Die Finanztechnologie-Branche steht unter großem Druck, sich an die sich stetig wandelnden Marktbedingungen und die wachsenden Kundenerwartungen anzupassen. Klarna, eines der führenden Unternehmen im Segment der „Buy Now, Pay Later“-Dienstleistungen, hat sich entschlossen, diesen Herausforderungen mit einem tiefgreifenden Wandel zu begegnen. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Umstrukturierung ist der massive Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), der dazu beigetragen hat, die Mitarbeiterzahl innerhalb kurzer Zeit um rund 40 % zu verringern. Sebastian Siemiatkowski, der CEO von Klarna, bestätigte in einem aktuellen Interview, dass die Belegschaft von rund 5.000 auf knapp 3.
000 Angestellte geschrumpft ist. Diese Reduktion sei zum Teil auf den Einsatz von KI zurückzuführen, aber auch auf natürliche Fluktuation und eine bereits im Vorfeld implementierte Einstellungsstopp-Strategie. Klarna geht mit einem konsequenten Sparprogramm voran, das die Unternehmenskultur und das tägliche Geschäft grundlegend verändert. Die Rolle der künstlichen Intelligenz bei Klarna darf nicht unterschätzt werden. Siemiatkowski betont immer wieder, wie die Einführung von KI-Tools einen enormen Produktivitätsschub ausgelöst hat.
So wurde etwa eine AI-generierte Version des CEOs genutzt, um die Quartalsergebnisse zu präsentieren, was gleichzeitig demonstrierte, wie repetitive und zeitintensive Aufgaben automatisiert werden können. Dies macht den Weg frei für eine schlankere Belegschaft und effizientere Abläufe. Die Partnerschaft mit OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, ist ein Beispiel für die Innovationsbereitschaft von Klarna. Bereits 2023 begann Klarna mit der Integration dieser Technologie, um den Kundenservice zu verbessern. Ein Jahr später führte das Unternehmen einen KI-basierten Kundenservice-Assistenten ein, der mittlerweile die Arbeit von rund 700 menschlichen Servicemitarbeitern übernommen hat.
Diese Automatisierung reduziert nicht nur die operativen Kosten, sondern verbessert auch die Reaktionsgeschwindigkeit und Verfügbarkeit des Supports. Der Wandel bei Klarna zeigt sich auch an den Zahlen aus dem IPO-Prospekt: Anfang 2023 beschäftigte das Unternehmen noch 5.527 Vollzeitmitarbeiter, rund ein Jahr später waren es nur noch 3.422. Trotz des Einstellungsstopps hält Klarna an einer selektiven Personalpolitik fest und sucht gezielt nach Talenten, vor allem in Europa, um die verbleibenden Teams zu stärken.
Siemiatkowski stellt klar, dass die Reduktion der Belegschaft nicht allein auf KI zurückgeht. Die natürliche Fluktuation, die sich pro Jahr auf etwa 15 bis 20 % beläuft, trug wesentlich dazu bei, dass das Unternehmen ohne umfangreiche Kündigungen Schrumpfung betreiben konnte. Die klare Kommunikation gegenüber den Mitarbeitern, dass das Unternehmen sich verkleinern werde, sorgte für Transparenz und erleichterte den Prozess. Interessanterweise plant Klarna, künftig wieder mehr menschliche Kundenservice-Mitarbeiter einzustellen, allerdings in einem neuen Modell, das an Gig-Economy-Plattformen wie Uber angelehnt ist. Diese Strategie soll es ermöglichen, flexibler auf Nachfrageschwankungen zu reagieren und gleichzeitig die Qualität der Kundenbetreuung zu verbessern, da laut CEO allein durch die ausschließliche Nutzung von KI die Qualität gelitten habe.
Der Einsatz von KI bringt auch Herausforderungen mit sich. Klarna musste gewährleisten, dass der Kundenservice trotz Automatisierung menschlich und individuell bleibt. Die Balance zwischen Effizienz und Kundenzufriedenheit ist entscheidend, um Vertrauen und Marktposition zu erhalten. Künstliche Intelligenz unterstützt hierbei durch schnelle Problemlösungen und rund um die Uhr verfügbare Services, muss aber stets durch menschliche Expertise ergänzt werden. Im Kontext des Marktes und der Finanzwelt ist Klarna’s Vorgehen ein Zeichen für die weitreichenden Veränderungen, die Fintech-Unternehmen durchlaufen.
Die Bereitschaft, neue Technologien wie künstliche Intelligenz zu adaptieren und gleichzeitig die Unternehmenskultur flexibel zu halten, entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Zeitalter. Die aktuellen weltwirtschaftlichen Schwankungen, etwa durch politische Ereignisse wie die Einführung neuer Zölle in den USA, hatten Klarna gezwungen, seinen Börsengang mehrfach zu verschieben. Dennoch bleiben die IPO-Pläne bestehen, da der Markt sich stabilisiert hat und neue Investoren Interesse zeigen. Die Erfahrungen aus der Restrukturierung und der KI-Implementierung könnten Klarna auch auf diesem Weg einen Vorteil verschaffen. Zusammengefasst zeigt die Entwicklung bei Klarna exemplarisch, wie Unternehmen durch technische Innovationen und strategische Personalmaßnahmen nicht nur Kosten senken, sondern auch erfolgreicher und widerstandsfähiger werden können.