Seit mehr als drei Jahrzehnten galt die jährlich erscheinende Fifa-Videospielreihe als fester Bestandteil der Gaming-Welt und Fußballkultur. Das legendäre Fifa International Soccer von Electronic Arts aus dem Jahr 1993 legte den Grundstein für die bislang erfolgreichste Sportvideospielserie weltweit. Doch im Jahr 2023 kam es zum Bruch zwischen dem Fußballweltverband Fifa und dem Spielentwickler EA Sports, was eine Ära beendete und den Weg für eine neue, ungewöhnliche Partnerschaft ebnete. Der Streit um Lizenzgebühren entfachte eine Diskussion über die Wirtschaftlichkeit und Zukunft der digitalen Fußballspiele. Die Fifa forderte mehr als das Doppelte der bisherigen 150 Millionen Euro und setzte damit EA unter erheblichen Druck.
EA wiederum reagierte souverän und setzte die erfolgreiche Reihe unter dem eigenen Label EA Sports FC fort, womit sie weiterhin hohe Verkaufszahlen erzielen konnte – allerdings ohne das heiß begehrte Fifa-Logo. Für die Fifa selbst ist die Situation jedoch schwieriger. Ohne den renommierten Spieleentwickler scheiterte die Suche nach einem traditionellen Partner, der ein neues Hauptspiel für den Verband entwickelt. Neben den wirtschaftlichen Hürden stehen auch die zahlreichen Skandale, vor allem in Bezug auf Korruption und Machtmissbrauch innerhalb des Verbands, der Marke im Weg. Diese Negativschlagzeilen haben das Image der Fifa nachhaltig beschädigt und könnten ein Grund dafür sein, dass sich namhafte Entwickler zurückzogen.
In dieser misslichen Lage fand die Fifa schließlich einen neuen Kooperationspartner – aber ausgerechnet in der Kryptobranche. Das Ergebnis dieses Deals ist das Spiel „Fifa Rivals“, das für Sommer 2025 angekündigt ist und ein völlig anderes Konzept verfolgt als klassische Fußballsimulationen. Statt realistischer Fußballaction setzt es auf ein Arcade- und Gaming-System mit starkem Bezug zu Blockchain-Technologie und Kryptowährungen. Die Spielmechanik von Fifa Rivals erinnert eher an ein digitales Sammelkartenspiel als an ein traditionelles Sportspiel. Spielerinnen und Spieler erstellen virtuelle Teams aus digitalen Spielerkarten, die unterschiedliche Attribute und Spielstärken besitzen.
Diese Karten sind als NFTs auf der sogenannten Mythos-Blockchain gesichert, einer Technologie, die Besitzrechte digital abbildet und damit theoretisch den Handel und die Verwaltung von virtuellen Gütern dezentralisiert. Entwickelt wird Fifa Rivals von Mythical Games, einem kalifornischen Studio, das bereits Erfahrungen im Bereich Blockchain-Gaming mit einem ähnlichen Produkt namens NFL Rivals gesammelt hat. NFL Rivals zeigt dabei, wie ein solches Konzept in der Praxis funktionieren kann. Spieler erhalten in der Regel kostenlose Karten durch das Erfüllen täglicher Aufgaben, der Fortschritt gestaltet sich aber langsam und erfordert entweder viel Geduld oder den Einsatz von echtem Geld. Das neue Spiel soll zwar insgesamt kostenlos spielbar sein, doch der eigentliche Fortschritt und Erfolg hängen maßgeblich vom investierten Kapital ab.
Hochwertige Karten und somit stärkere Teams sind meist nur durch kostenpflichtige Käufe zu erzielen. Dieses „Pay-to-Win“-Prinzip ist bei vielen Spielern umstritten und sorgt für Frustration, da die eigenständigen Fähigkeiten im Spiel oft weniger Gewicht haben als die ursprüngliche Stärke der Karten. Die Grafik von Fifa Rivals ist bewusst stilisiert und humorvoll gestaltet – weit entfernt von den realistischen Darstellungen traditioneller Fußballsimulatoren. Die Spielzüge werden simpel animiert, der Fokus liegt auf dem Sammel- und Kryptoelement sowie auf sozialen Funktionen und Ranglisten. Doch der entscheidende Dreh liegt in der Integration von Blockchain und Kryptowährungen.
Die Spielertransaktionen laufen über die Mythos-Blockchain und verwenden eine eigene Kryptowährung, was den Handel und Besitz von Karten transparent machen soll, gleichzeitig allerdings Kritik nach sich zieht, weil die gesamte Branche für spekulative, oft undurchsichtige Praktiken bekannt ist. Diese Neuorientierung stößt nicht überall auf Begeisterung. Viele Stimmen aus der Gaming-Community und der Fachpresse betrachten den Schritt in die Kryptowelt mit Skepsis. Die Fifa selbst wird wiederholt vorgeworfen, den Fokus allein auf Profit und Monetarisierung zu legen. Kritiker sehen im neuen Spiel nicht mehr als eine weitere Ausprägung des sogenannten Lootbox-Prinzips, das Spieler zum Investieren von echtem Geld animieren soll, während der Spielspaß in den Hintergrund rückt.
