Angus Barbieri, ein schottischer Mann italienischer Abstammung, ist berühmt für seine außergewöhnliche Fastengeschichte, die bis heute als die längste dokumentierte Dauer ohne feste Nahrung gilt. Barbieri begann 1965, mit 27 Jahren, ein Fasten, das unglaubliche 382 Tage dauerte und ihn von einem Gewicht von 207 Kilogramm auf 82 Kilogramm brachte. Sein Fall ist nicht nur aus medizinischer Sicht faszinierend, sondern spricht auch für menschliche Willenskraft und die Grenzen, die der Körper ertragen kann. Geboren in Tayport, einer kleinen Stadt in Schottland, wuchs Angus in einem italienischstämmigen Haushalt auf, dessen Familie einen Fisch-und-Chips-Laden betrieb. Schon früh war er durch sein starkes Übergewicht stark eingeschränkt: Sein Gewicht erschwerte ihm alltägliche Aufgaben und schränkte seine Mobilität stark ein.
Ein prägnantes Beispiel dafür ist ein Besuch im Jahr 1961 beim British Home Championship im Wembley-Stadion. Aufgrund seiner Größe brauchte er Hilfe, um durch die Türen zu gelangen, was zeigt, wie beeinträchtigend sein Übergewicht bereits war. Das Fasten von Angus begann am 14. Juni 1965 in der Maryfield Klinik in Dundee, wo er ursprünglich eine kurze Fastenkur erwartete. Ärzte rieten ihm zunächst zu einem möglichst kurzen Fasten, doch Barbieri war entschlossen, sein Idealgewicht zu erreichen.
Die Willenskraft, die er offenbarte, war bemerkenswert, zumal er im Verlauf der Monate keinen Hunger mehr verspürte. Seine Ernährung während des Fastens bestand ausschließlich aus kalorienfreien Flüssigkeiten wie Tee, Kaffee und kohlensäurehaltigem Wasser. Ergänzt wurde dies durch Vitamine und Hefeextrakt, um die notwendigen Nährstoffe und Aminosäuren zu gewährleisten. Gelegentlich fügte er seinen Getränken Milch und Zucker hinzu, vor allem gegen Ende des Fastens. Obwohl zahlreiche medizinische Experten Fasten über wenige Tage oder Wochen als vertretbar ansehen, stellte Barbieris Fasten eine extreme Ausnahme dar.
Er verbrachte den Großteil der Zeit nicht stationär im Krankenhaus, sondern lebte zu Hause in Tayport und ließ sich nur regelmäßig ambulant medizinisch überwachen. Dabei wurden Blut- und Urinproben entnommen, um seine Gesundheit zu überprüfen und sicherzustellen, dass kein Nährstoffmangel oder Organschaden auftrat. Auffällig ist, dass seine Verdauung stark verlangsamt war. Es wurden Berichte festgehalten, dass er bis zu 48 Tage ohne Stuhlgang verbringen konnte, was die außergewöhnliche Stoffwechselfunktion in dieser Zeit verdeutlicht. Das Ende des Fastens war für Barbieri der 30.
Juni 1966. Nach 382 Tagen des Verzichts auf feste Nahrung wog er nur noch 82 Kilogramm – ein Verlust von 125 Kilogramm, was einem Großteil seines ursprünglichen Körpergewichts entspricht. Nach dem Ende des Fastens begann eine behutsame Wiedereinführung von Nahrungsmitteln, zuerst in Form von Salz und Zucker, um seinen Körper langsam an die Wiederaufnahme fester Nahrung zu gewöhnen. Am 11. Juli 1966 nahm er seine erste Mahlzeit zu sich, bestehend aus einem gekochten Ei und einer Scheibe Butterbrot.
Dies war für ihn eine neue Erfahrung, die er mit den Worten kommentierte, dass er sich nicht mehr erinnern könne, wie Essen schmecke, und das Essen gut vertragen habe. Dieser Fastenvorgang wurde später im Guinness-Buch der Rekorde vermerkt und bis heute nicht übertroffen. Obwohl Guinness aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken andere Langzeitfasten-Rekorde nicht mehr aktiv fördert oder anerkennt, bleibt Barbieris Fall ein faszinierendes medizinisches und menschliches Beispiel. Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 1973, die seinen Fall untersuchte, kam zu dem Schluss, dass er das Fasten ohne bleibende gesundheitliche Schäden überstand und über die Jahre hinweg ein gesundes Gewicht beibehalten konnte. Auch nach seinem Fasten entwickelte sich Barbieris Leben positiv.
Er zog nach Warwick, heiratete und bekam zwei Söhne. Sein Gewicht blieb lange Zeit im normalen Bereich, was auf eine erfolgreiche Umstellung seiner Lebensgewohnheiten hindeutet. Leider verstarb er 1990 nach einer kurzen Krankheit, aber seine Geschichte lebt weiter und wird bis heute als ein bemerkenswertes Beispiel für die Möglichkeiten des menschlichen Körpers angesehen. Die Geschichte von Angus Barbieri bietet zahlreiche Einblicke in Themen wie Gewichtsverlust, Fasten und Stoffwechsel. Sie zeigt, dass mit entsprechender medizinischer Betreuung und einem starken Willen selbst scheinbar unmögliche Ziele erreicht werden können.
Dennoch mahnen Experten, dass ein solch extremes Fasten ohne medizinische Überwachung lebensgefährlich sein kann und keinesfalls nachgeahmt werden sollte. Fasten in moderater Form wird heute häufig zur Unterstützung der Gewichtsreduktion oder aus gesundheitlichen Gründen angewandt. Intermittierendes Fasten, bei dem innerhalb bestimmter Zeitfenster gegessen wird, hat einen großen Zulauf gefunden und wird von vielen Experten als sicher und effektiv eingestuft. Die Geschichte von Barbieri erinnert uns jedoch daran, dass Fasten eine komplexe physiologische Herausforderung darstellt, die stets mit Vorsicht und unter professioneller Anleitung betrachtet werden muss. Abschließend bleibt Angus Barbieri eine historische Figur, deren Fastenleistung weltweit Anerkennung findet.
Sein Rekord ist weniger eine Einladung zum Nachahmen, sondern vielmehr eine Demonstration menschlicher Ausdauer, medizinischer Möglichkeiten und die Bedeutung von sorgfältiger Überwachung bei extremen körperlichen Veränderungen. Sein Leben und sein Fasten hinterlassen eine nachhaltige Spur in der Geschichte der Medizin und Gewichtsreduktion.