupassen und so eine bessere Übereinstimmung und Kohärenz der steuerlichen Vorschriften sicherzustellen.
Durch diesen Mechanismus soll vermieden werden, dass Unternehmen doppelte Vorteile durch verschiedene Steuervergünstigungen erlangen, was eine ausgewogene und faire Steuerpraxis gewährleistet. Die Anpassungen betreffen auch Section 280C(c), die die Verrechnung und Behandlung der Abzüge regelt. Ziel ist es, sogenanntes „double dipping“ zu verhindern, also die gleichzeitige doppelte steuerliche Berücksichtigung derselben Ausgaben durch unterschiedliche Regelungen. Diese Integration und Harmonisierung der unterschiedlichen Steuervorschriften führt zu einem klareren und eindeutigen Rahmen für Unternehmen und Steuerberater. Die politische Dimension und der weitere legislative Prozess sind von Bedeutung für die Umsetzung der geplanten F&E-Reformen.
Obwohl der Ausschuss des US-Repräsentantenhauses den Entwurf angenommen hat, sind noch viele Schritte notwendig, darunter weitere Beratungen, mögliche Änderungen und Verhandlungen mit dem Senat. Insbesondere angesichts der knappen Mehrheiten im Repräsentantenhaus und der erwarteten umfangreichen Eingriffe durch den Senat bleibt die Verabschiedung des Gesetzes nicht garantiert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem engen zeitlichen Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens. Aufgrund der gesetzlichen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Schuldenobergrenze und der Budgetregelungen droht der Gesetzesentwurf von der politischen Agenda entfernt zu werden, wenn keine Einigung bis September 2025 erzielt wird. Es ist davon auszugehen, dass die republikanische Führung das Gesetz möglichst zügig dem Präsidenten zur Unterzeichnung vorlegen möchte, um Rechtsklarheit und Planungssicherheit für Unternehmen zu schaffen.
Für Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische, bedeutet die Reform eine willkommene Erleichterung. Die Möglichkeit, die Kosten für Forschung und Entwicklung – inklusive erheblicher Ausgaben für Softwareentwicklung – sofort abzuschreiben, statt sie auf die nächsten Jahre zu verteilen, verbessert die Liquiditätssituation und ermöglicht zusätzliche Investitionen. Damit kann das Gesetz einen positiven Impuls für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in der US-Wirtschaft setzen. Die Neuerung kann insbesondere Unternehmen im Technologiesektor entlasten, wo Softwareentwicklung einen großen Teil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben ausmacht. Die bisher oft übliche Verzögerung bei der steuerlichen Berücksichtigung von Softwareentwicklungsinvestitionen wird mit dem neuen Gesetz reduziert, was eine schnellere Amortisierung und eine bessere Planbarkeit der Projekte erlaubt.
Gleichzeitig sollten Unternehmen gut vorbereitet sein, um die Anforderungen der neuen Regelungen korrekt umzusetzen. Steuerliche Beratung und ein klarer Nachweis der aufgewendeten F&E-Kosten sind entscheidend, um die Vorteile der neuen Gesetzgebung voll auszuschöpfen. Die klare Definition der förderfähigen Ausgaben, wie sie im Gesetzesentwurf vorgesehen ist, erleichtert dabei die Einordnung und Verwaltung der Aufwendungen. Unternehmen sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, um frühzeitig auf mögliche Anpassungen im Steuerrecht reagieren zu können. Die Einbeziehung von Softwareentwicklung in die Liste förderfähiger F&E-Ausgaben könnte langfristig zudem den Wettbewerb im Innovationsbereich weiter anheizen.
Die Steuervergünstigungen setzen Anreize, mehr Kapital in Forschung und Entwicklung zu investieren und letztlich auch den technologischen Fortschritt voranzutreiben. Insgesamt stellt das „Big Beautiful Bill“ einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Forschungsförderung in den Vereinigten Staaten dar. Durch die vorübergehende Abschaffung der Amortisationspflicht und durch die Anerkennung von Softwareentwicklungsaufwendungen als unmittelbare F&E-Kosten entsteht für viele Unternehmen ein bedeutendes steuerliches Anreizsystem. Die Reform bietet nicht nur Liquiditätsvorteile, sondern unterstützt zudem ein innovationsfreundliches Umfeld, das gerade in einem zunehmend digitalen Zeitalter essenziell ist. Voraussetzung für den Erfolg des Vorhabens ist sicherlich die zügige Verabschiedung des Gesetzes durch das Parlament und den Senat.
Ebenso bleibt abzuwarten, inwieweit noch Veränderungen im Gesetzgebungsprozess vorgenommen werden und wie die endgültigen Vorschriften ausgestaltet sein werden. Doch die Anzeichen sprechen dafür, dass die Neuregelungen auch in ihrer finalen Form Unternehmen mehr Spielraum bei der steuerlichen Behandlung von Forschungs- und Entwicklungskosten geben werden. Für Stakeholder aus Wirtschaft und Politik bedeutet dies auch, die Balance zwischen Steueranreizen und fiskalischer Verantwortung zu wahren. Das Gesetz muss einen Ausgleich schaffen zwischen der Förderung von Innovationen und der Vermeidung von Steuerausfällen. Vor allem die genaue Abgrenzung der förderfähigen Kosten ist dafür entscheidend.
In der Praxis sollten Unternehmen sich darauf einstellen, ihre Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen künftig detaillierter zu dokumentieren und ihre Steuerstrategien an den neuen Regelungen auszurichten. Die Einbeziehung von Softwareentwicklung als unmittelbar absetzbare F&E-Kosten eröffnet hier neue Chancen, erfordert gleichzeitig aber auch erhöhte Aufmerksamkeit bei der steuerlichen Planung und Compliance. Abschließend lässt sich festhalten, dass das „Big Beautiful Bill“ einen zukunftsweisenden Ansatz darstellt, die Innovationstransformation in den USA nachhaltig zu fördern. Durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für F&E – und speziell für softwarebezogene Entwicklungsaktivitäten – erhalten Unternehmen wichtige Impulse, ihre Innovationskraft zu stärken, was letztlich auch die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft positiv beeinflusst.