Der Sitzplatz 11A ist in den letzten Jahren zum Synonym für Frustration unter europäischen Flugreisenden geworden, besonders bei Passagieren von Ryanair. Trotz der vermeintlichen Vorzüge eines Fensterplatzes erleben viele Passagiere eine bittere Enttäuschung, wenn sie dort Platz nehmen – der Grund: Der heiß begehrte Fensterplatz 11A verfügt schlichtweg über kein Fenster. Doch wie es zu dieser skurrilen Situation kommen kann und warum ausgerechnet dieser Sitzplatz so berüchtigt geworden ist, hat mit der Ingenieurskunst moderner Flugzeuge und der Art und Weise, wie Kabinenlayouts gestaltet werden, zu tun.Die Boeing 737-800, das meistgenutzte Flugzeug der Billigfluggesellschaft Ryanair, ist mit einer Kabinenluftzirkulation ausgestattet, die über Kanäle an den Seitenwänden verläuft. Diese Kanäle sorgen für die Versorgung der Kabine mit konditionierter Luft, die aus sogenannten „Packs“ stammt.
Diese Packs kühlen und regulieren die Luft, die entweder von den Triebwerken oder dem Hilfstriebwerk des Flugzeugs abgegeben wird. Ein wichtiger technischer Punkt ist, dass diese Luftkanäle entlang der Kabinenwand auf der linken Seite an der Position verlaufen, an der bei der Reihe 11 der Sitz 11A liegt. Aus diesem Grund mussten die Fenster an dieser Stelle weggelassen werden, da der Luftkanal den Raum beansprucht. Das Resultat: Ein Sitzplatz, der tatsächlich als Fensterplatz im Buchungssystem erscheint, aber in der Realität keinen Ausblick bietet.Diese Besonderheit ist jedoch nicht ausschließlich ein Problem von Ryanair.
Auch andere Airlines, die Boeing 737-Modelle im Einsatz haben, weisen ähnliche Merkmale auf, wobei der genaue Sitzplatz des fensterlosen Sitzes variieren kann. Bei Alaska Airlines beispielsweise findet sich ein solcher Fensterplatz je nach Flugzeugvariante zwischen den Reihen neun und elf. Zudem sind weitere Plätze, wie 12A, 12F, 14A und 14F, bei Ryanair aufgrund des Luftkanals ebenfalls betroffen und verfügen über teilweise eingeschränkte oder keinen Fensterblick.Für Passagiere ist die Enttäuschung oft groß, denn ein Fensterplatz gilt gemeinhin als besonders beliebt. Er bietet nicht nur eine Möglichkeit, die Landschaft zu beobachten, sondern lässt auch das Gefühl von Raum und Offenheit in einer oft beengten Kabine entstehen.
Der Verlust dieses Blickes kann daher das Reiseerlebnis unangenehm beeinträchtigen. Immer wieder berichten Fluggäste von ihrem Ärger über die irreführende Sitzplatzwahl – trotz zahlreicher Beschwerden und Memes auf sozialen Medien wurde die Problematik lange nicht eindeutig kommuniziert.Glücklicherweise hat Ryanair in den letzten Jahren begonnen, beim Buchungsvorgang darauf hinzuweisen, welche Sitzplätze eingeschränkte Fenster oder keine Fenster besitzen. Dieses Maß an Transparenz hilft Passagieren, Fehlbuchungen zu vermeiden. Zudem kann es sich lohnen, bei Flügen mit Ryanair und ihren Tochtergesellschaften wie Buzz oder Malta Air kritisch auf die Sitzplan-Anzeigen zu achten und die spezifische Flugzeugvariante zu prüfen.
So lassen sich die „Fensterlosen“ gezielt umgehen, indem Sitzplätze in anderen Bereichen der Kabine gewählt werden, zum Beispiel die Extra-Beinfreiheit-Sitze in den ersten Reihen des Flugzeugs, die meist voller Fenster sind und mehr Komfort bieten.Interessanterweise finden sich im Netz sogar humorvolle Reaktionen auf diesen Mangel. Es gibt Accounts, die sich ausschließlich dem Thema des fensterlosen 11A widmen, mit zahlreichem Bildmaterial, Memes und Erfahrungsberichten von Passagieren. Auch soziale Netzwerke sind voll von Tweets und Diskussionen, in denen das Thema immer wieder aufgegriffen wird. Trotz des Ärgers bleiben solche Beiträge oft scherzhaft und zeigen eine gewisse Akzeptanz der ungewöhnlichen Gegebenheit.
Neben der technischen Ursache und den kundenbezogenen Herausforderungen offenbart das Thema 11A auch etwas über die Dynamik im modernen Luftverkehrsmarkt. Billigfluglinien, die auf maximale Rentabilität angewiesen sind, konfigurieren ihre Flugzeuge möglichst dicht und effizient. Dabei rücken Sitzreihen näher zusammen, und manchmal müssen Kompromisse bei der Kabinenausstattung eingegangen werden. Ein fehlendes Fenster ist in dieser Rechnung ein zu vernachlässigender Faktor im Vergleich zu zusätzlichen Sitzplätzen, die direkt den Umsatz beeinflussen. Dies erklärt, warum viele Billigflieger ähnliche Konstellationen aufweisen.
Die Geschichte des Sitzes 11A zeigt eindrucksvoll die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Fluggäste und den betriebswirtschaftlichen sowie technischen Anforderungen einer Billigfluggesellschaft. Für Passagiere, die Wert auf einen Fensterplatz legen, ist es essenziell, sich im Vorfeld gut zu informieren und im Zweifel auf andere Sitzplätze auszuweichen. Viele Fluggesellschaften bieten inzwischen detaillierte Sitzpläne und Informationen zum Kabinenlayout online an, was die Entscheidung erleichtert.Abschließend bleibt der Sitzplatz 11A ein prominentes Beispiel für eine kleine technische Notwendigkeit mit großer Wirkung auf den Passagierkomfort. Wer künftig auf Flügen mit Ryanair oder anderen Airlines der Boeing 737-Familie reist, sollte diesen Sitzplatz mit Vorsicht wählen oder bewusst meiden.
Mit dem Wissen um die Hintergründe kann man die typische Enttäuschung vermeiden und das Flugerlebnis entspannter genießen. Und vielleicht bleibt dann noch genug Zeit, den besonderen Reiz eines echten Fensterplatzes in den Wolken zu genießen.