Die Beobachtung der Sonnenkorona stellt einen entscheidenden Aspekt der Sonnenforschung dar und ist von großer Bedeutung für das Verständnis von Sonnenaktivitäten sowie deren Auswirkungen auf das Weltraumwetter. Bedingt durch die extreme Helligkeit der Sonnenoberfläche gilt es, spezielle Instrumente und Verfahren einzusetzen, um die vergleichsweise schwache Korona sichtbar zu machen. Das am Lijiang Observatorium eingesetzte 10 cm Coronagraph-System bildet hier eine wegweisende technische Lösung, welche durch ein modernes, integriertes und automatisiertes Steuerungssystem ergänzt wurde, um hochpräzise, zuverlässige und kontinuierliche Beobachtungen zu gewährleisten.Das Lijiang 10 cm Coronagraph ist ein internes Okultationsinstrument mit einem Öffnungsverhältnis, das optimal auf die Beobachtung des inneren Sonnenkoronas abgestimmt ist. Die Installation auf über 3000 Metern Höhe am Standort in Lijiang in Westchina schafft dabei ideale Bedingungen, um atmosphärische Störeinflüsse zu minimieren und qualitativ hochwertige Daten zu gewinnen.
Die zentrale Wellenlänge für die Beobachtung ist die sogenannte grüne Koronalinie bei 530,3 nm, welche vom Eisen-Fe XIV-Ion emittiert wird und Aufschluss über die hochenergetischen Prozesse in der Korona gibt.Ein Schlüssel für die hohe Effizienz und Datenqualität des Systems ist die umfassende Integration der verschiedenen Subsysteme des Coronagraphen. Zu den wesentlichen Komponenten zählen der präzise Nachführungsmotor für die exakte Ausrichtung des Teleskops, ein mehrstufiges Filtersystem inklusive eines abgestimmten Lyot-Filters und eines Quantum-Filters für unterschiedliche Wellenlängenbereiche, sowie ein geschlossenes Steuerungssystem für die Schutzkuppel. Letztere schützt das empfindliche optische System vor Witterungseinflüssen und Staub, ohne die präzise Nachführung und Beobachtung zu beeinträchtigen.Die elektronische Steuerung beruht auf einem modularen Ansatz, der sowohl Stand-Alone-Funktionalitäten einzelner Hardwarekomponenten ermöglicht als auch eine zentrale Koordination aller Abläufe gewährleistet.
Hierbei kommt das ASCOM-Alpaca-Protokoll zum Einsatz, das eine moderne, netzwerkgestützte Kommunikation zwischen den Geräten, wie Teleskop, Kameras und Filtereinheiten, erlaubt. Diese offene Plattform versetzt das System in die Lage, flexibel auf Erweiterungen zu reagieren und verschiedene Softwarekomponenten untereinander zu vernetzen.Die Bildaufnahme erfolgt über drei hochauflösende Kameras mit USB 3.0 Schnittstellen, die simultan unterschiedliche Aspekte der Beobachtung abdecken. Neben der Hauptkamera für die koronalen Aufnahmen ermöglicht eine spezielle Kamera die Überwachung der Sonnenposition relativ zum Okultor, wodurch ein Trackingfehler in Echtzeit korrigiert werden kann.
Zusätzlich wird eine Kamera für die Aufzeichnung von Erscheinungen in der Chromosphäre genutzt, wie beispielsweise Protuberanzen.Ein herausragendes Merkmal ist die Fähigkeit zur autonomen Durchführung kompletter Beobachtungszyklen. Das automatisierte System steuert den Ablauf über verschiedene Beobachtungsmodi, welche auf die unterschiedlichen wissenschaftlichen Anforderungen abgestimmt sind. Zu den Routineoperationen zählt die Aufnahme von Bildern in mehreren schmalbandigen Wellenlängen, die mittels eines flüssigkristallbasierten Lyot-Filters in weniger als einer Minute durchgestimmt werden können. Dieses Design erlaubt neben der präzisen Messung der Koronasichtbarkeit auch die Erfassung von Dopplerverschiebungen, die Rückschlüsse auf Bewegungen in den koronalen Plasmen zulassen.
Darüber hinaus ist das System mit einer Reihe von Hilfsgeräten ausgestattet, welche die Beobachtungsqualität sichern und zusätzliche Umweltparameter erfassen. Hierzu gehören eine meteorologische Station zur Messung von Windgeschwindigkeit, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, ein All-Sky-Kamera-System zur kontinuierlichen Überwachung der Himmelstrübung sowie ein solarer Photometer zur Intensitätskalibrierung der aufgenommenen Bilder. Ferner stellen GPS-basierte Zeitserver sicher, dass alle Daten mit einheitlicher und genauer Zeitreferenz versehen werden.Die Kombination dieser Subsysteme mit einer robusten Steuerungssoftware ermöglicht es, den Coronagraphen nahezu vollständig fernzusteuern. Ein vielseitiges Benutzerinterface unterstützt Beobachter dabei, sowohl manuelle Eingriffe vorzunehmen als auch automatisierte Messpläne auszuführen.
Speicherung und Verwaltung der Daten erfolgen effizient und nachvollziehbar durch eine modulare Softwarearchitektur mit paralleler Verarbeitung und eigener Visualisierung der Systemzustände.Das Ergebnis dieser Technikinnovation ist eine deutliche Steigerung der Beobachtungseffizienz bei gleichzeitig signifikanter Reduzierung des Bedienaufwands. Die Verfügbarkeit des Systems liegt bei über 90 Prozent, die mittlere Betriebszeit zwischen Fehlern wurde auf mehr als 1100 Stunden verlängert. Diese Stabilität ist insbesondere bei der Langzeitbeobachtung von dynamischen Koronastrukturen von hoher Bedeutung. Automatisierte Warn- und Überwachungssysteme schützen das Instrument darüber hinaus wirksam vor Umweltgefahren und technischen Ausfällen, was die kontinuierliche Datenerhebung auch bei widrigen Bedingungen sichert.
Die gewonnenen Bildserien und deren Kalibrierungsergebnisse werden für die wissenschaftliche Öffentlichkeit über eine dedizierte Online-Plattform bereitgestellt. Forscher können somit Daten für weiterführende Analysen der koronalen Magnetfelder und Plasmaaktivitäten verwenden, welche für Fortschritte in der Weltraumwettervorhersage unerlässlich sind. Die Erkenntnisse vom Lijiang-Observatorium fließen zudem in die Entwicklung größerer Boden-Coronagraphen ein, die zukünftig umfassendere Einsichten in solare Phänomene ermöglichen werden.Das Lijiang 10 cm Coronagraphprojekt steht exemplarisch für die Fortschritte im Bereich automatisierter Sonnenbeobachtungssysteme. Die Kombination aus hochpräziser Optik, intelligenter Steuerung und umfassender Umweltüberwachung gestaltet die Plattform zu einem leistungsfähigen Werkzeug für die Erforschung des solaren Corona-Magnetismus und dessen Auswirkung auf das heliosphärische Umfeld.
Durch die Einbindung modernster Softwareframeworks sowie offener Kommunikationsprotokolle ist das System zudem zukunftssicher konzipiert und bietet eine solide Basis für zukünftige Erweiterungen und technologische Innovationen im Bereich der koronalen Astronomie. Insgesamt markiert die erfolgreiche Integration und Automatisierung am Lijiang Observatorium einen bedeutenden Schritt hin zu einer neuen Ära effizienter, nachhaltiger und präziser Sonnenphysikforschung.