Zudem gibt es Befürchtungen, dass Fifa Rivals so zu einer weiteren Einnahmequelle für einen Verband wird, der schon zuvor immer wieder durch skurrile Finanzierungsmodelle und fragwürdige Geschäftspraktiken aufgefallen ist. Ein wesentlicher Aspekt bei Fifa Rivals ist außerdem der sogenannte Grind-Effekt. Wer ohne finanziellen Einsatz spielen möchte, ist einem langwierigen Prozess ausgesetzt, bei dem nur durch stetiges Spielen und Erledigen von Aufgaben langsam bessere Karten und Vorteile erspielt werden können. Dieses System trennt die Community schnell in zwei Lager: jene, die sich Karten teuer kaufen, und jene, die mit Geduld und Zeit versuchen, mitzuhalten – mit allen Nachteilen und Frustrationen, die daraus entstehen. Im Vergleich dazu war die Marke Fifa einst ein Garant für Qualität, Authentizität und einen möglichst realistischen Fußballerlebnis.
Inzwischen scheint sie zu einem Symbol für die Herausforderung geworden zu sein, klassische Unterhaltungsformate mit neuen Technologien und Monetarisierungsmodellen zu verbinden, ohne die Fans vor den Kopf zu stoßen. Die Wahl der Kryptobranche als Partner wirkt dabei wie ein Paukenschlag – die Branche wird häufig mit ethisch fragwürdigen Praktiken, hoher Spekulation und undurchsichtigen Geschäften in Verbindung gebracht, was das Image der Fifa kaum verbessert. Dennoch zeigt das Beispiel Fifa Rivals auch, wie neue Technologien wie Blockchain und NFTs die Spielewelt verändern können. Die Möglichkeit, digitale Güter eindeutig zu besitzen, zu handeln oder zu sammeln, bietet völlig neue Wege für Entwicklungen in der Gaming-Industrie. Ob dies im Fußballspielkontext funktioniert, ob sich Spieler mit dem Konzept anfreunden können und ob es Nachhaltigkeit besitzt, bleibt abzuwarten.
Eines steht jedoch fest: Fifa Rivals markiert einen Wendepunkt und zeigt die Richtung, in die sich Sportspiele möglicherweise in den kommenden Jahren bewegen könnten. Parallel zu Fifa Rivals geht EA mit seiner eigenen Reihe EA Sports FC weiterhin den bewährten Weg und setzt auf traditionelle Fußballsimulation mit hohen Anforderungen an Realismus und Gameplay. Diese gespaltene Situation gibt den Spielern die Wahl zwischen zwei sehr unterschiedlichen Konzepten: dem kostenlosen, aber auf Monetarisierung basierenden Sammelkartenspiel mit Krypto-Elementen und der klassischen Fußballsimulation, die auf spielerisches Können und Markenauthentizität baut. In der öffentlichen Debatte zeigt sich zudem, dass die Community gespalten ist. Einige Spieler begrüßen das innovative Potenzial der Blockchain-Technologie für das Gaming, insbesondere wenn dadurch Besitzrechte an digitalen Assets abgesichert werden können.
Andere wiederum kritisieren die einseitige Ausrichtung auf Profit, die den Spielspaß beeinträchtigen kann. Die Fifa selbst steht vor der Herausforderung, ihren Ruf zu verbessern und sich in einer zunehmend digitalisierten und komplexen Welt neu zu positionieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fifa Rivals symbolisch für den derzeitigen Umbruch in der Welt der Fußballspiele steht. Der Bruch mit einem langjährigen Entwickler, der Neuanfang mit einem ungewöhnlichen Partner und das Aufbrechen traditioneller Geschäftsmodelle sind enorme Risiken, aber auch Chancen. Ob die Kryptotechnologie bei Fifa Rivals Erfolg hat oder doch eher als Störfaktor wahrgenommen wird, hängt wesentlich von der Akzeptanz durch die Spielerschaft und der Qualität des Spiels ab.
Ungeachtet aller Kritik bleibt festzuhalten, dass die Digitalisierung und die Suche nach neuen Geschäftsmodellen den Fußball vom Spielfeld auf die virtuelle Ebene verlagern. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Sport, Technologie und Finanzwelt zunehmend. Ob diese Entwicklung langfristig eine Bereicherung für Fans und Spieler darstellt oder zum Renditeturbo für Verbände und Investoren verkommt, wird die Zukunft zeigen.